Ex-VW-Chef Diess bei "Lanz": China gut für unseren Wohlstand

    Ex-VW-Chef bei "Lanz":Diess: China gut für unseren Wohlstand

    von Pierre Winkler
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    Herbert Diess erklärt, warum deutsche Abhängigkeit von China in wirtschaftlicher Hinsicht etwas Gutes sein kann. Politisch aber kritisiert er die Führung in Peking scharf.

    Markus Lanz und Herbert Diess
    Herbert Diess diskutiert mit Markus Lanz über die deutsche Abhängigkeit von China.
    Quelle: ZDF/Cornelia Lehmann

    Buckelt Deutschland vor China? Dieser Vorwurf war angesichts der Peking-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) laut geworden. Für Herbert Diess sind beste Beziehungen zu China indes kein Problem.

    Wir haben nicht nur eine negative Abhängigkeit, sondern China leistet auch einen großen Beitrag zu unserem Wohlstand.

    Ex-VW-Chef Herbert Diess

    Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG warb am Donnerstagabend bei Markus Lanz für einen "rationaleren Umgang" mit China. Das bevölkerungsreichste Land der Welt habe nicht nur in Deutschland "viel Wohlstand geschaffen", sondern beispielsweise auch in den USA.
    China sei ein größerer Teil der Weltwirtschaft, "als wir uns das vorstellen wollen". Als Beispiel führte Diess die Autoindustrie an: "Die Hälfte des weltweiten Marktes ist China."

    Werk in Xinjiang: "Besser aufrechterhalten als zumachen"

    Unter dem österreichischen Manager hatte VW seine Geschäfte in China weiter ausgebaut. Diess hielt in seiner Zeit an der Spitze des größten europäischen Autoherstellers auch am Werk in der Region Xinjiang fest. Menschenrechtsorganisationen hatten mehrfach enthüllt, wie brutal die chinesische Führung dort die Minderheit der Uiguren in Umerziehungslagern unterdrückt.

    Ich habe immer die Position vertreten: Es ist besser, dort zu bleiben, diesen Standort aufrechtzuerhalten, als den Standort zuzumachen.

    Ex-VW-Chef Herbert Diess

    Das Werk sei vor seiner Zeit bei VW gegründet worden, um die Region nach vorne zu bringen: "Präsenz von einem internationalen Unternehmen in so einer Region führt immer dazu, dass man Öffnung hat."
    In diesem Zusammenhang erinnerte Diess an eine "schöne Aussage von Nelson Mandela zur deutschen Automobilindustrie". Diese war während der Zeit der Apartheid in Südafrika geblieben. Mandela habe das nach seiner Wahl zum Präsidenten begrüßt:

    Er [Mandela] hat gesagt, es war gut, dass sie blieben.

    Ex-VW-Chef Herbert Diess

    Entsprechend müsse Deutschland sich jetzt auch der Realität stellen. Ohne China werde es nicht mehr gehen. Beispiel Windkraft: Die Technologie dafür sei in Deutschland erfunden und industrialisiert worden.

    Und dann haben wir es aufgrund schusseliger Politik versäumt, die hier in Gang zu halten und haben sie an China verloren.

    Ex-VW-Chef Herbert Diess

    Jetzt sei China der weltweit größte Hersteller bei Windkraft- und Solartechnik. Und das findet Diess sehr gut: "China ist der größte Emittent von CO2, die müssen sich am schnellsten und am dramatischsten ändern." Je mehr China in erneuerbare Energien investiere, desto mehr komme das beim Klimaschutz auch Deutschland zugute.
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    Eventuelle Abhängigkeit? Diess: "Kann man jederzeit ändern"

    Eine eventuelle Abhängigkeit bei diesen Technologien könne man jederzeit ändern, prophezeite Diess:

    Wir können die Industrie in Deutschland entweder subventionieren oder vor Importen schützen, dann ist die auch schnell wieder aufgebaut. Das ist keine nachhaltige dramatische technologische Abhängigkeit.

    Ex-VW-Chef Herbert Diess

    Überhaupt seien Abhängigkeiten "nicht per se schlecht, denn sie zwingen einen dazu, dass man miteinander redet".

    Ex-VW-Chef: Öffentlichkeit überschätzt China

    Die deutsche Öffentlichkeit überschätze China zudem in vielen Fällen. Das machte Diess am aus seiner Sicht falschen Kurs der Regierung unter Präsident Xi Jinping fest: "Ich finde ihn in der Politik, die sehr stark leninistisch ist, die marxistisch ist, die den privaten Sektor zurückdrängt, sehr unglücklich."
    Die Kommunistische Partei führe China in eine Phase des geringeren Wachstums und "in einen Marxismus, der letztlich für China nicht funktionieren wird".

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