Interview
Ex-VW-Chef bei "Lanz":Diess: China gut für unseren Wohlstand
von Pierre Winkler
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Herbert Diess erklärt, warum deutsche Abhängigkeit von China in wirtschaftlicher Hinsicht etwas Gutes sein kann. Politisch aber kritisiert er die Führung in Peking scharf.
Herbert Diess diskutiert mit Markus Lanz über die deutsche Abhängigkeit von China.
Quelle: ZDF/Cornelia Lehmann
Buckelt Deutschland vor China? Dieser Vorwurf war angesichts der Peking-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) laut geworden. Für Herbert Diess sind beste Beziehungen zu China indes kein Problem.
China sei ein größerer Teil der Weltwirtschaft, "als wir uns das vorstellen wollen". Als Beispiel führte Diess die Autoindustrie an: "Die Hälfte des weltweiten Marktes ist China."
Werk in Xinjiang: "Besser aufrechterhalten als zumachen"
Unter dem österreichischen Manager hatte VW seine Geschäfte in China weiter ausgebaut. Diess hielt in seiner Zeit an der Spitze des größten europäischen Autoherstellers auch am Werk in der Region Xinjiang fest. Menschenrechtsorganisationen hatten mehrfach enthüllt, wie brutal die chinesische Führung dort die Minderheit der Uiguren in Umerziehungslagern unterdrückt.
Das Werk sei vor seiner Zeit bei VW gegründet worden, um die Region nach vorne zu bringen: "Präsenz von einem internationalen Unternehmen in so einer Region führt immer dazu, dass man Öffnung hat."
In diesem Zusammenhang erinnerte Diess an eine "schöne Aussage von Nelson Mandela zur deutschen Automobilindustrie". Diese war während der Zeit der Apartheid in Südafrika geblieben. Mandela habe das nach seiner Wahl zum Präsidenten begrüßt:
Entsprechend müsse Deutschland sich jetzt auch der Realität stellen. Ohne China werde es nicht mehr gehen. Beispiel Windkraft: Die Technologie dafür sei in Deutschland erfunden und industrialisiert worden.
Jetzt sei China der weltweit größte Hersteller bei Windkraft- und Solartechnik. Und das findet Diess sehr gut: "China ist der größte Emittent von CO2, die müssen sich am schnellsten und am dramatischsten ändern." Je mehr China in erneuerbare Energien investiere, desto mehr komme das beim Klimaschutz auch Deutschland zugute.
Datawrapper-Grafik Handelsvolumen Deutschland China
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Eventuelle Abhängigkeit? Diess: "Kann man jederzeit ändern"
Eine eventuelle Abhängigkeit bei diesen Technologien könne man jederzeit ändern, prophezeite Diess:
Überhaupt seien Abhängigkeiten "nicht per se schlecht, denn sie zwingen einen dazu, dass man miteinander redet".
Ex-VW-Chef: Öffentlichkeit überschätzt China
Die deutsche Öffentlichkeit überschätze China zudem in vielen Fällen. Das machte Diess am aus seiner Sicht falschen Kurs der Regierung unter Präsident Xi Jinping fest: "Ich finde ihn in der Politik, die sehr stark leninistisch ist, die marxistisch ist, die den privaten Sektor zurückdrängt, sehr unglücklich."
Die Kommunistische Partei führe China in eine Phase des geringeren Wachstums und "in einen Marxismus, der letztlich für China nicht funktionieren wird".
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