Britische Premierministerin Liz Truss tritt zurück

    Krise in Großbritannien:Premierministerin Liz Truss tritt zurück

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    Premierministerin Liz Truss tritt nach dem Regierungschaos der letzten Tage zurück. Sie hatte erst Anfang September das Amt von Boris Johnson übernommen.

    Die britische Premierministerin Liz Truss will ihren Posten abgeben. Das sagte die konservative Politikerin am Donnerstag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in der Londoner Downing Street nach nur sechs Wochen im Amt - die kürzeste Amtszeit der Geschichte.

    Ich habe mit dem König gesprochen, um ihm mitzuteilen, dass ich als Chefin der Konservativen Partei zurücktrete.

    Liz Truss, Noch-Premierministerin

    Als Premierministerin will sie noch im Amt bleiben, bis eine Nachfolge gefunden ist. Dieser Prozess solle bereits innerhalb der kommenden Woche ablaufen, so die scheidende Regierungschefin.
    Die 47-jährige Nachfolgerin des skandalgeplagten Ex-Premier Boris Johnson war enorm unter Druck geraten, nachdem ihre Wirtschaftspolitik binnen weniger Tage ein beispielloses Chaos an den Finanzmärkten angerichtet hatte. 

    Rücktritte und Tumulte im Parlament

    Truss musste eine politische 180-Grad-Wende hinlegen und verlor innerhalb einer Woche zwei ihrer wichtigsten Minister, Kwasi Kwarteng als Finanzminister und Suella Braverman als Innenministerin.
    "Im Endeffekt ist sie gescheitert an den Tumulten, die es gestern Abend im Parlament gab", schätzt ZDF-Korrespondent Andreas Stamm die Situation in London ein. Vor einer Abstimmung solle es Handgreiflichkeiten unter Tory-Abgeordneten gegeben haben.

    Sie hat das Vertrauen ihrer Bevölkerung komplett verloren.

    Andreas Stamm, ZDF-Korrespondent

    Die Amtszeit von Truss war von Beginn an kritisch bis hämisch begleitet worden. Die Boulevardzeitung "Daily Star" hatte seit Freitag ein Livevideo laufen, in dem gefragt wurde, wer länger durchhalte: ein Salatkopf oder Liz Truss.

    Comeback von Boris Johnson?

    "Man hatte eigentlich gedacht, dass die Tories sich hinter den Kulissen erst einmal einigen, wer Truss nachfolgt", zeigte sich auch ZDF-Korrespondent Stamm von der Dynamik der Ereignisse überrascht.
    Nun denke selbst Boris Johnson über eine Rückkehr nach - was großes Entsetzen in weiten Teilen der Partei ausgelöst habe.

    Forderungen nach Neuwahlen

    Der Vorsitzende der Labour-Partei, Keir Starmer, forderte Neuwahlen, wie er auf Twitter schrieb. Das ist wenig überraschend. Die Oppositionspartei liegt Umfragen zufolge etwa 30 Prozentpunkte vor den Konservativen.
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    Neuwahlen forderte auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon. Auf Twitter schrieb sie: "Eine Neuwahl ist nun ein demokratischer Imperativ."
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    Pfund-Kurs stieg nach Truss-Rücktritt

    Rund 24 Stunden vor ihrem Rücktritt hatte sie noch im britischen Unterhaus beteuert, nicht aufgeben zu wollen und "eine Kämpferin" zu sein. Nun wies sie zwar auf die schwierigen ökonomischen Zeiten und die politische Instabilität auf dem ganzen Kontinent hin, räumte aber auch ein, unter den aktuellen Bedingungen ihre Vision des radikalen Wirtschaftswachstums nicht mehr umsetzen zu können.
    Das britische Pfund wertete nach der Ankündigung auf: Der Kurs legte um knapp ein Prozent zum Dollar zu. Der britische Aktienmarkt legte ebenfalls um rund ein Prozent zu. Bei dem Forschungsinstitut YouGov ist Truss die unbeliebteste Regierungschefin seit dem Beginn der Erhebungen.
    Quelle: AFP, dpa, ZDF

    Regierungschaos in Großbritannien