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Nach Eroberung von Luhansk : Schwere russische Verluste bei Offensive

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Nach Einnahme der Region Luhansk scheint Russland trotz schwerer Verluste weiter vorzurücken. Eine Pause der Militäroperation ist unwahrscheinlich.

Eine zerstörte Kirche am 05.07.2022 in Luhansk
Russland hat inzwischen die komplette Region Luhansk eingenommen.
Quelle: dpa

Am Wochenende hat die Ukraine mit dem Fall von Lyssytschansk die Kontrolle über die letzten Siedlungen der Region Luhansk verloren. Das bedeutet, dass nach der 2014 besetzten Krim nun eine weitere ukrainische Region außerhalb der Kontrolle Kiews liegt.

Wie erwartet vermeldete Russland die "Befreiung" der sogenannten Volksrepublik Luhansk als wichtigen strategischen Erfolg. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu meldete Präsident Wladimir Putin offiziell und öffentlich den Abschluss dieser Phase der "besonderen Militäroperation".

Einnahme von Luhansk keine Zäsur im Kriegsverlauf

In Wirklichkeit ist der Verlust der Region Luhansk zwar ein schwerer Schlag für die Ukraine, aber keine Zäsur, die den Kriegsverlauf ändern würde. Stattdessen wird der Kampf um die Kontrolle des Donbass weitergehen, und die Ukraine wird ihre Gebiete weiterhin verteidigen, nun entlang einer kürzeren, geraderen Frontlinie, die sich auf stark befestigte Städte wie Bachmut, Slowjansk und Kramatorsk stützt.

Die Verluste sind hoch, aber nicht so hoch, dass sie den Widerstand der Ukraine brechen würden.

Viel Ausrüstung von Russland zerstört

Die Verluste Russlands sind offenbar ebenfalls massiv. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, und es gibt keine Möglichkeit, aus offen zugänglichen Quellen die ukrainische Meldung von bisher mehr als 36.500 getöteten russischen Soldaten und weiteren 110.000 Verwundeten zu verifizieren.

Die von der ORYX-Gruppe dokumentierten Ausrüstungsverluste sind jedoch in der Tat dramatisch. Bis zum 6. Juli verlor Russland:

  • mehr als 830 Panzer
  • 470 gepanzerte Kampffahrzeuge
  • 920 Schützenpanzer
  • 90 Gefechtsstände und Kommunikationsstationen
  • mehr als 300 Geschütze, darunter schwere Mörser, Raketenwerfer, gezogene und selbstfahrende Artillerie
  • 35 Flugzeuge
  • 49 Hubschrauber

Insgesamt hat Russland mindestens 4.585 Stück militärisches Gerät verloren, von denen fast 2.800 zerstört sind. Die Zahl der zurückgelassenen Waffen ist mit 327 relativ gering. Da im Rahmen des ORYX-Projekts nur Verluste dokumentiert werden, die durch fotografische Beweise belegt werden können, sind die tatsächlichen Zahlen wahrscheinlich wesentlich höher.

Zahl der gefallenen russischen Soldaten hoch

Diese Menge an Materialverlusten deutet darauf hin, dass auch die Zahl der gefallenen Soldaten hoch ist. Typischerweise verliert eine Armee viel Material und wenig Personal, wenn sie sich zurückzieht und ihre Ausrüstung aufgibt.

Die russischen Verluste weisen jedoch ein anderes Muster auf: Die Zahl der zurückgelassenen Ausrüstungsgegenstände ist gering, und die russische Armee war ohnehin ständig in der Offensive. Das macht es wahrscheinlich, dass die hohen Verluste an Ausrüstung während der Kampfhandlungen entstanden sind, was auch schwere personelle Verluste bedeutet.

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Besonders stark betroffen sind die Einheiten der beiden separatistischen Volksrepubliken, da Russland sie an vorderster Front einsetzt. Darüber hinaus ist der Anteil an schlecht ausgebildeten und mangelhaft ausgerüsteten sowie zwangsrekrutierter Soldaten in diesen Einheiten besonders hoch. Wenig überraschend ist ihre Motivation niedrig, und viele von ihnen hatten keine Zeit, die Arbeit im Team zu lernen.

Russland legt keine Pause ein

Auch wenn Putin während der Berichterstattung von Verteidigungsminister Schoigu darauf hinwies, dass die russischen Soldaten etwas Ruhe und Nachschub bräuchten, ist es wahrscheinlich, dass diese Erklärung nur für die Medien und die heimische Öffentlichkeit gedacht war.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Russen eine nennenswerte operative Pause einlegen, und zwar aus einer Reihe von Gründen: Erstens ist der Vormarsch bereits jetzt recht langsam, viel langsamer als in den ersten Wochen des Krieges. Zweitens würde eine Operationspause den Ukrainern Zeit verschaffen, ihre Linien zu verstärken und mehr westliche Waffen zu erhalten.

Daher haben die russischen Streitkräfte auch nicht an der Verwaltungsgrenze der Region Luhansk Halt gemacht; stattdessen rücken sie vor, um weitere Gebiete in der Region Donezk zu erobern. Sie haben bereits die Dörfer Spirne und Novoluhanske eingenommen, die beide in der Region Donezk liegen, und sind auf dem Vormarsch in Richtung Siversk im Nordosten, Slowjansk im Norden und Bachmut im Südosten. Eine operative Pause ist nicht zu erkennen.

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