In Belarus werden Proteste brutal unterdrückt. Seine Regierungsmaschine lässt Machthaber Lukaschenko bei Lufthansa Technik in Hamburg warten. Gewerkschaftler kritisieren das.
Seit Wochen geht die belarussische Regierung unter Machthaber Alexander Lukaschenko brutal gegen die Opposition im Land vor. Seinen Regierungsflieger, eine Boeing 737, lässt Lukaschenko währenddessen in Deutschland von Lufthansa Technik warten.
Seit Dienstag ist das Flugzeug mit der Kennung EW-001PA in Hamburg. Laut einem Lufthansa-Sprecher sollen die Wartungen "einige Wochen in Anspruch nehmen". Nationale und internationale Sanktionsvorschriften und Embargos würden von Lufthansa Technik strikt eingehalten, so der Sprecher. Die Wartung erfolge gemäß "gültiger Verträge, die allen gesetzlichen Vorgaben entsprechen."
In Belarus ist es erneut zu Protesten gegen Präsident Lukaschenko gekommen. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstranten vor.
Arbeiter sollen Wartung verweigern dürfen, fordert Gewerkschaft
Dagegen regt sich in der Lufthansa-Belegschaft Widerstand. Am Dienstag veröffentlichten die Verdi-Vertrauensleute am Standort Hamburg ein Protestschreiben, das über die Niederschlagung der Proteste in Belarus informiert. "Darin wird Solidarität mit den belarussischen Schwestergewerkschaften gefordert, die zu den treibenden Kräften hinter den Protesten gehören.
Die Wartung verhindern wird der Verdi-Aufruf vermutlich nicht. Aber: "Es gibt in der Belegschaft Mitarbeiter, die sich weigern, das Flugzeug zu warten, und es ist für die Lufthansa gar nicht einfach, jetzt genug Leute für diesen Auftrag zu finden", berichtet ein Gewerkschaftsvertreter ZDFheute. "Das Thema geht unter den Beschäftigten viral. Das liegt an der aktuellen Situation in Belarus."
Das Verdi-Protestschreiben solle Mitarbeitern den Rücken stärken, die fürchten, von der Lufthansa belangt zu werden, sollten sie sich weigern, die Regierungsmaschine zu überholen, erklärt der Gewerkschaftsvertreter.
Am Mittwochnachmittag protestierte vor dem Lufthansa-Standort in Hamburg eine Gruppe von Exil-Belarussen gegen die Kooperation von Lufthansa und Lukaschenko.
Lufthansa in schwieriger wirtschaftlicher Lage
"Sie wissen, wie es bei Lufthansa aussieht gerade, wir sind eigentlich auf jeden Auftrag gerade angewiesen", sagt der Gewerkschaftler mit Blick auf die schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Er hoffe jetzt, dass es über die Lukaschenko-Maschine nicht zu Verwerfungen in der Belegschaft komme.
Der von der Corona-Krise schwer getroffenen Lufthansa-Konzern will noch mehr Stellen als bislang geplant streichen. Mehr Informationen dazu von ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller.
Früher habe solcher Protest schon Wirkung gezeigt. Vor 31 Jahren hätten sich Lufthansa-Mitarbeiter erfolgreich geweigert, die rumänische Regierungsmaschine von Nicolae Ceausescu zu überholen. Auch die Zusammenarbeit von Lufthansa Technik mit saudi-arabischen Fluggesellschaften und Behörden sei problematisch. Denn "auch dort rollen die Köpfe", so der Gewerkschaftler.