Zehn Jahre nach Aufdeckung des Missbrauchsskandals: Justizministerin Lambrecht wehrt sich gegen Geheimarchive bei der katholischen Kirche - exklusiv im ZDF.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) fordert die katholische Kirche im Interview mit der ZDF-Sendung "Berlin direkt" auf, zehn Jahre nach Aufdeckung des Missbrauchsskandals den Worten Taten folgen zu lassen - und den Opfern endlich Entschädigungen zu zahlen. Zugleich übte sie harsche Kritik an der Haltung der Kirche, die eigenen Archive nicht zu öffnen:
"Jeder, der in diesem Zusammenhang tätig ist, muss auch wissen, dass das aktive Vertuschen solcher Taten im Einzelfall die Strafbarkeit wegen Strafvereitelung nach sich ziehen kann", sagte die Bundesjustizministerin. Lambrecht kündigte an, bei der Aufarbeitung des Skandals genau hinzuschauen. "Da, wo der Staat handeln kann, beispielsweise durch Ermittlungen, werden wir jede Möglichkeit nutzen", so Lambrecht.
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Drei Fragen an Christine Lambrecht
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Schulen, Internate, Sportvereine - Missbrauch tritt an vielen Orten auf
Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat die katholischen Bistümer aufgefordert, jetzt eine Entscheidung zur unabhängigen Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche zu treffen. "Eine längere Hängepartie ist den Betroffenen nicht weiter zumutbar", sagte Rörig am Mittwoch. Bei der Aufarbeitung des Missbrauchs sei die katholische Kirche noch in der Anfangsphase.
Der Missbrauchsskandal war vor zehn Jahren mit der Aufdeckung von Missbrauchsfällen am katholischen Canisius-Kolleg in Berlin ins Rollen gekommen. Ende Januar 2010 hatte der Leiter des Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, Missbrauchsfälle an dem Internat aus den 1970er und 80er Jahren öffentlich gemacht. Das löste deutschlandweit Erschütterung aus. In der Folge wurden zahlreiche weitere Fälle in der katholischen und evangelischen Kirche, an der hessischen Odenwaldschule und anderen Internaten sowie in Sportvereinen und weiteren Einrichtungen bekannt.
"Wir haben bis heute keine unabhängige Aufarbeitung", so Matthias Katsch von der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch" zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, die vor 10 Jahren aufgedeckt wurden.
Katholische Kirche will Glaubwürdigkeit zurückgewinnen
Im Frankfurter Dom ist am Donnerstagabend die erste Versammlung des Reformprozesses Synodaler Weg der katholischen Kirche eröffnet worden. Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, betonte im Eröffnungsgottesdienst, dass die Kirche Glaubwürdigkeit zurückgewinnen müsse.
Der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, zog eine Verbindung zwischen dem Missbrauchsskandal und weiteren Streitthemen unter Katholiken: "Vielleicht war das der Tropfen, der ein Fass zum Überlaufen brachte, in dem sich Ärger und Enttäuschung über liegengebliebene Reformen seit dem Ende der Siebziger Jahre angestaut haben." Auch die inzwischen selbstverständliche Teilhabe der Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik müsse in der Kirche zu wirklichen Reformen führen, sagte Sternberg.
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Alle Informationen zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und dessen Aufarbeitung finden Sie auf unserer Themenseite:
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Missbrauch in katholischer KircheHintergründe und Analysen.
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