Zu faul für Arbeit? Esken verteidigt Arbeitsmoral der Gen Z
Zu faul für Arbeit?:Esken verteidigt Arbeitsmoral der Gen Z
von Felix Rappsilber
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SPD-Chefin Esken fordert vom deutschen Arbeitsmarkt "mehr Flexibilität". Sie verteidigt bei "Lanz" die Arbeitsmoral der Generation Z gegen Kritik.
Wie Klimaschutz u. Energiewende sozialverträglich gestaltet werden sollen, zur Bildungs- u. Arbeitsmarktpolitik, über die Ziele sowie die Lebens- u. Arbeitseinstellung der "Generation Z"08.06.2023 | 75:18 min
Arbeitgeber und Institutionen müssten jungen Menschen ein Angebot machen, "das erfüllende Arbeit, Flexibilität, Bezahlung, Sicherheit bietet", forderte SPD-Chefin Saskia Esken am Donnerstagabend bei Markus Lanz. Im April hatte sie sich für die Einführung der Vier-Tage-Woche bei Lohnausgleich ausgesprochen.
Esken: Erwerbsarbeit für Generation Z nicht Kern des Lebens
Mit Blick auf hohe Lebenshaltungskosten und Angst vor Altersarmut sagte Esken: "Einerseits dieses Unsicherheitsgefühl, aber andererseits der Kulturwandel, dass Erwerbsarbeit nicht der Kern des Lebens ist - das ist was, was die junge Generation jetzt erlebt."
Als Esken angefangen habe, als Software-Entwicklerin zu arbeiten, habe nur einer ihrer Kollegen kleine Kinder gehabt. Dass dieser nachmittags seine Kinder abholen wollte, "fanden wir zum Kopfschütteln, wir haben 70 Stunden gearbeitet". Nun warb die SPD-Chefin um Verständnis für die Bedürfnisse der jungen Generation:
Sie hätten gesehen, "wenn dann am Ende die Väter in Rente gehen mit 65, 66, 67" und "in ein tiefes Loch fallen, weil plötzlich das Leben weg ist".
Lifestyle-Frage privilegierter Akademiker?
Diese "Lifestyle-Frage" sei eine, "die unter privilegierten Akademikern geführt wird", hielt die Journalistin Helene Bubrowski dagegen. Aus Personalabteilungen höre man von Angehörigen der Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, denen es um Selbstverwirklichung, Sinnhaftigkeit, Spaß und Zeit für diverse Hobbys gehe. Die Vermischung aus der "Verunsicherung von Menschen, die sich das Leben nicht mehr leisten können" und dem Willen, weniger zu arbeiten, sei "nicht plausibel".
Anwälte aus Großkanzleien würden beklagen, dass sie jedes Jahr 10.000 Euro Einstiegsgehalt drauflegen und das jährliche Einstiegsgehalt teilweise bei 140.000 Euro liegen würde, so Bubrowski. Dennoch forderten Berufseinsteiger weitere Sonderkonditionen, "sodass die Partner aus den Kanzleien sagen: 'Was wollt ihr denn eigentlich noch?'".
Esken: Arbeitsmarkt muss mehr auf Bedürfnisse eingehen
Esken widersprach: "Unser Arbeitsmarkt muss sich darauf einrichten, mehr Flexibilität anzubieten und mehr auf die Bedürfnisse von Beschäftigten einzugehen."
Ihre Forderung nach einer Vier-Tage-Woche verteidigte Esken anhand einer in ihrem Wahlkreis ansässigen Rehabilitationsklinik. Diese praktiziere seit Jahren die Vier-Tage Woche: "36 Stunden sind bei denen Vollzeit, bei Lohnausgleich. Die haben viel mehr Bewerbungen, höhere Beschäftigungsanteile, weniger Krankheit, weniger Fluktuation." Die Arbeitnehmer seien "superzufrieden, weil sie den einen Tag mehr Flexibilität haben".
Nicht jeder ist Fan der Vier-Tage-Woche:
Die Vier-Tage-Woche suggeriere, die Herausforderungen der Gegenwart seien mit weniger Leistung bewältigbar, warnt Steffen Kampeter, Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände.17.05.2023 | 6:27 min
Kritik an Anspruchshaltung der jungen Generation
Dennoch zeigte sich Bubrowski von "dieser Anspruchshaltung" der jungen Generation irritiert: "Ich möchte alles gleichzeitig: Ich möchte Zeit für meine Kinder haben. Ich möchte Zeit für meine Freunde, für meine Hobbys haben. Ich möchte dann noch einen total erfüllenden Job haben, der mir Karrierechancen ermöglicht, wo ich so viel verdiene, dass ich total abgesichert bin."
Man müsse individuelle Entscheidungen treffen, "bestimmte Dinge zu priorisieren oder nicht zu priorisieren". Die Debatte versteige sich: