Lemke: 30 Prozent der Erde unter Schutz stellen

    Vor Konferenz in Montreal:Lemke: 30 Prozent der Erde soll unter Schutz

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    Kommende Woche beginnt die Biodiversitätskonferenz in Montreal. Umweltministerin Lemke erhofft sich davon ein verbindliches Abkommen, mit dem 30 Prozent der Erde geschützt werden.

    Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Bündnis 90/Die Grünen
    Der Biodiversitätsgipfel in Montreal werde ein Erfolg, wenn die "internationale Staatengemeinschaft verbindliche Ziele für den globalen Naturschutz" finde, so die Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Bündnis 90/Die Grünen.02.12.2022 | 5:48 min
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erhofft sich von der UN-Biodiversitätskonferenz im kanadischen Montreal "verbindliche Ziele für den globalen Naturschutz".
    Das deutsche Verhandlungsziel sei eine Vereinbarung, wonach bis zum Jahr 2030 jeweils 30 Prozent der weltweiten Land- und Wasserflächen unter Schutz gestellt würden, sagte die Ministerin im ZDF-Morgenmagazin. "Dieses sogenannte 30x30-Ziel sei eine "symbolhafte Marke, die wir erreichen wollen."

    Lemke fordert verbindliche Rahmenbedingungen

    2009 gab es bereits eine ähnliche Konferenz mit einer Vereinbarung über 20 Ziele bis 2020, von denen keines erreicht wurde. Warum es dieses Mal besser laufen soll, erklärte Lemke so:

    Weil wir als Europäische Union, auch ich persönlich, in Montreal, vor allem darauf verhandeln werden, dass es eben verbindliche Rahmenbedingungen gibt. Das heißt nicht nur dieses 30x30-Ziel festzulegen, sondern auch klare Schritte, wie diese Ziele erreicht werden sollen.

    Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin

    Es solle "nicht nur ein theoretisches Ziel" definiert werden. Es müsse auf der Konferenz sehr stark um die tatsächliche Umsetzung von Zielen gehen. Außerdem wolle Lemke einen Mechanismus etablieren, "der nachschärft, wenn wir uns nicht auf dem richtigen Weg befinden."
    Vor Biodiversitäts-Konferenz in Montreal
    13 Prozent aller Vogelarten, 25 Prozent aller Säugetiere und 40 Prozent aller Amphibien sind vom Aussterben bedroht. Kann die Biodiversitätskonferenz in Montreal etwas daran ändern?02.12.2022 | 1:35 min

    Artenschutz in Deutschland: "Manchmal ja, manchmal nein"

    Auf die Frage, ob der Artenschutz in Deutschland wirklich ernst genommen werde, antwortete Lemke: "Manchmal ja, manchmal nein". Gerade jetzt seien wegen des Ukraine-Kriegs andere Themen wieder stärker in den Vordergrund getreten. "Andererseits haben wir auch Tausende Naturschützer, die sich auch ehrenamtlich um den Erhalt unserer Natur hier in Deutschland kümmern."
    Die Bundesregierung habe mit dem Aktionsprogramm "Natürlicher Klimaschutz", das über vier Milliarden Euro über die nächsten vier Jahre ausgestattet ist, einen wirklich großen Schritt nach vorne getan." Nun gehe es darum, diese Mittel in der Praxis zu nutzen, um beispielsweise Flüsse zu renaturieren oder Moore zu vernässen.

    Lemke zur Energiekrise: "Vorsorge für Bevlkerung betreiben"

    Wirtschaftliche Maßnahmen der Bundesregierung wie den Gas-Deal mit Katar oder Kohle- und Atomkraftwerke länger laufen zu lassen, verteidigte Lemke mit Verweis auf die gegenwärtige Energiekrise. In dieser Situation müsse die Bundesregierung Vorsorge für die Bevölkerung und die Wirtschaft betreiben, "um durch diesen und den nächsten Winter zu kommen".
    Andererseits sei gerade auf EU-Ebene ein Lieferkettengesetz vereinbart worden, das sicherstellt, dass auf dem europäischen Binnenmarkt keine Produkte mehr kommen, die mit Entwaldung zu tun hätten.
    Auf die Frage, warum Deutschland erst ab 2025 1,5 Milliarden jährlich für den internationalen Artenschutz geben wolle, wo das Problem doch bereits jetzt akut sei, sagte Lemke, dass Deutschland bereits jetzt Gelder in diesem Bereich investiere. Die Bundesregierung habe diese Finanzzusage verdoppelt.

    Das heißt, ab 2025 wird dann doppelt so viel Geld zur Verfügung stehen wie bisher. Aber dafür brauchen wir auch ein wirklich ambitioniertes Abkommen in Montreal.

    Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin

    Korallenforscher im Roten Meer
    NANO spezial: Seit 1970 sind 68 Prozent aller Vögel, Säugetiere, Fische, Amphibien und Reptilien verschwunden. Wie wäre es, 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen? 22.09.2022 | 28:55 min

    Konferenz in Montreal ab Mittwoch

    Die 15. UN-Biodiversitätskonferenz (CBD) in der kanadischen Stadt beginnt am 7. Dezember in Montreal. Auf der Tagesordnung steht der Abschluss einer globalen Vereinbarung, um dem Artensterben bis 2050 wirksam Einhalt zu gebieten.
    Schätzungen zufolge sind derzeit etwa eine Million der mutmaßlich acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde vom Aussterben bedroht.
    In den vergangenen 500 Jahren sind bereits allein 680 Wirbeltierarten für immer verschwunden und in den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Artensterben massiv beschleunigt. Die Masse der Fluginsekten in Deutschland ist beispielsweise seit 1989 um rund drei Viertel zurückgegangen.
    Quelle: Mit Material von AFP

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