Nach einer sechsstündigen Sondersitzung hat sich der CDU-Vorstand mit großer Mehrheit hinter Parteichef Laschet gestellt. Ist damit der Machtkampf um die K-Frage entschieden?
Nach dem Votum des CDU-Vorstands für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten muss sich an diesem Dienstag zeigen, ob der Machtkampf in der Union damit tatsächlich beendet ist. Das Führungsgremium der CDU stellte sich am frühen Dienstagmorgen nach mehr als sechsstündigen Beratungen mit klarer Mehrheit hinter eine Kandidatur Laschets.
Sitzung der Bundestagsabgeordneten am Nachmittag
Damit ist der tagelange nervenaufreibende Machtkampf um den Spitzenposten für die Bundestagswahl im September voraussichtlich entschieden, weil die CSU diese Frage zuvor in die Hand der CDU gelegt hatte. Dies entscheide die CDU jetzt "souverän", hatte der CSU-Vorsitzende Markus Söder am Montag in München erklärt. "Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung." Ob dies aber auch für die Unionsfraktion im Bundestag und die Laschet-Kritiker an der CDU-Basis gilt, muss sich erst noch zeigen.
Laschet hatte am Montagabend zum Auftakt der CDU-Vorstandssitzung seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur bekräftigt. Viele Mitglieder hätten ihm in den vergangenen Tagen gesagt, er müsse "stehen", und ihn unterstützt. Laschet hatte noch in der laufenden Vorstandssitzung für eine Entscheidung plädiert.
AKK und Günther unterstützen Laschet
Nachdem der Berliner CDU-Chef Kai Wegner dafür geworben hatte, die Entscheidung zu verschieben und ein Votum der Bundestagsfraktion und der Kreisvorsitzenden herbeizuführen, betonte Laschet nach Teilnehmerangaben: "Wir sollten heute entscheiden, wie wir es uns am Anfang vorgenommen haben." Die Berliner CDU hatte sich klar für Söder positioniert.
Eine schnelle Entscheidung verlangten auch die frühere Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Beide stellten sich Teilnehmern zufolge hinter Laschet. Der Vorstand habe sich vor einer Woche aus guten Gründen für ihn ausgesprochen, das müsse gelten, sagte Günther.
Kramp-Karrenbauer warf Söder den Angaben zufolge vor, sich nicht an die Zusage gehalten zu haben, das Votum der CDU vom vergangenen Montag zu akzeptieren. Vieles in den vergangenen Tagen sei ruinös gewesen.
Haseloff: Große Zustimmung für Söder im Osten
Ostdeutsche CDU-Politiker lieferten sich eine konträre Debatte über die Stimmung in ihren Ländern. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff wies nach Angaben aus Teilnehmerkreisen auf eine große Unterstützung der Parteibasis für CSU-Chef Söder im Osten hin. Er nehme dort eine Präferenz für diesen wahr, sagte Haseloff, der aber persönlich kein Votum für Söder abgegeben haben soll.
77 Prozent des CDU-Bundesvorstands haben in einer geheimen Wahl für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten gestimmt. Mit einer Einschätzung zu dem Ergebnis Theo Koll in Berlin.
Der Fraktionschef der CDU in Brandenburg, Jan Redmann, habe sich daraufhin klar für CDU-Chef Armin Laschet als Kanzlerkandidaten eingesetzt. Insgesamt gab es in der Sitzung gut 60 Wortmeldungen.
Union steht unter Druck
Seit vorvergangenem Sonntag hatten sich Laschet und Söder eine zunehmend härter werdende Auseinandersetzung geliefert. Dabei führte Söder immer wieder - auch am Montag - seine erheblich besseren Umfragewerte ins Feld, aus denen er größere Erfolgsaussichten bei der Bundestagswahl am 26. September ableitete.
Wer wird Kanzlerkandidat der Union? Markus Söder liegt deutlich vor CDU-Chef Armin Laschet. Das zeigt das aktuelle Politbarometer.
Die Union steht auch wegen der internen Folgen des Streits fünf Monate vor der Bundestagswahl stark unter Druck. Während die SPD mit Olaf Scholz und auch die Grünen mit Annalena Baerbock bereits ihre Kanzlerkandidatur bekannt gegeben haben, hat einzig die Union diese Personalie wegen des internen Streits noch nicht entschieden.
- Expertin: Söder hat "Spaltpilz" in CDU gelegt
"Markus Söder weiß, wie man sich strategisch geschickt verhält", sagt die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch im ZDF. Die K-Frage gefährde den Zusammenhalt innerhalb der CDU.