Homöopathie als Kassenleistung: Lauterbach startet Prüfung

    Lauterbach erwägt Streichung :Auf Prüfstand: Homöopathie als Kassenleistung

    06.10.2022 | 16:47
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    Wissenschaftlich lässt sich die Wirkung von Homöopathie nicht nachweisen. Und doch zahlen die Kassen Zuschüsse. Noch. Minister Lauterbach stellt die Zuzahlungen auf den Prüfstand.

    Globuli
    Homöopathische Globuli: Bald nicht mehr mit Zuzahlung der Krankenkasse?
    Quelle: dpa

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Krankenkassen überprüfen. Der SPD-Politiker sagte dem "Spiegel":

    Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz.

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

    "Deshalb werden wir prüfen, ob die Homöopathie als Satzungsleistung gestrichen werden kann."
    Damit werden Leistungen bezeichnet, die Krankenkassen zusätzlich zu den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen gewähren können. Einige Krankenkassen bieten die Erstattung homöopathischer Arzneimittel an.
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    Außer Placebo-Effekt keine Wirkung nachgewiesen

    Basis für homöopathische Arzneimittel können pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten Stoffe werden zum Beispiel in Form von Kügelchen (Globuli) verabreicht.
    Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über Placebo-Effekte hinausgeht.

    Verordnungen für Homöopathie-Mittel rückläufig

    Schon in der Vergangenheit hatte Lauterbach die Homöopathie aufgrund fehlender wissenschaftlicher Evidenz kritisiert. So begrüßte er im März via Twitter den Beschluss des Deutschen Ärztetages, dass Ärztekammern künftig keine Weiterbildungen mehr für Homöopathie anbieten sollen.
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    Das Gesundheitsministerium verweist in diesem Zusammenhang auf den Trend der vergangenen Jahre: Laut Daten des Bundesverbandes der Pharma-Industrie sind sowohl die Verordnungen als auch die Umsätze für homöopathische Präparate in der gesetzlichen Krankenversicherung rückläufig.
    Während die Kassen 2019 noch knapp neun Millionen Euro für homöopathische Leistungen wie Anamnese und Arzneimittel ausgaben, waren es 2020 nur noch 6,7 Millionen Euro.

    Streit in der Ampel programmiert?

    Lauterbach hatte dieses Fördersystem als Bundestagsabgeordneter wiederholt scharf kritisiert. 2019 forderte er, den Krankenkassen die Mitfinanzierung von Homöopathie zu verbieten. Als Gesundheitsminister hatte sich der Politiker in dieser Richtung bislang jedoch bedeckt gehalten.
    Mit Widerstand ist aus den Reihen der Grünen zu rechnen, die in Sachen Homöopathie zerstritten sind. Aus der FDP kommen dagegen gleichfalls Forderungen, homöopathische Mittel künftig nicht mehr von den gesetzlichen Kassen bezahlen zu lassen.

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