Um eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs zu verhindern, steht Frankreichs Präsident Macron mit Präsident Putin in Kontakt - und gibt sich nach einem erneuten Telefonat ernüchtert.
Nach Einschätzung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht im russischen Krieg gegen die Ukraine das Schlimmste noch bevor. Das verlautete aus dem Élyséepalast nach einem Telefonat Macrons mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Wie es in Paris weiter hieß, ist es Putins klares Ziel, die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen.
Delegationen Russlands und der Ukraine trafen sich am Donnerstag ein zweites Mal zu Verhandlungen im Westen von Belarus. Das erste Treffen am Montag war ohne greifbare Ergebnisse geblieben.
Putin: Das führt nur zu zusätzlichen Forderungen
Nach Kreml-Angaben habe Putin im Telefonat mit Macron betont, dass die Ziele der militärischen "Spezial-Operation", wie Russland den Krieg bezeichnet, in jedem Fall erreicht werden.
Macron habe dem Kremlchef klargemacht, dass er sich mit seiner Darstellung der Dinge selber belüge. Er habe Putin gesagt, dass ein anderer Weg in dem Konflikt möglich sei, wenn er sich umentscheide. Trotz Widerständen und Hindernissen werde Putin sich kaum davon abbringen lassen, seinen Plan bis zum Ende zu verfolgen, hieß es in Paris weiter.
ZDF-Korrespondent: Macron will Putin Optionen aufzeigen
Macron hatte sich in der Krise bereits zuvor intensiv als Vermittler engagiert. "Er ist einer von wenigen, die noch regelmäßig Kontakt zu Wladimir Putin haben. Aus dem Élysée verlautet, Macron tue das in Abstimmung mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und in enger Abstimmung mit den Verbündeten", erklärt ZDF-Korrespondent Thomas Walde in Paris.
Dem französischen Präsidenten komme es darauf an, "Putin immer wieder Alternativen aufzuzeigen, in jeder Situation, sodass dieser sehe, dass er Optionen habe und nicht auf Eskalation setzen müsse", so Walde.
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Macron warf Putin in seiner Rede am Vorabend erneut vor, den Krieg angestiftet zu haben. "Dieser Krieg ist einem Geist der Rache entsprungen, angetrieben von einer revisionistischen Lektüre der Geschichte Europas", sagte Macron.
Diese Ereignisse hätten nicht nur Folgen in den kommenden Wochen, sondern seien "Signal einer Zeitenwende".
In eineinhalb Monaten sind in Frankreich Präsidentschaftswahlen. Der Krieg in der Ukraine lässt Macron kaum Zeit für Wahlkampf, trotzdem bleibt sein Favoritenstatus gestärkt.
Macron: Solidarität mit Selenskyi und russischem Volk
Macron sagte sowohl dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als auch dem russischen Volk seine Solidarität zu. "Wir stehen an der Seite der Russen, die den unwürdigen Krieg ablehnen", sagte er.
Frankreichs Premierminister Jean Castex solle in den kommenden Tagen einen Plan erarbeiten, wie Frankreich vor den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Krieges zu schützen sei.
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