Die Minister Lauterbach und Özdemir sind zeitgleich in die Ukraine gereist. Im Gepäck: Hilfen für Medizin und Landwirtschaft. Der Besuch soll auch ein Zeichen der Solidarität sein.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat der Ukraine umfassende und konkrete Hilfen bei der Versorgung von Kriegsopfern zugesagt. "Dies ist der Beginn einer andauernden Zusammenarbeit", sagte der SPD-Politiker an diesem Freitag bei einem Besuch im westukrainischen Lemberg. Der Minister hob folgende Bereiche hervor:
- Aufgebaut werden sollen etwa Traumazentren für Verletzte sowie spezielle Container-Werkstätten zur Herstellung von Prothesen.
- Das Unfallkrankenhaus Berlin bildet ukrainische Ärztinnen und Ärzte für die Behandlung von Verbrennungswunden aus.
- Ukrainische Kliniken sollen auch an eine telemedizinische Beratung für die Behandlung von Schwerverletzten angeschlossen werden.
- Mehr als 200 Chirurgen und Notfallmediziner haben sich für einen schnellstmöglichen Einsatz in der Ukraine angeboten.
Human Rights Watch veröffentlicht heute den Report über russische Vergehen in und um Tschernihiw fest. Auch ukrainische Militärs sind im Visier der Menschenrechtsorganisation.
Lauterbach: Humanitäre Hilfe dringend nötig
"Die Ukraine braucht humanitäre Hilfe genauso dringend wie unsere militärische Unterstützung", hatte Lauterbach vor seinem Besuch in der ARD gesagt. "Kinder treten auf Minen, verlieren Gliedmaßen." Wohnblocks würden beschossen, auch unschuldige Zivilisten und Kinder schwer verletzt. Deutschland helfe deshalb ganz gezielt bei der Gesundheitsversorgung dieser Menschen.
Empfangen worden war Lauterbach von seinem ukrainischen Amtskollegen Viktor Ljaschko, mit dem er an einer Geberkonferenz für den Aufbau eines Reha-Zentrums für Kriegsversehrte teilnahm.
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Der Ukraine-Besuch Lauterbachs, der von einem Team von Chirurgen und Spezialisten begleitet wurde, fand zeitgleich mit einer Reise von Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) nach Kiew statt.
Ozdemir: "Zeichen der Solidarität"
Auch Özdemir sicherte der ukrainischen Regierung deutsche Hilfe zum Aufrechterhalten der Landwirtschaft und von Exporten trotz des andauernden russischen Krieges zu. Der Grünen-Politiker sagte in einem Agrarkolleg in Nemischajewe bei Kiew mit Blick auf Ausfuhren für die weltweite Ernährungssicherung:
Konkret nannte der Minister unter anderem folgende Hilfen:
- 500.000 Euro zum Ausbau von Laborkapazitäten in Ismajil an der Grenze zu Rumänien an, um Agrarexporte schneller abzufertigen.
- Zudem will Deutschland fünf Millionen Euro für Tierarzneimittel bereitstellen.
Özdemir machte klar, dass es ihm mit seinem Besuch zu allererst um ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine geht. Die wichtigste Frage sei, dass der von Russlands Präsident Wladimir Putin begonnene Krieg so schnell wie möglich ende, sagte er nach einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj in Kiew. "Jede andere Lösung ist eine zweit-, drittbeste Lösung."
23 Millionen Tonnen Getreide stecken in Häfen fest
Er teile Skepsis in der Ukraine, dass Russland angeblich bereit wäre, Korridore für Agrarexporte über das Schwarze Meer zu ermöglichen. "Das wäre für die Ukraine Kamikaze, sich auf das Wort von Putin zu verlassen, ohne dass es glaubwürdige, wirksame militärische Garantien gibt, dass die Sicherheit der ukrainischen Häfen und der Schiffe abgesichert ist."
Der Krieg hat zu weltweit angespannten Agrarmärkten sowie steigenden Preisen geführt und löst auch Sorgen um die Ernährungssicherung in einigen Ländern aus. Denn die Ukraine ist ein großer Exporteur unter anderem von Weizen vor allem nach Nordafrika und Asien. Nach ukrainischen Angaben können wegen Blockaden von Schwarzmeer-Häfen mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Trotz des Kriegs seien aber 75 Prozent der Agrarflächen des Vorjahres wieder bestellt worden.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.