Nach dem Brand von Moria bleibt die Lage für Flüchtlinge auf den griechischen Inseln prekär. Entwicklungsminister Müller spricht von "entsetzlichen Zuständen".
Rund drei Monate nach dem Großbrand in Moria hat Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die weiterhin katastrophalen Bedingungen für Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos angeprangert.
"Das sind entsetzliche Zustände - mitten in Europa", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse". Alle seien nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria davon ausgegangen, "dass die schrecklichen Zustände nach dem Brand verbessert werden, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus", sagte Müller.
Müller: Härteste Winterwochen kommen noch
"Das neue Lager Kara Tepe ist offensichtlich nicht besser", so der Minister weiter. Ärzte ohne Grenzen müssten jetzt eine Tetanus-Impfaktion starten, "weil Babys in nassen Zelten von Ratten gebissen werden". Zugleich warnte er davor, dass den Flüchtlingen die härtesten Winterwochen noch bevorstünden.
Katrin Glatz-Brubakk, die für Ärzte ohne Grenzen in Kara Tepe unterwegs war, bestätigte gegenüber ZDFheute die katastrophalen Zustände dort, sagte aber, dass Ratten vor allem in Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Samos ein Problem seien.
Menschenunwürdige Verhältnisse im Kara Tepe
Das Lager in Kara Tepe war errichtet worden, nachdem Moria bei einem Großbrand zerstört worden war. Damals waren über Nacht rund 10.000 Flüchtlinge obdachlos. Aktuell leben in dem neuen, provisorischen Lager rund 7.500 Menschen.
Erst am Freitag hatte die Organisation SOS-Kinderdörfer berichtet, dass in dem Zeltlager Kara Tepe Anfang der Woche ein dreijähriges Mädchen vergewaltigt worden sein soll. Entwicklungsminister Müller sagte, besonders schlimm sei es für die Kinder, die in Flüchtlingslagern auf die Welt kämen.
Das berichtete er von einem Besuch in Moria 2018. "So sollte kein Leben beginnen."
Müller: Nirgendwo so schlimme Zustände wie auf Lesbos
Müller habe Flüchtlingscamps im Nordirak und Südsudan besucht. "Nirgendwo herrschten solch schlimme Zustände wie auf Lesbos."
Ein weiteres Problem sei, dass die Anerkennungsverfahren vor Ort viel zu lange dauerten. Die größeren Kinder hätten so kaum Möglichkeiten, zur Schule zu gehen. "Wenn sich das nicht ändert, wächst hier mitten in Europa eine verlorene Generation auf."