Außenminister Maas spricht anerkennend über Trumps Verdienste in Afghanistan und im Nahen Osten. Und fordert, dass Europa mehr Führung in der Welt zeigt.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) plädierte dafür, dass die EU nach dem Regierungswechsel in den USA mehr globale Verantwortung übernimmt. Der scheidende US-Präsidenten Donald Trump habe sich besonders in Afghanistan und im Nahen Osten verdient gemacht.
"Bei allen außenpolitischen Meinungsverschiedenheiten fallen mir doch zwei Bereiche ein, in denen Trump etwas Positives bewegt hat", sagte Maas den Zeitungen der "Funke Mediengruppe".
Maas: Nahost-Friedensprozess angehen
So habe es in Afghanistan erstmals direkte Verhandlungen zwischen der Regierung in Kabul und den radikalislamischen Taliban gegeben. "Die andere große Errungenschaft ist sicherlich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und einigen arabischen Staaten", fügte Maas hinzu.
Diese Chance müsse genutzt werden, um auch die drängenden Fragen im Nahost-Friedensprozess anzugehen.
Globale Verantwortung der EU
Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland waren während Trumps Amtszeit durch starke Spannungen geprägt. Streitthemen waren unter anderem die aus Trumps Sicht viel zu niedrigen deutschen Verteidigungsausgaben, das Atomabkommen mit dem Iran, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 und die Handelsbeziehungen.
Maas plädierte dafür, dass die EU nach dem Regierungswechsel in den USA mehr globale Verantwortung übernimmt. "Europa muss endlich mehr Führung zeigen in der Welt", forderte der Außenminister.
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Maas fordert "transatlantische Lastenteilung"
Dennoch erklärte Maas, werde man auch dort, wo Europa Führung übernehme, mehr erreichen, wenn die USA an Bord seien.
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