18 Millionen Einwohner, 13 Millionen Wahlberechtigte: Die Landtagswahl im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW gilt als kleine Bundestagswahl. Und ist diesmal besonders spannend.
Die Umfragen sehen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ein knappes Rennen zwischen CDU und SPD um den ersten Platz. Die Grünen könnten als starke dritte Kraft Königsmacher sein.
Wüst zu kurz im Amt für einen Amtsbonus
CDU-Mann Hendrik Wüst kämpft um das Amt des Ministerpräsidenten, das er vor gerade mal sechs Monaten vom glücklosen Armin Laschet übernommen hat. Das ist gerade lang genug für Wüst, um bekannt zu werden. Aber es ist zu kurz, um einen Amtsbonus aufzubauen. Im Wahlkampf bemüht Wüst sich vor allem, wenig Angriffsfläche zu bieten. Einst schneidig-forscher Jungpolitiker, präsentiert er sich nun als moderner Konservativer: Wüst spricht gerne vom Vaterglück mit seiner einjährigen Tochter und zitiert Merkels "Wir schaffen das" bei Hilfsangeboten für Ukraine-Geflüchtete.
Schafft Wüst es, Ministerpräsident zu bleiben, dürfte er mit 46 Jahren auch der kommende Mann der CDU sein. Schafft er es nicht, hätte die CDU nach dem Kanzleramt auch das größte Bundesland verloren - und Parteichef Friedrich Merz ein dickes Problem.
SPD-Herausforderer Kutschaty hat Chancen
Auch SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty hat Chancen auf das Amt. Der 53-Jährige war sieben Jahre lang Justizminister im Kabinett von Hannelore Kraft (SPD), seine Bekanntheit im Land ist dennoch überschaubar. Kutschaty setzt auf prominente Unterstützung und zeigt sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf Plakaten: "Gemeinsam für NRW und Deutschland" - Bund und Land, Hand in Hand, der direkte Draht nach Berlin als Wahlargument.
Kutschatys Sozialdemokraten liefern sich seit Monaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU, beide Parteien liegen um die 30 Prozent. Im aktuellen Politbarometer Extra NRW hat die CDU die Nase leicht vorn mit 32 Prozent, die SPD kommt auf 29. Auch als möglicher Zweitplatzierter will Kutschaty seine Chancen zur Regierungsbildung ausloten, hat er angekündigt.
- Wahl in NRW: CDU weiter vor SPD
Kurz vor der Landtagswahl liegt CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst vorn, die SPD dicht dahinter. Das zeigt das aktuelle ZDF-Politbarometer Extra.
Die Grünen als Königsmacher
Die Grünen dürfen laut Demoskopen mit einem starken Ergebnis rechnen. Dank der Strahlkraft ihrer Politikstars Annalena Baerbock und Robert Habeck könnten sie Drittplatzierte werden. Damit käme ihnen die Rolle des Königmachers zu: Schwarz-Grün oder Rot-Grün, NRW-Spitzenkandidatin Mona Neubaur hat im Wahlkampf jede Festlegung vermieden.
Stattdessen verkündete Neubaur selbstbewusst, dass es inzwischen fast egal sei, welcher Mann in die Staatskanzlei einziehe. Entscheidend sei vielmehr, dass die Richtung einer neuen Regierung mit starken Grünen stimme - da spricht jemand, der sich umworben fühlen darf.
Die FDP schwächelt in NRW
Die FDP hingegen schwächelt, nach dem ZDF-Politbarometer Extra reicht es mit sechs Prozent nicht mehr für eine Fortsetzung der schwarz-gelben Regierungskoalition. Vor allem das Schulressort macht der FDP zu schaffen, die liberale Ministerin Yvonne Gebauer verärgerte mit ungeschicktem Management in der Pandemie Lehrkräfte und Eltern.
So hat die Partei wohl nur Aussicht auf Regierungsbeteiligung, wenn es keine Zweier-, sondern eine Dreierkonstellation gibt. Dabei scheut auch die FDP Festlegungen: Jamaika oder Ampel, Spitzenkandidat Joachim Stamp schließt nichts aus. Es sei wichtig, dass die Grünen nicht allein mit einem Partner unterwegs seien, so klingt Stamps Wunsch nach Regierungsbeteiligung.
- Wahl in NRW: Wer könnte mit wem?
Bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD ab. Das Koalitionsnavi schaut, wo es z.B. mit den Grünen inhaltlich passen würde.
AfD weiter auf der Oppositionsbank
Die AfD dürfte mit Markus Wagner wieder in den Landtag einziehen, aber auf der Oppositionsbank landen - keine andere Partei will mit ihr koalieren. Bei allen anderen bleibt es spannend: Wer landet vorn und wer regiert dann? Das ist bei dieser Wahl offener denn je.