Nach knapp drei Jahren gibt SPD-Vize Kevin Kühnert vorzeitig den Bundesvorsitz der Jungsozialisten auf. Hintergrund der Entscheidung: Kühnert strebt eine Karriere im Bundestag an.
Nach knapp drei Jahren gibt SPD-Vize Kevin Kühnert sein Amt ab und gibt den Bundesvorsitz der Jungsozialisten (Jusos) auf. Hintergrund der Entscheidung sind seine Ambitionen, in den Bundestag einzuziehen. Kühnerts Nachfolger wird Anfang Januar bekannt gegeben.
Auf einem digitalen Bundeskongress läutet die SPD-Nachwuchsorganisation die Briefwahl für seine Nachfolge ein. Einzige Kandidatin ist bisher die ehemalige nordrhein-westfälische Juso-Landesvorsitzende Jessica Rosenthal. Sie fordert unter anderem die Einführung einer staatlichen Jobgarantie.
Kühnert-Nachfolge soll am 8. Januar feststehen
Das Ergebnis der Abstimmung soll am 8. Januar veröffentlicht werden. Die Jungsozialisten wollen auf ihrem Kongress auch den Bundestagswahlkampf einläuten und über 134 Anträge abstimmen.
Neben Kühnert sollen auf dem Kongress auch die beiden Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sowie SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz sprechen.
Begegnung SPD-Kanzlerkandidat Scholz und Kühnert
Besonders diese Begegnung könnte interessant werden, da viele Jusos Scholz kritisch sehen und etwa bei der Wahl zur Parteispitze vor gut einem Jahr gegen ihn stimmten.
Spannend könnte auch werden, wie sich das Verhältnis zwischen Kühnert und Scholz weiterentwickelt. Besonders, weil der Finanzminister, der eher zur Parteirechten in der SPD gezählt wird, 2021 als Kanzlerkandidat für die Sozialdemokraten ins Rennen geht.
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Welche Probleme auf Scholz warten
Selten war die SPD so einig. Ohne große Diskussion wurde Olaf Scholz heute zum Kanzlerkandidaten nominiert. Doch diese Einigkeit hat Risse. Und auf Scholz warten einige Probleme.
Kühnerts politische Erfolge - Kampagne für Esken und Walter-Borjans
Kühnerts bisher größter politischer Erfolg war wohl die geglückte Kampagne im SPD-internen Auswahlverfahren für den Parteivorsitz zugunsten der jetzigen Amtsinhaber Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.
Deren Sieg in der Stichwahl über den vom gesamten engeren Führungszirkel unterstützten Vizekanzler Olaf Scholz und dessen Duo-Partnerin Klara Geywitz ebnete zugleich auch Kühnert den Weg in die Riege der Parteivize.
Kampagne gegen die Groko
Immer wieder hat Kühnert, seit seiner Wahl zum Juso-Vorsitzenden im November 2017, in der SPD Akzente gesetzt und dabei oft bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Gleich als eine seiner ersten Amtshandlungen startete er eine Unterschriftenaktion und Social-Media-Kampagne gegen die große Koalition.
Dies trug dazu bei, dass sich die Sozialdemokraten erst nach Sonderparteitag und Mitgliederbefragung zur Neuauflage des Regierungsbündnisses mit der Union bereit fanden.
Kevin Kühnert hat sich als Juso-Vorsitzender und als erklärter Gegner der großen Koalition einen Namen gemacht. Cherno Jobatey hat den SPD-Politiker getroffen.
Werdegang in der Partei
Auch danach preschte Kühnert wiederholt mit Vorschlägen vor, die sich im Bündnis mit der Union gewiss nicht umsetzen lassen - so etwa für die Vergesellschaftung von Großkonzernen, wie zum Beispiel den Autokonzern BMW.
In der SPD ist Kühnert schon sein halbes Leben aktiv. Geboren am 1. Juli 1989 in Berlin, absolvierte er als Jugendlicher ein Schülerpraktikum in einem SPD-Kreisbüro.
Konstantes Engagement in der SPD
Nach dem Parteieintritt weitete Kühnert sein Engagement kontinuierlich aus - als Landesvorsitzender der Berliner Jusos, Mitarbeiter eines Mitglieds im Berliner Abgeordnetenhaus und seit drei Jahren als Bezirksverordneter in Tempelhof-Schöneberg.
Sein bislang nicht abgeschlossenes Studium der Politikwissenschaften musste dahinter zurückstehen.