Verletzte Anwohner, umgeworfene Autos, die Straßen mit Schutt übersät - die schwere Explosion in Beirut hat den Libanon überwältigt. Augenzeugen berichten.
"Es ist eine Katastrophe, ich habe so etwas noch nie gesehen." Nach der Explosion in Beirut sind große Teile der Stadt verwüstet und die Krankenhäuser überfüllt. Augenzeugen erzählen, was sie gesehen haben.
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Das libanesische Rote Kreuz spricht von 100 Toten und 4.000 Verletzten, unter den Trümmern wird nach weiteren Opfern gesucht: Eine heftige Explosion hat weite Teile des Hafens in Beirut dem Erdboden gleich gemacht. Viele Gebäude sind beschädigt.
Von der Detonation weggeschleudert
Videos zeigen den augenscheinlichen Ausbruch eines Feuers in der Nähe kurz zuvor. Augenzeugen berichteten von einer orangefarbenen Wolke über dem Explosionsort. "Das war wie eine Atomexplosion", sagte Walid Abdo, ein 43 Jahre alter Lehrer aus der Nähe von Beirut.
Der im Hafen arbeitende Charbel Hadsch berichtete, zuerst habe es kleine Explosionen wie Feuerwerk gegeben, dann sei es zu einer riesigen Detonation gekommen, bei der er weggeschleudert worden sei. Seine Kleidung war zerrissen. Andere Augenzeugen berichten von vielen Menschen, die von umherfliegendem Glas und Trümmern verletzt worden seien.
Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut suchen Helfer in den Trümmern weiter nach Opfern. Laut dem Roten Kreuz gab es mindestens 100 Tote und tausende Verletzte.
"Ich war auf dem Weg zur Post, aIs ich dichten Rauch und Feuer sah, kurz darauf fühlte ich eine Detonation und flog durch die Luft", sagte Augenzeuge Ayman Salman.
In einer Straße war eine Frau mit blutüberströmtem Gesicht zu sehen. Zwei Freunde leiteten sie durch den Verkehr. "Dieses Land ist verflucht", sagte ein vorbeigehender junger Mann.
"Es ist eine unglaubliche Katastrophe", so der Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Beirut, Joachim Paul.
"Ich habe nichts dergleichen gesehen seit dem Krieg"
Die Explosion war selbst für die Bewohner einer Stadt gewaltig, die 15 Jahre Bürgerkrieg, Selbstmordanschläge, Bombardierungen durch Israel und politische Morde erlebt hat. "Ich habe nichts dergleichen gesehen seit dem Krieg", sagte Marwan Ramadan, der etwa 500 Meter vom Hafen entfernt gewesen war und von der Druckwelle umgeworfen wurde.
In den Vierteln um den Hafen herum, wo die Explosion sich ereignete, taumelten Anwohner blutend durch die mit umgeworfenen Autos und Schutt übersäten Straßen. Fenster und Türen wurden auch in mehreren Kilometern Entfernung herausgerissen, auch im einzigen internationalen Flughafen der Stadt. Armeehubschrauber halfen, Feuer im Hafen zu löschen.
Krankenhäuser am Rande ihrer Kapazitäten
Stunden nach der Explosion rasten Krankenwagen aus dem ganzen Land in die Hauptstadt und transportierten Verwundete ab. Ein Notarzt im Khoury Krankenhaus berichtet von der desolaten Versorgungslage, Decken in der Klinik seien eingestürzt, Fenster zerborsten: "Momentan sind 300 Verletzte hier in der Klinik, wir haben sechs vollbelegte Operationssäle, die nächste Gruppe von Verletzten wartet schon. [...] Jeder von uns, Ärzte und Krankenschwestern, ist im Einsatz."
Doch das reicht nicht aus: die Krankenhäuser sind am Rande ihrer Kapazitäten angelangt, müssen Verletzte abweisen, wie auch die Journalistin Leila Molana-Allen erfahren musste:
"Wir wissen nicht, ob er tot ist oder lebt"
Auch der leicht verletzte Ingenieur Karl Dagher wurde von einem Krankenhaus abgewiesen: "Ich sah dort einen Mann, dessen Bein abgerissen war, ich sah dort einen Jungen, der seine Eltern suchte. Das Krankenhaus hatte genug mit ihnen zu tun, also ging ich nach Hause und versorgte mich selbst."
Währenddessen suchen Bewohner verzweifelt vermisste Familienangehörige, wie Ibrahim Shamas, der seinen 29-jährigen Neffen vermisst: "Seit dem Abend waren wir in jedem Krankenhaus in Beirut, jetzt warten wir auf die Namen, doch die kommen nicht - wir wissen nicht, ob er tot ist oder lebt."
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