Moskau will den Sturz der ukrainischen Regierung - das erklärte Russlands Außenminister Lawrow. Damit verschärft die russische Führung einmal mehr ihre Position im Ukraine-Krieg.
Laut des russischen Außenministers sei ein Regimewechsel in der Ukraine das Ziel. Unterdessen traf heute die zweite deutsche Lieferung von schweren Waffen in der Ukraine ein.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat erklärt, dass Russland den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebt. "Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien", sagte Lawrow am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben.
Die Äußerung steht im Gegensatz zu früheren Aussagen der russischen Führung, nach denen der Sturz der ukrainischen Regierung kein Ziel der Invasion in der Ukraine sei. Russland hatte in den vergangenen Tagen öffentlich seine Position im Ukraine-Krieg verschärft.
Lawrow drohte mit Besetzung weiterer Gebiete
So drohte Lawrow am Mittwoch mit der Besetzung weiterer Gebiete auch außerhalb des Donbass. Angesichts der westlichen Waffenlieferungen und deren höherer Reichweite sei es nötig, die Kiewer Truppen weiter abzudrängen von den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine, die Moskau als unabhängig anerkannt hat.
Nachdem Russland und die Ukraine ausgehandelt hatten, Getreidelieferungen möglich zu machen, nun wieder ein Rückschlag: Moskau bestätigte Raketen auf Odessa abgefeuert zu haben.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf Russland Propaganda vor. "Russland benutzt jedes Mal ein anderes Argument. Diesmal sagen sie, es sei wegen der militärischen Unterstützung", sagte die Grünen-Politikerin in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle.
Selenskyj sieht Bewahrung der nationalen Einheit als wichtigste Aufgabe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentiert Lawrows Äußerungen in seiner täglichen Videoansprache: Die Bewahrung der nationalen Einheit sei nach seiner Ansicht die wichtigste Aufgabe der Ukrainer, um den Krieg zu gewinnen und Mitglied der EU zu werden.
Wenn die Ukrainer dies schafften, werde ihnen gelingen, was Generationen vorher misslungen sei. Die Unabhängigkeit von Russland zu wahren, sich zu einem der modernsten Staaten der Welt zu wandeln und gleichzeitig den eigenen Weg Richtung Europa zu gehen, der nach Angaben Selenskyjs mit einer Vollmitgliedschaft in der EU enden wird.
"Nur diejenigen, die die wahre Geschichte nicht kennen und ihre Bedeutung nicht spüren, konnten sich entscheiden, uns anzugreifen", so Selenskyj weiter. Jahrhunderte seien die Ukrainer unterdrückt worden und sie würden ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben, versicherte der ukrainische Präsident.
Lawrow widerspricht eigenen Aussagen von früher
Kriegsziele des Kreml waren bisher, dass die Ukraine die Gebiete Donezk und Luhansk abtritt und die bereits 2014 von Russland annektierte Krim als russisch anerkennt.
Mit seiner Ankündigung, die politische Führung in Kiew auswechseln zu wollen, widerspricht Lawrow auch eigenen Aussagen vom April. "Wir haben nicht vor, das Regime in der Ukraine zu wechseln", sagte der russische Chefdiplomat damals in einem Interview mit dem Fernsehsender India Today. Es sei Aufgabe der Ukrainer zu entscheiden, unter welcher Führung sie leben wollten, versicherte Lawrow damals.
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