Trotz breiter Unterstützung bekommt der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einen Gegenkandidaten. Die Linke nominiert den Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert.
Die Linke will den Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert als Kandidaten in die Wahl des Bundespräsidenten schicken. Das bestätigte ein Parteisprecher am Sonntagabend. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, die sich auf Partei- und Fraktionsspitze sowie Trabert selbst berief.
Trabert geht nicht davon aus, gewählt zu werden
Trabert soll gegen Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier antreten - dieser kann mit einer breiten Mehrheit für seine Wiederwahl rechnen, da ihn sowohl die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP als auch CDU und CSU unterstützen.
Trabert sagte der "Süddeutschen Zeitung":
"Das zählt doch zu den ureigensten Aufgaben eines Bundespräsidenten." Natürlich werde er nicht zum Staatsoberhaupt gewählt werden, aber er sehe schon ein Stück weit die Chance, eine Diskussion anzuregen.
"Natürlich wäre es an der Zeit, dass eine Frau Staatsoberhaupt wird", sagte Trabert der Deutschen Presse-Agentur. Nach der Direktkandidatur für die Bundestagswahl in Mainz sehe er es nun aber als seine Pflicht an, das Thema der sozialen Ungleichheit auch "auf diesem ganz anderen Level" in die öffentliche Diskussion zu bringen. Trabert erhielt bei der Wahl im September vergangenen Jahres 12,7 Prozent der Erststimmen.
Trabert engagiert sich international für sozial benachteiligte Menschen
Trabert engagiert sich seit langem für Obdachlose, Arme und geflüchtete Menschen. Der Mediziner ist Gründer und Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Er nahm wiederholt an zivilen Einsätzen zur Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer teil.
Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr hatte Trabert im Wahlkreis Mainz als parteiloser Direktkandidat der Linken den Bundestag kandidiert, er wurde aber nicht gewählt.
Kritik am Ampel-Programm: Zu wenig für Flüchtlinge im Mittelmeer
"Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen", sagte Trabert. Im Programm der neuen Bundesregierung könne er dies nicht erkennen.
Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema der Ungleichheit in Deutschland stärker zu akzentuieren. Gerade in der Pandemie werde viel zu wenig beachtet, dass Krankheit und Sterblichkeit sehr mit dem sozialen Status verbunden seien. Trabert warf der Bundesregierung außerdem vor, angesichts der Not von Flüchtlingen im Mittelmeer der humanitären Verantwortung Deutschlands in keiner Weise gerecht zu werden.
Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt, die am 13. Februar zusammentritt. Die Bundesversammlung wird 1472 Mitglieder zählen - die 736 Abgeordneten des Bundestags und eine gleich große Zahl von Menschen, die die 16 Landtage entsenden.
- Bundespräsident
Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung alle fünf Jahre gewählt. Als oberster Vertreter Deutschlands hat er vor allem repräsentative Aufgaben. New...