Es ist der zweite spektakuläre Austritt Oskar Lafontaines aus einer Partei. Nach der SPD kehrt er auch der von ihm mitgegründeten Partei "Die Linke" den Rücken.
Gestern noch hielt Oskar Lafontaine im saarländischen Landtag seine letzte Rede. Er sprach über den Krieg in der Ukraine, sein Verständnis von Pazifismus und die seiner Meinung nach falsche Aufrüstungspolitik der Bundeswehr.
Ein bejubelter Abschied aus dem Parlament, in dem er 1985 zum ersten SPD-Ministerpräsidenten des Saarlandes gewählt worden war. Heute nun der Parteiaustritt aus der Linkspartei, den viele Beobachter erwartet hatten.
Zwist in der saarländischen Linkspartei nicht erst seit gestern
Seit Jahren geht ein Riss durch die Linkspartei im Saarland: Zwischen Fraktion und Landesverband – zwischen Oskar Lafontaine und dem saarländischen Parteichef der Linken, Thomas Lutze. Lafontaine warf Lutze wiederholt ein "Betrugssystem" vor: Von manipulierten Mitgliederlisten bis über Günstlingswirtschaft bei der Mandatsvergabe war die Rede.
Es folgten mehrere Fraktions- und Parteiausschlüsse gegen Mitglieder der jeweiligen Lager. Am Ende gab es sogar zwei Fraktionen der Linkspartei im saarländischen Landtag. Zuletzt hatte die Bundespartei Lutze den Rücken gestärkt. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte Ermittlungen eingestellt.Lafontaine drohte ein Parteiausschluss.
Lafontaine kritisiert "Änderung des politischen Profils" der Linken
Wer nun dachte, Lafontaine ziehe sich geräuschlos zurück, der kennt den einstigen "Napoleon von der Saar" schlecht. Der 78-Jährige bricht nun mit der Partei, die er vor rund 15 Jahren mitgegründet hat. In einer Erklärung schreibt er:
Es ist eine Art Déjà-Vu und erinnert an den 11. März 1999. Da hatte Lafontaine als damaliger SPD-Bundesvorsitzender und Finanzminister im Streit die SPD verlassen. Nun wirft Lafontaine wieder das Handtuch.
Lafontaine war zunehmend isoliert
Auch in der Linkspartei sieht sich Lafontaine zunehmend isoliert. Er kritisiert die "schleichende Änderung des politischen Profils der Linken". Die Linke sei zu einer Partei geworden, "in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen."
Lafontaine ist mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht verheiratet. Auch sie äußerte sich zuletzt ähnlich.
Die Partei- und die Fraktionsspitze der Linken bedauerte heute den Austritt Lafontaines. Der Bruch wird den Linken-Wahlkampf im Saarland nicht leichter machen. Ohne "Oskar" bangen sie bei der Landtagswahl am 27. März um ihren Wiedereinzug ins Parlament.