Erstmals wird die Kommunistische Partei in Kuba nicht mehr von einem Castro angeführt. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel wird Nachfolger von Raúl Castro.
Kuba hat das Ende der Ära Castro besiegelt: Die Kommunistische Partei Kubas bestimmte Staatschef Miguel Díaz-Canel nun auch zu ihrem neuen Vorsitzenden. Er wurde beim achten PCC-Kongress in das Amt des Ersten Sekretärs gewählt, wie die Partei mitteilte. Dieses gilt als mächtigster Posten im sozialistischen Karibikstaat, wo die Kommunistische Partei die einzige zugelassene Partei ist. Díaz-Canel tritt damit nun auch in diesem Amt die Nachfolge von Raúl Castro an.
Er werde strategische Entscheidungen über die Zukunft der Nation allerdings mit Castro absprechen, sagte Díaz-Canel den Angaben zufolge am Montag vor den Parteidelegierten in Havanna.
Neuer Parteichef galt als Castros rechte Hand
Erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1965 wird die PCC damit nicht mehr von einem Castro angeführt. Der heute 89-jährige Raúl Castro hatte das Amt des Ersten Sekretärs im Jahr 2011 von seinem älteren Bruder, dem Revolutionsführer Fidel Castro, übernommen, der 2016 starb. Vor drei Jahren gab er bereits den Posten als Staatspräsident an Díaz-Canel ab.
Dieser galt zuvor als Castros rechte Hand. Nach seiner Zeit beim Militär stieg der Elektroingenieur schnell beim kommunistischen Jugendverband auf. Als Parteichef der Provinz Villa Clara ermöglichte der damals noch langhaarige Funktionär ein recht liberales Kulturleben. Mit 43 Jahren zog er 2003 als jüngstes Mitglied in das Politbüro der Kommunistischen Partei ein und übernahm den Parteivorsitz in der Provinz Holguín. Später wurde er Minister für Hochschulbildung und Vizepräsident.
Díaz-Canel muss Balance für Kuba finden
Als erster Präsident, der nach der Revolution von 1959 geboren wurde, muss der 60 Jahre alte Díaz-Canel jetzt auch als Parteichef eine Balance zwischen Kontinuität der Revolution und einer schrittweisen Öffnung der Wirtschaft finden.
Kuba ist mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert - nicht nur wegen der Corona-Pandemie, sondern auch wegen des US-Embargos, das zuletzt unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump noch verschärft wurde. Vier Fünftel des Konsumbedarfs werden nach Kuba eingeführt. Kubaner müssen oft in langen Schlangen anstehen, um an Dinge des Grundbedarfs zu kommen.
Junge Kubaner unzufrieden mit Regierung
Die jungen Kubaner drücken in letzter Zeit verstärkt ihren Unmut in den sozialen Netzwerken aus. Aber Raúl Castro ermahnte sie noch einmal, gegen den "Feind" - die USA - zusammenzustehen und sich nicht von den "Verlockungen" der "sakrosankten bürgerlichen Demokratie" beeindrucken zu lassen.
Während des Parteikongresses beklagten Dutzende Oppositionelle, unabhängige Journalisten und Künstler via Twitter, dass sie von der Polizei daran gehindert wurden, ihre Häuser zu verlassen. Andere berichteten von Telefon- und Internet-Sperrungen. Die Direktorin von Amnesty International, Erika Guevara-Rosas, kritisierte das "autoritäre Regime", das in Kuba an der Macht sei.
Der Amtsantritt des langjährigen Parteisoldaten Díaz-Canel steht nicht für eine politische Neuorientierung Kubas.
Bei einem Besuch auf Kuba konnte Papst Johannes Paul II. damals den Atheisten Fidel Castro davon überzeugen, dem Bau von drei neuen Kirchen zuzustimmen.