Lauterbach: Arznei-Wirkstoffe "wieder in Europa produzieren"

    Interview

    Lauterbach zu Arznei-Engpässen:"Wirkstoffe wieder in Europa produzieren"

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    In vielen Praxen und Kliniken werden die Medikamente für Kinder knapp. Gesundheitsminister Lauterbach spricht im ZDF über Gründe und mögliche Lösungen.

    Vor allem Familien macht es zu schaffen, wenn manche Arzneimittel wie Fiebersäfte derzeit in der Apotheke nicht zu haben sind. Die Probleme bei der medizinischen Versorgung von Kindern in Deutschland könnte noch Monate andauern, befürchten Ärztevertreter. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nennt im ZDF heute journal Gründe für die Knappheit und zeigt mögliche Lösungswege auf.
    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
    Das sagt Karl Lauterbach ...

    ... zu einem möglichen Medizin-Gipfel:

    "Wir müssen jetzt handeln. Wir können uns keinen Gipfel leisten und wissen ja auch im Prinzip, was zu tun ist. Wir brauchen schnelle Lösungen für die Kinder und müssten das Problem an der Wurzel anfassen. Die Preise sind für die Nachahmerprodukte in Deutschland zu niedrig geworden. Da haben wir die Preisschraube überdreht. Zu viel Ökonomie somit."

    ... zu Gründen für die Knappheit bei Medikamenten:

    "Es wird schon noch produziert, und die Lieferung kommt auch an. Aber sie kommt nicht in Deutschland an. Die Preise sind im Ausland höher als bei uns mittlerweile. Wir zahlen mittlerweile mit die niedrigsten Preisen, weil wir dieses Rabattsystem so hochgedreht haben, dass die Preise sehr, sehr niedrig sind.
    Daher, wenn es knapp wird, wie jetzt in Europa, viele Kinder krank sind, da verkaufen die Händler lieber in anderen europäischen Ländern als in Deutschland, weil die Marge dort höher ist. Es heißt, wir sind wirklich die Ersten, wo gespart wird, wenn es knapp wird. Aber es ist noch Saft da. Wir bekommen nur wenig." 

    ... zu möglichen Lösungswegen:

    "Es ist so, dass die Preise so niedrig waren, dass man in Deutschland oder in Europa nicht produzieren konnte. Wenn aber jetzt die Krankenkassen auch mehr Ware aus Europa nehmen müssen bei etwas höheren Preisen, dann kommt die Produktion zurück.
    Wir sehen das Problem schon lange. Wir müssen einen Teil gerade der wichtigen Wirkstoffe wieder in Europa produzieren lassen. Da hilft nur der Zwang, dass die Krankenkassen dann auch aus Europa kaufen müssen."
    Quelle: ZDF, AFP, dpa

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