Nach nur sechs Wochen im Amt hat die britische Premierministerin Liz Truss ihren Rücktritt bekanntgegeben - und geht damit in die britische Geschichte ein. Eine Chronologie.
Die britische Premierministerin Liz Truss hat nach sechswöchiger Amtszeit ihren Rücktritt erklärt. Zuvor hatte sie mit geplanten Steuererleichterungen ein Finanzchaos ausgelöst.
Nach nur sechs Wochen als britische Premierministerin hat Liz Truss am Donnerstag ihren Rücktritt erklärt. Die kürzeste Amtszeit eines Premierministers in der britischen Geschichte - eine Chronologie der Regierungszeit von Truss:
5. September
Truss gewinnt die parteiinterne Abstimmung um das Amt des Parteichefs mit 81.326 Stimmen gegen den ehemaligen Finanzminister Rishi Sunak, für den 60.399 Tory-Mitglieder votieren. Als Chefin der regierenden Konservativen wird sie automatisch Premierministerin.
6. September
Queen Elizabeth II. beauftragt Truss mit der Regierungsbildung. Truss entlässt alle Sunak-Anhänger aus dem Kabinett und setzt ihren Vertrauten Kwasi Kwarteng als Finanzminister ein.
8. September
Angesichts der steigenden Energiekosten kündigt Truss im Parlament an, die Energiepreise für Privatpersonen und Unternehmen zu deckeln. Der Tod der Queen am selben Tag bringt die politische Debatte während der zehntägigen Staatstrauer zum Stillstand.
Ihre Steuerpläne sorgen an den Finanzmärkten für Verwerfungen, ihr Finanzminister muss nach fünf Wochen im Amt schon wieder gehen.
23. September
Finanzminister Kwarteng stellt seine Pläne zur Ankurbelung der Wirtschaft vor. So sollen die Steuern - auch für Spitzenverdiener - deutlich sinken. Die Gegenfinanzierung ist völlig unklar. Die Finanzmärkte reagieren panisch, weil sie eine hohe Staatsverschuldung befürchten, das Pfund fällt in den folgenden Tagen auf ein historisches Tief. Medien berichten von wachsenden Spannungen im Kabinett und unter den Tory-Abgeordneten.
28. September
Die Bank of England sieht ein "erhebliches Risiko für die finanzielle Stabilität des Vereinigten Königreichs" und kündigt ein zweiwöchiges Programm zum Ankauf langfristiger britischer Anleihen an.
29. September
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov liegt die oppositionelle Labour-Partei 33 Prozentpunkte vor den Konservativen. So viel Zustimmung hatte Labour seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr.
3. Oktober
Auf dem von Streit und Spannungen geprägten Parteitag der Konservativen sehen sich Truss und Kwarteng zu einer ersten Kehrtwende gezwungen und verzichten auf die geplante Entlastung der Spitzenverdiener.
5. Oktober
"Ich habe verstanden, ich habe zugehört", sagt Truss in ihrer Parteitagsrede. Sie wiederholt ihre Parole "Wachstum, Wachstum, Wachstum", kann damit jedoch weder die parteiinternen Kritiker noch die Finanzmärkte beruhigen.
12. Oktober
Truss schließt eine Kürzung der Staatsausgaben aus. Sie beteuert aber, an den geplanten Steuersenkungen festzuhalten und verstärkt damit die Zweifel an ihrer Politik weiter.
Der neue britische Finanzminister hat seinen Haushalt vorgestellt.
14. Oktober
Truss entlässt Kwarteng nach nur 38 Tagen im Amt und ernennt den ehemaligen Außenminister Jeremy Hunt zum neuen Finanzminister.
17. Oktober
Hunt kippt das erst drei Wochen zuvor von der Regierung angekündigte Konjunktur- und Steuersenkungspaket fast vollständig. Eine Demütigung für die Premierministerin, erste Tory-Abgeordnete fordern öffentlich ihren Rücktritt.
19. Oktober
Truss wird in der wöchentlichen Fragestunde im Parlament ausgebuht, lehnt einen Rücktritt jedoch ab. Nach einem Streit mit Truss und Hunt über die Einwanderungspolitik tritt Innenministerin Suella Braverman zurück und erklärt, sie habe "ernste Bedenken" bei dieser Regierung.
Eine Parlamentsabstimmung über das Verbot von Fracking versinkt im Chaos, als den Tory-Abgeordneten recht ruppig mitgeteilt wird, dass sie trotz breiter Ablehnung gemäß der Regierungslinie stimmen müssen. Truss gewinnt die Abstimmung zwar, viele Parlamentarier sehen ihr Vorgehen jedoch als endgültigen Sargnagel für die Regierung an.
Nach dem Truss-Rücktritt fordert der Labour-Abgeordnete Ben Bradshaw bei ZDFheute live Neuwahlen. Käme Boris Johnson vorher wieder an die Macht, würde Labour erst recht gewinnen
20. Oktober
Truss bezeichnet den Vortag über einen Sprecher als einen "schwierigen Tag", lässt aber zunächst verkünden, dass sie weitermachen will. Wenig später dann doch der Rücktritt: Nach 45 turbulenten Tagen gibt Truss das Ende ihrer Amtszeit bekannt.
Es ist die kürzeste Regierungszeit eines Premierministers in der Geschichte des Landes. Die parteiinterne Wahl ihres Nachfolgers soll spätestens bis kommende Woche stattfinden.
Mehr Informationen zum Rücktritt von Liz Truss:
- Premierministerin Liz Truss tritt zurück
Premierministerin Liz Truss tritt nach dem Regierungschaos der letzten Tage zurück. Sie hatte erst Anfang September das Amt von Boris Johnson übernommen.