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Polen und Balten in Sorge : "Tag X kommt - werden uns verteidigen müssen"

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Das Baltikum und Polen kritisieren die deutsche Russlandpolitik. Zu zurückhaltend sei sie - nicht nur in der aktuellen Ukraine-Krise. Auch in der Bevölkerung wächst die Sorge.

Eine staatlich geförderte paramilitärische Organisation in Litauen vereint circa 11.000 disziplinierte Zivilisten, die bereit sind, „das Vaterland zu verteidigen“, anderen im Notfall zu helfen.

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Kristina robbt durch den Schnee - mit der Waffe in der Hand, mit ihren Kameradinnen und Kameraden. Es sind minus drei Grad. Entschlossen, kampfbereit für den Verteidigungsfall. Kristina sagt:

Dies ist unsere Heimat. Wir müssen eine Waffe haben, falls jemand mit einer Waffe kommt.

Kristina ist eigentlich Software-Testerin und keine Soldatin. Sie ist Teil der litauischen paramilitärischen "Schützen-Union", einer Freiwilligenarmee. Heute trainieren Ärzte, Architekten, Musiker.

Sorge in Litauen seit Annexion der Krim

Seit Russland die Krim annektierte, geht auch in Litauen wieder die Sorge um. Russland ist bis heute der ewige Feind Litauens, den anderen beiden baltischen Ex-Sowjetrepubliken und auch Polens.

"Als die Ereignisse in der Ukraine 2014 begannen, fühlte ich mich bedroht. Ich wollte vorbereitet sein und was tun können, falls - wie viele es nennen - der Tag X kommt und wir uns dann selbst verteidigen müssen."

Ukraine, Donezk: Ein ukrainischer Soldat steht an der Trennlinie zu pro-russischen Rebellen in der Region Donezk. In der Ukraine-Krise haben die USA und Russland bei Gesprächen in Genf zunächst auf ihren bekannten Standpunkten beharrt.

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Direkte Grenze zu Russlands Verbündetem Belarus

Litauen hat eine Grenze zu Belarus und damit zu Putins treu ergebenem Verbündeten. Mit der aktuellen Ukraine-Krise ist die Nervosität bei den Paramilitärs wieder gestiegen. "Im Wald, wenn es noch Tageslicht gibt, ist es relativ leicht", sagt Mantas, ein Geschäftsmann, jetzt trainieren er und die anderen vorstoßen, wieder zurückziehen und wieder vorstoßen. "Aber der Krieg wird nachts stattfinden. Dann wird es sehr schwierig."

Litauen als Nato-Mitglied fühlt sich im Grunde eher sicher, traut aber Moskau keinen Schritt über den Weg. Auch wenn die Bundeswehr im litauischen Rukla die Führung der Nato-Truppen im Land innehat, so stößt doch der zurückhaltende Kurs Deutschlands gegenüber Russland auf deutliche Kritik. Mantas sagt:

Es gibt keine rote Linie von Seiten der Deutschen.

Und das, so Mantas, sei sehr besorgniserregend für die gesamte Bevölkerung an der Ostflanke.

Estland: Deutschland politisch zu passiv

In der Tat sind Bürger und Regierungen in Estland, Lettland, Litauen und Polen - gelinde gesagt - sehr irritiert über die deutsche Haltung gegenüber Russland.

Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hatte zuletzt die Bundesregierung aufgefordert, eine aktivere Rolle bei der Verteidigung der Ukraine einzunehmen. "Wir ermutigen unsere deutschen Partner, auf die Ukrainer zu hören", so Kallas am Montag in der "Bild". "Das Land benötigt Hilfe bei seiner Selbstverteidigung gegen den Aggressor."

Misstrauen wegen Rolle von Altkanzler Schröder

Das Nein aus Berlin zu Lieferung von Verteidigungswaffen verärgert Balten wie Polen, die Ostseepipeline Nord Stream 2 ist ohnehin seit Jahren ein Zankapfel mit Deutschland. Die Rolle von Exkanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder sorgt für noch mehr Misstrauen.

Die Pipeline Nord Stream 2 wird, so der Plan, bald über die Ostsee russisches Gas nach Deutschland und Mitteleuropa bringen. So soll die Energieversorgung sichergestellt werden, heißt es.

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Lautester Kritiker der deutschen Russlandpolitik ist Polen. "Mit dem Start von Nord Stream 2", so Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Dienstag, "lädt Berlin Putin die Pistole, mit der er dann ganz Europa erpressen kann." Die deutschen Partner sollten mit ihren Augen die riesigen Risiken am Horizont sehen, "um ihre eigene Sicherheit zu erhöhen, weil der neoimperiale Appetit Russlands wirklich schwer zu befriedigen sein wird."

Mehr Entschlossenheit aus Berlin gefordert

Polen und Balten erwarten also einen entschlosseneren Kurs von Berlin. Politiker wie Bürger, allen voran Litauens Paramilitärs. "Das deutsche Verhalten ist symptomatisch und tatsächlich sehr enttäuschend", sagt Mantas während der Verteidigungsübung. "Auch für mich persönlich, denn ich fühle mich dann nicht sicher."

Der deutsche Umgang mit Russland hat zu einem Vertrauensverlust bei Polen und Balten geführt. Und so trainieren sie im Wald in Litauen weiter den Tag X - den Kampf gegen eine mögliche erneute Fremdbestimmung durch den ewigen Feind Russland.

Mitarbeit: Roman Krysztofiak

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