Außenminister Sergej Lawrow: Kiew nicht bereit, "irgendetwas ernsthaft zu diskutieren".
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Russland hat eine Ausweitung seines Militäreinsatzes in der
Ukraine angekündigt. Die Ziele konzentrierten sich nicht mehr "nur" auf den Osten, sagte Außenminister Sergej Lawrow in einem Interview der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti und dem Sender RT.
Lawrow: Friedensgespräche haben aktuell keinen Sinn
Lawrow betonte auch, dass Friedensgespräche mit der Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt "keinen Sinn" hätten. Eine erste Reihe von Gesprächen habe bewiesen, dass Kiew nicht bereit sei, "irgendetwas ernsthaft zu diskutieren". Nach Lawrows Angaben waren die Friedensgespräche Mitte April weitgehend zum Erliegen gekommen.
Bei dem
Einsatz in der Ukraine gehe es nicht mehr nur um die selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk, sondern auch um die Regionen Cherson und Saporischschja sowie "eine Reihe anderer Gebiete", sagte Lawrow. "Dieser Prozess geht weiter, stetig und beharrlich."
Russland kontrolliert bereits die südliche Region Cherson und Teile der im Südosten gelegenen Region Saporischschja.
Karte, Ukraine: Städte mit mehr als 400.000 Einwohner + Cherson (ca. 287.000)
Quelle: ZDF
Außenminister: Westen pumpt Ukraine mit Waffen voll
Die Waffenlieferungen westlicher Staaten hätten Russland dazu veranlasst, seine Pläne zu überdenken, sagte Lawrow. Die "geografischen Ziele" Moskaus würden sich noch weiter von der derzeitigen Front entfernen, wenn der Westen die Ukraine weiterhin mit Waffen "vollpumpt", warnte er.
"Wir können nicht zulassen, dass der Teil der Ukraine, den
Selenskyj kontrollieren wird, oder wer auch immer ihn ersetzen wird, über Waffen verfügt, die eine direkte Bedrohung für unser Territorium und das Territorium der Republiken darstellen, die ihre Unabhängigkeit erklärt haben", sagte der russische Außenminister.
Nachdem es der
russischen Armee zu Beginn ihres Einsatzes nicht gelungen war, Kiew einzunehmen, nahm sie anschließend die östlichen Regionen Donezk und Luhansk ins Visier. Anfang Juli erklärte Russland, die vollständige Kontrolle über Luhansk erlangt zu haben.
Putin stellt Bedingungen im Getreidestreit
Zu den unter Vermittlung der Türkei und der UN geführten Gesprächen über Getreidelieferungen aus ukrainischen Häfen sagte Lawrow, Moskau habe "grundlegenden Prinzipien" für ein Getreideabkommen mit der Ukraine zugestimmt.
Allerdings habe die Delegation aus Kiew sich geweigert, eine Klausel zum Schutz russischer Exporte aufzunehmen. Die UN-Delegation wiederum habe dazu "einfach geschwiegen". Er habe deshalb UN-Generalsekretär António Guterres gebeten, sich in die Gespräche einzuschalten, sagte Lawrow.
Der russische Präsident
Wladimir Putin hatte am Dienstag eine Lockerung westlicher Sanktionen als Bedingung gestellt: "Wir werden die Ausfuhr von ukrainischem Getreide erleichtern, aber wir gehen davon aus, dass im Gegenzug alle Beschränkungen (...) für die Ausfuhr von russischem Getreide aufgehoben werden", sagte Putin bei einem Besuch in Teheran.
Die militärische Intervention Russlands in der Ukraine behindert die Exporte von Weizen und anderen Getreidesorten aus der Ukraine auf dem Seeweg. Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: AFP