Zusammenstöße in Lützerath: So ist der Protesttag abgelaufen

    Zusammenstöße mit der Polizei:Lützerath: Szenen wie bei "Herr der Ringe"

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Durchbrochene Polizeiketten, Schlagstöcke und Wasserwerfer: Bei den Protesten für Lützerath kommt es am Samstag zu teils heftigen Zusammenstößen. Sie bleiben aber die Ausnahme.

    Es sind Szenen, die an Schlachten im Mittelalter oder dem "Herrn der Ringe" erinnern: Auf einem weitläufigen Feld aus Schlamm stehen sich Demonstranten und Polizisten in langen Reihen gegenüber. Nahe der Ortschaft Lützerath haben am Samstag erneut Menschen gegen die Räumung der Siedlung und deren drohende Abbaggerung für den Braunkohleabbau demonstriert. Die Veranstalter sprachen am Nachmittag von 35.000 Demonstrierenden, die Polizei gab die Zahl mit bis zu 15.000 an.
    Etwa 5.000 Menschen hätten sich nicht an der Kundgebung beteiligt, sondern seien in Richtung Abbaukante und Lützerath aufgebrochen. Sie seien als "Störer" betrachtet worden. Etwa 1.000 von ihnen, größtenteils vermummt, übten nach Polizei-Angaben "erheblichen Druck" auf die Polizeiketten aus. Hunderte durchbrachen sie und liefen bis zur Abbruchkante. Sicherheitskräfte wurden mit Steinen beworfen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Wasserwerfer ein.
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    Videos zeigen Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken
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    Polizei setzt Betretungsverbot auch mit dem Schlagstock durch

    Die Polizei räumt Lützerath seit Mittwoch und ist dabei inzwischen weit fortgeschritten. Am Freitag mussten Aktivistinnen und Aktivisten ein letztes besetztes Gebäude verlassen. Allerdings hielten sich zunächst weiter Demonstrierende auf Bäumen sowie in einem selbst angelegten Tunnelsystem auf.
    Ziel einiger am Samstag angereister Demonstranten war es, die Zäune und Polizeiabsperrungen zu überwinden, um Lützerath erneut zu besetzen. Genehmigt war eine Demonstration auf einem Feld zwischen den Ortschaften Holzweiler und Keyenberg - abseits dieser Fläche galt ein Betretungsverbot.
    Auf Videos war teils auch ein recht heftiges Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten zu sehen, um dieses Betretungsverbot durchzusetzen. Faustschläge auf den Kopf eines liegenden Demonstranten und auch die Fixierung eines Aktivisten mit dem Knie im Nackenbereich sind zu erkennen. Auf den meisten so verbreiteten Videos ist nicht zu sehen, was den Szenen vorhergegangen ist.
    Video zeigt Faustschlag
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    Vereinzelt wirkte die Polizei mit der Situation überfordert. Ein Beamter, der mit dem Schlagstock nach einem Demonstranten schlug, wurde direkt von einem Kollegen oder einer Kollegin zurechtgewiesen. An anderer Stelle steckten Polizeikräfte mit den Stiefeln im Schlamm fest und mussten sich mühsam wieder freikämpfen.
    Video zeigt, wie Polizisten im Schlamm feststecken
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    ZDF-Reporter: Gewalt teilweise heftig, aber die Ausnahme

    Reporter Lothar Becker ist für das ZDF vor Ort und beobachtet das Vorgehen von Polizei und Demonstranten. Auch er kann Verletzungen von Demonstranten bestätigen, zu solchen Auseinandersetzungen sei es jedoch nur im Bereich des Betretungsverbots gekommen und erst nachdem sogenannte Kommunikationsteams der Polizei mehrere Minuten versucht hatten, die Demonstranten mit Worten zum Rückzug zu bewegen.

    Es gibt hier auf jeden Fall blaue Flecke, auch ein blutiges Auge habe ich gesehen und es fuhren immer wieder Krankenwagen mit Blaulicht in unsere Richtung. Ob es auch zu schweren Verletzungen gekommen ist, war vorerst nicht in Erfahrung zu bringen.

    Lothar Becker, ZDF-Reporter

    Die Polizei sprach am Abend von Verletzten auf beiden Seiten, machte aber zunächst auch keine näheren Angaben.
    Die Stimmung war allgemein recht aufgeheizt: Die Polizei wurde regelmäßig mit Schlamm beworfen, vereinzelt flog auch Pyrotechnik durch die Luft. Die Redner und Rednerinnen auf dem Podium der Demo feuerten die Demonstranten an, weiter zu versuchen, nach Lützerath und hinter die Absperrungen zu kommen. Aus ihren Reihen der Aktivisten erklang immer wieder der Ruf: "Auf nach Lützerath! Auf nach Lützerath!"
    Am Nachmittag forderte die Polizei die Demonstranten per Lautsprecher auf, den Bereich um Lützerath zu verlassen und drohte mit dem weiteren Einsatz von Wasserwerfern sowie körperlicher Gewalt.

    Lützerath soll dem Kohleabbau weichen

    Lützerath ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die Gebäude der kleinen Siedlung auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz werden derzeit abgerissen, um dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Dagegen protestierten am Samstag viele Tausend Menschen im benachbarten Ortsteil Keyenberg.
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    Quelle: Mit Material von AFP

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