Die Sprecherin von Fridays for Future kündigt neben Schulstreiks mehr Aktionen zivilen Ungehorsams an. Bei der Frage, wie radikal diese ausfallen, bleibt sie wortkarg.
Die Umweltschutzaktivistin fordert eine Radikalisierung der Aktionsformen, um beim Klima wieder stärker über Dringlichkeit sprechen zu können.
Die Sendung war schon fast zu Ende, da kam Markus Lanz auf "Öko-Terrorismus" zu sprechen. Politologen und Soziologen würden sich darüber derzeit intensiv Gedanken machen. "Eine komplett absurde Vorstellung", quittierte Carla Reemtsma, Sprecherin der Klimaaktivisten von Fridays for Future (FFF). Sie erlebe eine friedliche Bewegung, die Aktionen zivilen Ungehorsams nutze, um auf die Dringlichkeit und die fehlenden Ambitionen in der Klimapolitik hinzuweisen.
"Aber wir haben auch schon gesehen, dass es mal zu Gewalt kam, wenn es dann um Wälder geht", warf daraufhin Wiebke Winter ein, Mitglied des CDU-Bundesvorstands. "Dass sich Menschen da auch mit anderen Formen des Protests lautstark gemacht haben. Von daher können wir es nicht ganz von der Hand weisen, dass da eine Gefahr besteht." Reemtsma wies das zurück. Das sei in ihren Augen keine reale Gefahr.
Reemtsma fordert Radikalisierung
Es war der Gipfel der Debatte um die Frage: Wie radikal richtet sich Fridays for Future in Zukunft aus? Carla Reemtsma hatte sie ein paar Tage zuvor selbst aufgeworfen. In einem Interview mit der "taz" hatte sie gesagt: "Es braucht auf jeden Fall vielfältige Aktionsformen, von der Petition, die meine Oma unterschreiben kann, bis hin zu Leuten, die mit ihren Körpern Bagger blockieren. Wenn wir wieder stärker über Dringlichkeit sprechen wollen, braucht es eine Radikalisierung der Aktionsformen."
Lanz griff das Zitat in der Sendung auf. Was Reemtsma denn mit "Radikalisierung" konkret gemeint habe, wollte er wissen. Reemtsma wich zunächst aus. Sprach davon, dass Politiker zwar gerne mehr Klimaschutz fordern, aber in Sondierungspapieren dann doch wieder keine Antwort auf die Klimakrise anbieten würden. Das müsse FFF weiter klar benennen und dafür auch andere Aktionsformen neben dem Schulstreik nutzen.
- "Der Aufstand hat gerade erst begonnen"
Zehntausende waren auf der Straße. Im Wahlergebnis hat sich der Protest der Klima-Aktivisten aber weniger niedergeschlagen, als von ihnen erhofft. Ans Aufhören denken sie nicht.
Proteste vor Parteizentralen
Auf Nachfrage dazu, sagte sie unkonkret: "Der Schulstreik war ziviler Ungehorsam und es können auch weitere Aktionen zivilen Ungehorsams folgen." Beispielhaft nannte sie, dass Protestler nach der letzten Klimademo in Berlin noch zu den Parteizentralen der Ampel-Koalitionäre gegangen seien und diese blockiert hätten.
"Aber das ist ja nichts Neues", ging Publizist Albrecht von Lucke dazwischen. "Der Begriff der Radikalisierung ist ein gefährlicher Begriff. Das wissen Sie auch." Von Lucke verwies auf die 80er-Jahre. Da habe es in der Umweltbewegung, "aufgrund berechtigter Sorge um die Zukunft", Maßnahmen gegeben, die nicht mehr im demokratischen Rahmen gewesen seien.
Scholz gibt bei Hungerstreitk nach
Mit Blick auf die Lage heute sagte er: "Ich kann das nur ernstnehmen, wenn die Menschen da bereit sind, sich fast zu Tode zu hungern." Von Lucke spielte damit auf den Hungerstreik Ende September an. Ein 21-jähriger Klimaaktivist hatte wochenlang keine Nahrung zu sich genommen und seinen Streik im Berliner Regierungsviertel erst beendet, als Olaf Scholz ein öffentliches Gespräch zum Klimanotstand zugesagt hatte.
Von Luckes Punkt bei Lanz: Aus der Enttäuschung über die Politik und aus der Angst um die eigene Zukunft heraus könne eine Radikalisierung, von der Reemtsma gesprochen hatte, falsch verstanden werden. "Und das wäre sicherlich nicht in Ihrem Sinne."
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