Politikerin Marieluise Beck kritisiert die Zögerlichkeit der Bundesregierung bei der Lieferung von deutschen Marder-Panzern an die Ukraine.
Die Ukraine fordert von Deutschland Schützenpanzer des Typs Marder. Doch Berlin zögert. Und liefert immer neue Gründe dafür, die Marder nicht zu liefern. Marieluise Beck, frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete, zeigte sich darüber am Donnerstagabend bei Markus Lanz empört.
Grünen-Politikerin Beck kritisiert Haltung der Bundesregierung zu Marder-Panzern
Aufgebracht zählte sie die Erklärungen auf, mit denen sich die Bundesregierung nach wie vor gegen die Lieferung von Marder-Schützenpanzern ausspricht, darunter: "Die sind alle vergammelt. [...] Die Ukrainer können die nicht bedienen. [...] Die kommen sowieso viel zu spät. [...] Wir können sie selber nicht entbehren. [...] Wir müssen erst die Nato fragen."
Welche Waffen sind jetzt für die Ukraine sinnvoll und wie schnell können sie von den ukrainischen Soldaten beherrscht werden? Carlo Masala ordnet die Fragen bei Markus Lanz ein.
Mit Blick auf die immer neuen Rechtfertigungen sagte Marieluise Beck: "Ich finde, dass wir uns da auf sehr dünnem Eis bewegen, was die Wahrhaftigkeit in Deutschland anbelangt." Sie beklagte das daraus resultierende "Vertrauen, was aus Kiew gegenüber Deutschland einfach verloren gegangen ist".
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Herrmann: Marder schon Litauen zur Verteidigung versprochen
Die Journalistin Ulrike Herrmann erklärte, dass die Ukraine konkret 100 Marder-Panzer fordere. Deutschland stünden circa 370 Marder zur Verfügung, von denen etwa 250 funktionsfähig seien. Herrmann stellte klar, dass Deutschland bereits alles geliefert habe, was es liefern könne:
Die Bundeswehr wolle die 100 geforderten Marder jedoch nicht herausgeben. Die Begründung, so Herrmann: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock habe Litauen militärische Unterstützung zur Verteidigung versprochen, weswegen die Marder dort notwendig seien. Zudem sei die Linie des Bundeskanzlers, dass "kein einziger Bundeswehrsoldat" die Ukraine betreten solle. Das wiederum erschwere die Ausbildung für die Bedienung der Marder.
Die Bundeswehr kann schwere Waffen nicht entbehren, sagt Vize-Generalinspekteur Laubenthal zur Forderung der Ukraine. Dies hält Sicherheitsexperte Masala nicht für glaubwürdig.
Beck: Ukrainische Soldaten auf deutschem Boden anlernen
Beck bekräftigte, dass es möglich sein müsse, ukrainische Soldaten auf deutschem Boden an den Mardern anzulernen. Herrmann entgegnete, die Meinungen über die Dauer einer solchen Ausbildung würden sich zwischen sechs Wochen und sechs Monaten bewegen. Die Journalistin sprach vom "Drama" der Marder, die aus den Siebzigerjahren stammen und nicht mehr produziert würden:
"Wenn so ein Ding vorne in der Ukraine verlorengeht, weil jemand nicht weiß, wie man diesen Panzer repariert, dann ist der für die Bundeswehr für immer verloren." Erneut widersprach Marieluise Beck:
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Militärexperte: Entweder um Logistikkette kreisen oder schnelles Handeln
Militärexperte Carlo Masala erklärte zwei diesbezügliche Denkschulen: Egon Ramms und Hans-Lothar Domröse, zwei ehemalige Viersternegeneräle der Nato, würden von einer zwei- bis dreiwöchigen Ausbildungsdauer am Marder ausgehen. Nach dieser Zeit könne ein Soldat einen Marder zwar "einigermaßen bedienen", dennoch gebe es das Problem der Logistikkette: "Ich schicke einen Marder in die Ukraine und dann springt eine Kette ab: Wo ist die neue Kette? Und wo ist der Techniker oder die Technikerin, die diese Kette wieder draufhauen kann?"
Dem entgegen stünde ein anderer Argumentationsansatz, so Masala: "Bildet die Leute aus. Schmeißt das ins Gefecht. Und wenn’s zwei Wochen hilft, dann hilft’s und dann können wir uns um die Logistikkette auch später kümmern."
Die einen sagen, wir können den [Schützenpanzer] Marder erst liefern, wenn die gesamte Logistikkette steht, die anderen sagen, wir können ihn sofort liefern und um die Logistikkette kümmern wir uns später“, so der Verteidigungsexperte Prof. Carlo Masala.
Abschließend stellte Carlo Masala klar: "Alles schweres Gerät, was in die Ukraine kommt, was von Ukrainern beherrscht werden kann, hilft denen, die jetzt bevorstehende oder [...] schon stattfindende Offensive abzuwehren und dem standzuhalten."
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