Mit diesen Reformen will Lauterbach Krankenhäuser entlasten

    Interview

    Reformpläne für Gesundheitswesen:So will Lauterbach Krankenhäuser entlasten

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    Personalmangel und Dauerbelastung sind Alltag in vielen deutschen Kliniken. Im ZDF erklärt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wie er das Gesundheitswesen reformieren will.

    Die Lage im deutschen Gesundheitswesen ist angespannt. Kliniken beklagen Engpässe beim Personal und spätestens seit der Corona-Pandemie Dauerbelastungen - die Rufe nach Reformen werden lauter. "Man muss sagen, 20 Jahre hat sich nichts geändert", beklagt auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im ZDF heute journal.

    Fallpauschale soll angepasst werden

    Auch wir hätten in den letzten Jahren viel über die Probleme gesprochen und niemand hätte etwas getan. Deswegen wolle er in den kommenden Tagen mit den Bundesländern seine Pläne zur Entlastung der Krankenhäuser besprechen. Bereits in dieser Woche hätte er drei Gesetze zur Umgestaltung des Krankenhaussystems mit den Ländern beraten.
    So sei eine große Reform zur Überwindung der Fallpauschale geplant. Unter anderem sollten Kinderkrankenhäuser aus den Fallpauschalen herausgenommen werden. Ebenfalls sollte eine bessere Versorgung in der Geburtshilfe sichergestellt werden, erklärte Lauterbach.
    Mehr zur Fallpauschale im Video:

    Weniger stationäre Aufnahmen

    Außerdem wolle Lauterbach sich dafür stark machen, dass künftig Leistungen im Krankenhaus erbracht werden sollen, "ohne dass die Patienten über Nacht bleiben müssen." In Deutschland werde zu vieles stationär gemacht.

    Wir machen sehr viel stationär, was eigentlich ambulant gemacht werden könnte oder ohne Übernachtung der Patienten.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Es gebe hierzulande 50 Prozent mehr stationäre Aufnahmen als in den umliegenden Ländern, ohne dass dies die Qualität der Versorgung verbessere. Die Struktur sei uralt, sagte Lauterbach und kündigte an, diese überwinden zu wollen. Das setze wiederum "natürlich Pflegekräfte frei".

    Mehr Medizinstudienplätze

    Doch nicht nur an Pflegekräften mangelt es. "Wir haben auch viel zu wenig Ärzte langfristig", bemängelte Lauterbach.

    Im Moment geht das so gerade noch, aber wir müssen eigentlich die Zahl der Medizinstudierenden deutlich erhöhen um bis zu 5.000 pro Jahr.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Derzeit bilde man angehende Mediziner für die Bedarfswelle aus, die komme, wenn die "Babyboomer alt werden". Denn dafür habe man nicht genug Ärzte.
    Arzt (Symbolbild)
    In vielen ländlichen Regionen sind Ärzte Mangelware. Die Uni Witten-Herdecke hat ein Konzept entwickelt, dass die Landlust bei angehenden Ärzten wecken soll.11.08.2022 | 2:32 min
    Am Status Quo gibt er auch den Ländern Mitschuld. Er könne nicht alleine über mehr Medizinstudienplätze entscheiden. Die Entscheidung dafür müsse mit den Ländern getroffen werden. Er habe bereits den Vorschlag in den Koalitionsverhandlungen gemacht, diesen hätten die Länder nicht mitgetragen.

    Den Ländern war schlicht und ergreifend die Ausbildung der Medizinstudierenden zu teuer.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Sehen Sie das gesamte Gespräch zwischen Karl Lauterbach und Marietta Slomka oben im Video.
    Quelle: ZDF

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