Habeck bei "Lanz": Winter kann "lang und hart werden"

    Wirtschaftsminister bei "Lanz":Habeck: Winter kann "lang und hart werden"

    von Felix Rappsilber
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    Bundeswirtschaftsminister Habeck sagt, dass Deutschlands Gaskäufe ein "maßgeblicher Auslöser" der Krise des weltweiten Gasmarktes waren. Man dürfe sich nicht zurücklehnen.

    Robert Habeck bei der ZDF-Sendung Markus Lanz, auffgenommen am 22.11.2022
    Sehen Sie hier die ganze Sendung vom 22. November. 22.11.2022 | 77:15 min
    Stundenlange Stromausfälle, Produktionsstopps und Rückgänge beim Flüssiggasimport um zehn und 19 Prozent in Bangladesch und Pakistan - während Deutschlands Gasspeicher nahezu vollständig gefüllt sind, scheint der globale Süden überboten.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gestand am Dienstagabend bei Markus Lanz etwas ein, das man sich "ins Stammbuch schreiben" müsse:

    Die Preise, die Europa und Deutschland bezahlt hat, sind nicht alleiniger, aber doch maßgeblicher Auslöser dieser Krise gewesen.

    Robert Habeck

    Deutschland sei die "Hälfte der Gaslieferungen weggebrochen". Auf dem Weltmarkt hätte man daher große Mengen Gas einkaufen müssen, weswegen dieser "auch spekulativ" nach oben gegangen sei, erklärte er. Natürliche Preise seien das nicht gewesen, sondern "einfach nur eine Spekulationsblase, natürlich auch angeheizt dadurch, dass wir immer weiter Gas eingekauft haben".

    Stau der Gastanker vor Europa

    Habeck stellte klar: "Wir haben den Weltmarkt zu uns hergezogen." Der Stau der Gastanker vor Europa zeige, dass eigentlich genug Gas da wäre, "das auch in Asien hätte verstromt werden können". Aber: "Die hohen Preise ziehen die Tanker an. Die Preise, die wir in Europa zu zahlen bereit sind, können die asiatischen Länder nicht zahlen." Darum lautete Habecks Folgerung: "Wir müssen die Preise wieder runterbringen. Das machen wir, indem wir den Markt wieder in ein Gleichgewicht bringen."
    Der Gasmarkt sei "eigentlich groß genug" und wachse weiter, weil man neue Förderquellen erschließe. Der "Hunger nach Gas" sei sehr groß. Die Konsequenz: "Wir müssen aufpassen, dass wir die Klimaziele nicht komplett schreddern durch das Erschließen von neuen Gasfeldern."

    Habeck: Gaspreise geben nach

    Solange man fossile Energien verbrenne, "müssen die Länder, die sich die hohen Preise nicht leisten können, sie nicht bezahlen" - auf diesem Weg sei man nun, so Habeck. Es sei zwar "zu früh, das zu besingen", dennoch hätten die Gaspreise im Vergleich zum Sommer um ein Drittel nachgegeben.
    Angesichts dessen zeigte sich der Minister optimistisch: "Es gibt die begründete Hoffnung, dass wir aus dem Winter rauskommend eine Normalisierung des Preisniveaus haben." Im Gegensatz dazu hatte Habeck Bürgerinnen und Bürger noch vor kurzem eindringlich vor kalten Wohnungen und einer Gasmangellage gewarnt.
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    Langer und harter Winter?

    "Woher kommt das ganze Gas?", fragte Lanz. Noch gebe es keine Entwarnung, entgegnete Habeck. Der Winter könne "lang und hart werden": "Der Temperaturverlauf hat Einfluss auf den Energieverbrauch in Europa." Zudem seien die Preise noch immer "sehr hoch, eindeutig zu hoch". Habeck mahnte: "Es ist jetzt nicht so, dass man sagen kann: Es ist gut gelaufen. Lehnen wir uns zurück. Der Job ist erfüllt." Dennoch hätte "die kollektive, politische Kraft, die dieses Land in der Lage ist aufzubringen, ein paar Sachen politisch richtig beantwortet", so Habeck.
    Mit einem Gesetz, das die Betreiber verpflichtet habe, die Gasspeicher zu füllen, einer staatlichen Intervention, die Gazprom Germania unter Treuhandverwaltung gestellt habe und etlichen Geldern, um Gas zu kaufen. Habeck sagte: "Nicht zuletzt haben die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und auch die Industrie erhebliche Einsparungen vorgenommen. Die Gasverbräuche sind über den Herbst deutlich runtergegangen." Das alles habe dazu geführt, dass die Speicher zu Beginn des Winters "proppenvoll" seien. Aber: "Jetzt müssen wir schauen, dass wir die Einsparungen fortsetzen und weiter an Alternativen arbeiten."

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