Die Schulen sollen offenbleiben, da sind sich die Kultusminister einig. Vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag wollen sie Empfehlungen abgeben, wie sich das machen lässt.
In einer Sonderschalte beraten die Kultusministerinnen und -minister der Länder heute über die Lage an den Schulen vor dem Hintergrund der wachsenden Omikron-Welle. Bei den Beratungen geht es darum, wie der Schulbetrieb auch bei steil ansteigenden Infektionszahlen aufrechterhalten werden kann.
Schulschließungen im großen Stil kein Thema
Vorab machten Vertreter mehrerer Bundesländer deutlich, dass erneute Schulschließungen im großen Stil nicht zur Debatte stehen, und forderten vereinfachte Quarantäneregeln. Bindende Vereinbarungen sind von den Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK) nicht zu erwarten.
Der Koordinator der SPD-regierten Bundesländer in der KMK, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe, sagte:
KMK-Präsidentin: Schulschließungen nur im Notfall
Man müsse die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen besser im Blick haben als bisher, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), die zum Jahresbeginn die KMK-Präsidentschaft übernommen hat, den Funke-Medien. "Das bedeutet, dass wir die Schulen erst dann schließen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind."
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sicherte den Ländern Hilfe zu. "Ich hoffe sehr, dass sich die Kultusministerkonferenz dafür aussprechen wird, die Schulen auch mit Omikron offenzuhalten. Wir unterstützen als Bund mit allem, was notwendig ist, um das zu ermöglichen", sagte die FDP-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Hessens Kultusminister: Schulen kritische Infrastruktur
Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU), Koordinator für die CDU-regierten Länder in der KMK, forderte mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag eine Entscheidung zu kürzeren Quarantänezeiten.
In Deutschland wird darüber diskutiert, ob die Quarantänezeiten - wie in einigen anderen Ländern - verkürzt werden sollen, um wichtige Versorgungsbereiche am Laufen zu halten, falls Infektionen sprunghaft zunehmen.
Jeder vierte Schüler im Rückstand
In den Schulen soll eine Situation wie vor einem Jahr vermieden werden. Damals waren die Schulen im Lockdown, der in den Frühling hinein nur schrittweise aufgehoben wurde. Manche Schüler kehrten erst im Mai in die Klassen zurück. Wegen der langen Ausfälle wird geschätzt, dass sich bei fast einem Viertel der Schülerinnen und Schüler Lernrückstände aufgebaut oder vergrößert haben.
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, verwies auf die Gefahr psychischer und körperlicher Erkrankungen durch Schließungen. Außerdem könnten die Schulen durch das gute Testsystem dazu beitragen, das Infektionsgeschehens unter Kindern und Jugendlichen zu regulieren.
Beispielhaftes Mecklenburg-Vorpommern
Flächendeckende Schulschließungen sind nach Änderungen am Infektionsschutzgesetz auch nicht mehr möglich. Thüringen musste deshalb seinen Plan zurückziehen, mit Distanzunterricht ins neue Jahr zu starten. Nun wird es den Schulen selbst überlassen, wie sie vorgehen wollen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern sollen die Schulen selbst entscheiden. Dafür gibt es einen Drei-Stufen-Plan. Die Schulen sollen immer am Donnerstag festlegen, ob es in der kommenden Woche
- Unterricht in voller Präsenz (Phase 1)
- mit wechselnden Gruppen bei älteren Schülern (Phase 2)
- oder auch Distanzunterricht (Phase 3) gibt.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, findet dieses Vorgehen sinnvoll. Grundsätzlich seien Lehrkräfte natürlich für Präsenzunterricht, sagte der dem Portal "Watson". Allerdings "nicht um jeden Preis".
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