Der Kampf um Lützerath mehr als ein Symbol? Für den Klimaforscher Höhne könnte der Umgang mit dem Ort ein Fingerzeig für die Zukunft sein. Er fordert deshalb ein Umdenken.
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Klimaforscher Prof. Niklas Höhne hat im Interview mit dem heute journal die Bedeutung von Lützerath als Symbol im Kampf für den Klimaschutz hervorgehoben. Lützerath sei ein "Präzedenzfall", so der Mitgründer des New Climate Institutes und Autor mehrerer Weltklimaberichte.
"Wir müssen noch viele andere sehr schwierige Entscheidungen fällen", so Höhne. "Und wenn wir diese hier nicht hinbekommen, weil es zum Konflikt kommt, dann wird es sehr schwierig, alle anderen genauso schwierigen Entscheidungen genauso durchzubekommen." Deshalb würde er sich ein Umdenken im Umgang mit dem Dorf im rheinischen Braunkohlerevier, das für den Kohleabbau durch RWE geräumt werden soll, wünschen.
In dem von Klimaaktivisten besetzten Dorf Lützerath bereitet die Polizei die Räumung für den Kohleabbau vor. Sie entfernte bereits erste Barrikaden. Die Situation könnte sich weiter zuspitzen.
Klimaforscher: Auch Lützerath überdenken
Im Bereich des Klimaschutzes müsse man jede Entscheidung überdenken und auch "Lützerath könnte man ja, wenn man will, nochmal überdenken". Das ist laut Höhne auch hinsichtlich einer langfristigen Transformation wichtig, denn diese Transformation gelinge nur, wenn sie gemeinsam angegangen wird.
"Wenn man sich bekämpft, wie gerade in Lützerath, gelingt das sicherlich nicht." Es gehe darum, ob man bereit sei, als Gesellschaft ambitionierte Klimapolitik zu machen.
Klimaschützer besetzen weiterhin das Dorf Lützerath, welches dem Kohleabbau weichen soll. Die Räumung des Geländes wird am Mittwoch erwartet.
Beim Klimaschutz "keine Kompromisse mehr leisten"
"Wir rasen derzeit in eine Klimakatastrophe und das teuerste Szenario ist das, in dem wir keinen Klimaschutz mehr machen." In diesem Szenario könne man auch keine Profite mehr machen.
Man müsse schnellstmöglich Treibhausgase reduzieren, aus fossilen Energien aussteigen, ein Tempolimit einführen und auf erneuerbare Energien umstellen.
Aufgrund des Gasmangels seien Kompromisse im Bereich des Klimaschutzes vertretbar, jedoch sei man nach ein paar Monaten in dieser Krise schon schlauer, "dass es vielleicht gar nicht so schlimm kommt", so Höhne. "Und aus klimapolitischer Sicht können wir uns wirklich gar keine Kompromisse mehr leisten." Man müsse konsequent handeln und "nicht mehr halbherzig Kompromisse machen".
Mit der Durchsetzung des Kohleabbaus in Lützerath sei das 1,5 Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen, argumentieren Aktivisten. Außerdem werde die Kohle für die Energieversorgung nicht dringend gebraucht. Stimmt das? Ein Faktencheck.