Karl Lauterbach doziert über neue Impfstoffe und kündigt Corona-Maßnahmen für den Herbst an. Doch bei der Umsetzung dieser Regeln steht dem SPD-Gesundheitsminister die FDP im Weg.
Es gibt dieses eine Bild, das Karl Lauterbach heute unbedingt produzieren will. Der Gesundheitsminister sitzt auf dem Podium der Bundespressekonferenz und stellt seinen 7-Punkte-Plan für den Herbst vor. Dann hält er seine schwarze FFP2-Maske hoch. Klick, klick, klick - alle Fotografen machen ihr Bild. Die Meldung zum Bild auf allen Nachrichtenseiten: "Lauterbach mahnt zur Vorsicht."
Das ist seine Rolle. Lauterbach mahnt, etwa vor der Sommerwelle. Er bittet darum, vor allem in Innenräumen freiwillig Maske zu tragen. Und er deutet an, dass im Herbst die Maskenpflicht zurückkommen könnte. Masken tragen "von O bis O", also von Oktober bis Ostern. Lauterbach fände das gut. Er sagt:
Maskenpflicht könnte an FDP scheitern
Ob sich Lauterbach damit durchsetzen wird ist unklar. Sein Gegenspieler heißt Marco Buschmann, kommt von der FDP und ist Justizminister. Die FDP will die Ergebnisse eines Expertengremiums Ende Juni abwarten und erst danach über eine Verlängerung des Infektionsschutzgesetzes nebst Maskenpflicht entscheiden.
Lauterbach sagt, er sei mit Buschmann darüber im "intensiven Gespräch". Übersetzt bedeutet das: Es gibt noch keine Einigkeit.
Und noch ein Dissens: Impfpflicht. Etwa zwei Millionen über 60-Jährige seien noch nicht gegen Corona geimpft, sagt Lauterbach. Trotzdem werde es keinen neuen Anlauf für eine Impfpflicht geben.
Vor allem an der FDP waren Impfpflicht-Anträge im Bundestag gescheitert. Und so bleiben dem Corona-Erklärer Lauterbach auch heute wieder nur mahnende Worte für mehr Impfungen. Dem Gesundheitsminister Lauterbach fehlen schlicht die Mehrheiten.
Lauterbach klingt stellenweise wie Drosten
Und so doziert Lauterbach lieber über neue Impfstoffe, die sogar vor einer Ansteckung schützen können. Schon im nächsten Jahr könnte es entsprechende Nasensprays geben.
Sie könnten proteinbasiert sein, also ohne mRNA-Technik auskommen und über die Schleimhäute wirken. Lauterbach ist jetzt ganz in der Rolle des Wissenschaftlers, der er sein Ministeramt zu verdanken hat. Lauterbach könnte jetzt auch Drosten heißen und gerade einen Podcast produzieren.
Lauterbach empfiehlt vierte Impfung für alle
In einem Punkt setzt sich Lauterbach von der Ständigen Impfkommission (Stiko) ab. Sie empfiehlt eine vierte Impfung vor allem über 70-Jährigen und will an dieser Empfehlung erst einmal festhalten. Lauterbach rät aber auch Jüngeren zum zweiten Booster.
Wer zum Beispiel 40 Jahre alt sei, dreimal geimpft und bisher nicht infiziert sei, solle eine vierte Impfung auch jetzt schon in Erwägung ziehen, etwa mit den aktuellen Impfstoffen von Biontech oder Moderna. Und zwar vor allem dann, wenn er oder sie viele Kontakte habe, also zum Beispiel in einer Bar arbeite. Dann, so sagt er leicht verheißungsvoll, könne man einen ruhigen Sommer haben.