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Exklusiv
Studie zu Lützerath:1,5-Grad-Ziel "nahezu unrealistisch"
von David Gebhard, Max Hübner und Nathan Niedermeier
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Um eine Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad zu verhindern, müsste laut einer Studie in zwei bis drei Jahren Schluss sein mit Förderung und Verbrennung von Braunkohle im Rheinland.
Das 1,5-Grad-Ziel wird zunehmend unerreichbar. Um ihm sich zumindest anzunähern, würde Kohle helfen, "die im Boden bleibt", so Forscher. 17.01.2023 | 8:03 min
Den Klimawandel bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad stoppen, ist derzeit das wichtigste Klimaziel, zu dem sich auch die Bundesregierung bekennt. Doch dieses Ziel - und besonders der deutsche Anteil daran - wird zunehmend unerreichbar, auch mit der Entscheidung über Lützerath. Das zeigt eine neue Kurzstudie der Europa Universität Flensburg, die dem ZDF-Magazin "frontal" vorab exklusiv vorliegt.
Das Ergebnis: Um den deutschen Anteil des 1,5-Grad-Limits nicht zu reißen, dürften nur noch zwei bis drei Jahre Kohle aus den Tagebauen Garzweiler und Hambach im Rheinland gefördert und zur Stromgewinnung verbrannt werden.
Das ergeben die Berechnungen, die eine 50-prozentige Chance berücksichtigen, dass die 1,5 Grad nicht überschritten werden. Soll sich die Chance vergrößern, dieses Ziel zu erreichen, ist das Ergebnis drastisch:
Damit sich die Welt um nicht mehr als 1,5 Grad aufheizt, verbleibt ein Budget an CO2, das global noch ausgestoßen werden darf. Der Weltklimarat hat in seinem jüngsten Bericht neue Zahlen dazu veröffentlicht, die sich über den Anteil der Deutschen an der Weltbevölkerung auf Deutschland umrechnen lassen. So ergibt sich eine Menge an CO2, die Deutschland maximal noch ausstoßen darf, um eine zusätzliche Erwärmung um mehr als 1,5-Grad zu verhindern.
Die Berechnungen beziehen sich auf CO2-Emissionen. Andere Treibhausgase, wie etwa Methan, klingen im Laufe der Jahre in ihrer Wirkung wieder ab, während CO2 in der Atmosphäre verbleibt und wirksam bleibt. Bei diesen Gasen würde in der Theorie ein Gleichgewicht zwischen Quellen und Abbau ausreichen. Aber neben menschlichen Quellen spielen hier auch natürliche Methanquellen, die von der Klimaerwärmung verstärkt werden, eine Rolle.
Das nationale CO2-Budget wurde für die Kurzstudie auf einzelne Sektoren wie etwa die Energiewirtschaft heruntergerechnet. Dabei wurde der Anteil der Emissionen eines Sektors an den gesamten Emissionen Deutschlands prozentual berücksichtigt. So lässt sich das Budget immer weiter aufbrechen, bis schließlich zum Rheinischen Braunkohlerevier und den dortigen Tagebauen Hambach und Garzweiler.
Garzweiler: Schon jetzt zu viel Braunkohle abgebaggert
Die Berechnungen aus der Kurzstudie ergeben: Schon jetzt ist im Tagebau Garzweiler zu viel Braunkohle abgebaggert worden, wenn die Chance größer als fifty-fifty sein soll, dass 1,5-Grad-Ziel nicht zu überschreiten. Und zu diesem Ziel bekennt sich die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag.
Dort heißt es: "Wir werden national, in Europa und international unsere Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik auf den 1,5-Grad-Pfad ausrichten." Doch dieses Versprechen fällt derzeit in sich zusammen. Deutschland hat 2022 erneut seine gesetzlich verankerten Klimaziele gerissen.
frontal sendet am heutigen Dienstag um 21.25 Uhr im ZDF und in der ZDF-Mediathek unter anderem zum Thema "Partei an der Abbruchkante - Wie Lützerath die Grünen spaltet".
Ohnehin reichen die Ziele bei weitem nicht, sagt Professor Wolfgang Lucht, der für den Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung die deutschen CO2-Budgets berechnet.
Klimaforscher: Deutsche Emissionen müssen drastisch sinken
Lucht fordert von der Politik, sich hier ehrlich zu machen, denn das Zeitfenster, um 1,5 Grad tatsächlich noch einhalten zu können, schließt sich nach seinen Worten rasend schnell, bereits in wenigen Jahren:
"Und wenn man ein bisschen großzügiger rechnet bis 2030, das ist natürlich inzwischen nahezu unrealistisch", so Lucht weiter. Was folgt daraus? Forscher Oei zeigt sich weiter kämpferisch:
Denn am leichtesten sind unsere Emissionen zu reduzieren, indem sie gar nicht erst entstehen. Im Fall der Kohle unter Lützerath würde das bedeuten, sie im Boden zu lassen.
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