Nato-Aufklärungsjets kreisen an der Grenze zur Ukraine, überwachen mit Radar, wohin russische Kampfjets steuern. Unser Reporter war mit an Bord und fragt: Bekommt Kiew diese Daten?
Ein AWACS-Flugzeug kann eine Fläche von rund 300.000 Quadratkilometern beobachten - so groß wie Polen. Mima-Reporter Gunnar Krüger war bei einem Nato-Aufklärungsflug dabei.
Gelbe Punkte auf schwarzem Grund: Der Ukraine-Krieg ist reduziert, oben auf 9.150 Metern. Die Punkte wechseln alle zehn Sekunden die Position. Jeder steht – mutmaßlich – für ein russisches Fluggerät im ukrainischen Luftraum. Für Angst, Leid und Tod. Andy hat die Punkte vor Augen – und ist zum Zuschauen verdammt.
AWACS: Boeing überwacht Luftraum mit riesiger Radarschüssel
Der Luftaufklärer – Nachnamen nennt die Nato nicht – ist Soldat an Bord einer AWACS-Maschine, die an diesem Morgen über Polen kreist: Langstrecke in Dauerschleife. Die Ukraine beginnt nur 30 Kilometer weiter östlich. Andy und mehr als 20 weitere Mitglieder der Besatzung blicken, im Takt des Radars, bis zu 500 Kilometer weit. Bis Kiew.
Die Nato gewährt dem ZDF exklusiven Zugang zu dieser Einheit, die buchstäblich den Bündnis-Geist verkörpert. Der größte Standort ist Geilenkirchen. Abflug ist früh, halb acht. Der Horizont am Niederrhein ist rosarot. Auf den Oberarmen kleben an diesem Tag der letzten Woche Fahnen der USA, der Niederlande, von Belgien, Kanada, Polen, Norwegen, Spanien – und Deutschland.
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Nato: Schutz der Bündnisgrenzen als wichtige Botschaft
Die Nato will zeigen: Sie schützt die Grenzen des Bündnisses. Aber direkt dahinter tobt der Krieg. Und die Rolle, die die Nato dazu einnimmt, ist politisch wie militärisch brisant.
Andy, der Luftaufklärer, ist Ende vierzig, alleinerziehender Vater von zwei Teenagern. Seit Putin Krieg gegen die Ukrainer führt, fliegt die AWACS öfter. Andy macht jede Woche zwei, dreimal eine 15 Stunden-Schicht. "Da fehlt der Papa auch mal zuhause." Unten tauchen Polens braune Felder auf, weiß mit Schnee bestäubt. "Wir führen hier unseren Routineauftrag durch zur Überwachung des Nato-Luftraums."
Gibt die Nato ihre Infos an die Ukraine weiter?
Der Job ist derselbe, doch die Lage ist neu. Die Positionen mutmaßlich russischer Flugzeuge sind wertvoll, nicht nur für die Nato. Sie fließen aus dem Flugzeug – verschlüsselt und in Echtzeit – ans Hauptquartier und dann an die Nato-Mitglieder. Doch was passiert dann?
[Truppen, Schiffe, Jets, Raketen: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs rüstet die Nato in Osteuropa auf. Ein Überblick.]
Frage an Mike, Oberstleutnant der Bundeswehr und einer der Einsatzleiter: "Erhalten die Ukrainer diese Informationen?" Antwort: "Das weiß ich nicht. Also nicht von uns." Ein Amerikaner in gleicher Funktion gibt exakt die gleiche Antwort.
Nato will nicht in den Krieg gezogen werden
Am Boden – nach dem Flug – gehen wir der Frage nach: Im Netz zeigen mutmaßlich ukrainische Soldaten Bilder ihrer Erfolge – kleine Nadelstiche, großer Jubel. Wir versuchen, die Echtheit solcher Videos zu überprüfen. In mehreren Fällen passen zumindest Landschaft und Zeitpunkt zum Kriegsgeschehen. Hilft der Westen dabei nach? Mit Waffen und Infos zu Zielen für Kiew?
[Die Bundeswehr soll ihre Tornado-Kampfjets ersetzen. Offenbar durch F-35-Jets, die US-Atomwaffen im Kriegsfall ans Ziel bringen können.]
Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums behauptete letzte Woche: "Die ukrainische Führung gleicht ihren Mangel an Luftaufklärung aus, indem sie Daten aus dem AWACS-System der Nato bezieht." Was ist dran? Wir sprechen mit dem Wehrexperten Thomas Wiegold.
Erstens: AWACS-Daten seien nur ein Teil vom Luftlagebild. Zweitens: Nur Echtzeit-Daten wären eine Hilfe. "Dann wüsste die ukrainische Luftverteidigung sehr genau: Wo sind welche Flugzeuge und Hubschrauber der Russen unterwegs? Das würde die Bekämpfung vereinfachen." Doch nach allem, was man aus der Nato höre, hätten die Ukrainer diese Daten nicht.
Zuletzt hatten US-Abgeordnete dafür die Regierung von Joe Biden kritisiert – die dann die Regeln änderte: "Wir passen uns den Umständen an und werden auch weiterhin dafür sorgen, dass die Beteiligten flexibel Informationen austauschen können", zitiert das Wall Street Journal die vieldeutige Aussage eines US-Geheimdienstmitarbeiters.
Auf dem Radar: Russische Kampfjets mit Flugrichtung Kiew
Zurück auf 9.150 Metern: Ein Tankflugzeug bringt 50.000 Liter Kerosin. Sie werden noch nötig sein. Denn die Ablösung lässt auf sich warten. Andy, Mike und die anderen blicken seit fast 10 Stunden auf Bildschirme, auf Punkte, Striche, je länger, desto schneller. 411 Knoten, das spricht dafür, dass es Kampfjets sind. Plötzlich sammeln sich acht, vielleicht zehn, im Süden von Belarus.
Im Dunkel fliegen die Jets über die Grenze. Sie ducken sich ins Tal des Dnjepr, in diesem Tempo sind sie in zehn Minuten in Kiew. "Das ist jetzt live", sagt Einsatzleiter Mike noch, als wolle er es selbst nicht glauben. Dann fahren sie die Computer runter und drehen ab. Die Ablösung ist da.
Später ist keine Nachrichten-Meldung diesen Flugbewegungen zuzuordnen, so fehlt auch hier der Hinweis, welches Wissen der Westen liefert. Die Nato sagt im Nachgang allgemein, ein Austausch von Daten mit der Ukraine wäre nicht nur legitim, sondern sei schon vor dem Konflikt Praxis gewesen.
Gunnar Krüger arbeitet im ZDF-Studio in Brüssel.
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