Die Lufthansa hat sich für den Ausschluss einer Gruppe von jüdischen Passagieren entschuldigt. Davor hatte es einen Konflikt um das Tragen von FFP2-Masken an Bord gegeben.
Die Lufthansa hat sich dafür entschuldigt, dass sie in der vergangenen Woche einer Gruppe orthodoxer Juden den Weiterflug von Frankfurt nach Budapest verweigert hat. "Lufthansa entschuldigt sich ausdrücklich bei den Gästen", hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Tweet der Fluggesellschaft. "Die Ereignisse stehen nicht im Einklang mit unseren Werten."
Am Mittwochabend entschuldigte sich auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr gegenüber einem Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Berlin. In einer internen Mitarbeiterveranstaltung habe Spohr zu den Vorfällen am Frankfurter Flughafen zudem gesagt:
Der Vorfall hatte sich am vergangenen Mittwoch, 4. Mai, in Frankfurt am Main ereignet. Vorangegangen sei die mehrfache Weigerung einiger Fluggäste auf dem Flug von New York nach Frankfurt, auch nach Aufforderung der Crew, Masken zum Schutz vor Ansteckung mit dem Coronavirus zu tragen, erklärte die Lufthansa am Freitag auf Anfrage.
Mehr als 130 Passagiere konnten zunächst nicht weiterreisen
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieb unter Berufung auf einen Passagier der Lufthansa-Maschine aus New York, es seien alle Reisenden, die durch Hut und Schläfenlocken als Juden zu erkennen gewesen seien, von der weiteren Beförderung ausgeschlossen worden - und nicht gezielt die Passagiere, die sich falsch verhalten hätten.
Die Gruppe hatte Lufthansa nach einem Bericht der jüdischen Nachrichtenagentur "JTA" wegen des Vorfalls zu einer Entschuldigung wegen Antisemitismus aufgefordert. Betroffen waren demnach rund 130 jüdisch-orthodoxe Passagiere. Gegen sie sei ein Weiterflugverbot ausgesprochen und durch Beamte der Bundespolizei durchgesetzt worden.
Lufthansa will Fall aufklären
Außerdem soll ihnen untersagt worden sein, für 24 Stunden ein neues Ticket nach Budapest zu kaufen. Sie waren auf einer jährlichen Pilgerfahrt zum Grab des als wundertätig verehrten Rabbiner Jeschaja Steiner in einem Dorf in Ungarn.
Im Lufthansa-Statement vom Dienstag heißt es weiter, der Vorfall werde sehr ernst genommen und es werde weiter intensiv an der Aufklärung gearbeitet.
Antisemitismusbeauftragter verlangt Statement von Lufthansa-Spitze
Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker forderte die Lufthansa-Unternehmensspitze auf, Stellung zu beziehen. Er teilte am Dienstagabend mit, offensichtlich sei alleine wegen ihres erkennbaren Glaubens eine ganze Gruppe von Menschen für etwas verantwortlich gemacht worden, das offensichtlich nur einzelne Reisende betraf.
Deshalb sollte sich auch die Unternehmensspitze persönlich in der Verantwortung sehen, sich für diesen Vorfall zu entschuldigen und klar und unmissverständlich Stellung beziehen, so Becker.
- Antisemitismus bei Muslimen und AfD häufiger
Wie viel Antisemitismus gibt es in Deutschland? Eine Umfrage zeigt: Judenfeindliche Einstellungen sind unter AfD-Wählern und Muslimen stärker verbreitet.
Für Gespräche stehe er der Lufthansa gerne zur Verfügung. "So etwas darf sich nicht wiederholen", sagte der Antisemitismusbeauftragte.
Auch Simcha Eichenstein, Mitglied der New Yorker Parlamentskammer, reichte die Entschuldigung nicht. Auf Twitter teilte er mit, die Lufthansa sei "nicht gegen 'eine große Gruppe', sondern individuelle, chassidische Juden vorgegangen, die nichts miteinander gemein gehabt" hätten außer ihrer Religion, wegen der sie nun "so offensichtlich diskriminiert" worden seien.