Macron: Ukraine wird mit Russland verhandeln müssen
Französischer Präsident:Macron: Kiew wird mit Kreml verhandeln müssen
15.06.2022 | 13:48
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Frankreichs Präsident setzt weiter auf Gespräche zwischen Kiew und Moskau: "Der ukrainische Präsident und seine Beamten werden mit Russland verhandeln müssen", sagte Macron.
Emmanuel Macron auf dem Nato-Stützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien.
Quelle: epa
Die Ukraine wird nach Einschätzung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron irgendwann mit Russland Gespräche führen müssen, um zu versuchen, den Krieg zu beenden. "Der ukrainische Präsident und seine Beamten werden mit Russland verhandeln müssen", sagt Macron bei seinem Besuch auf dem Nato-Stützpunkt in Rumänien,
Dies sei keine Aufforderung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, jetzt sofort Verhandlungen aufzunehmen, präzisierte der Elysée später.
Macron hatte unlängst erklärt, Russland dürfe in Hinblick auf eine Verhandlungslösung nach Ende der Kämpfe nicht gedemütigt werden. Darauf reagierte die Ukraine mit scharfer Kritik.
Macron ruft zu "neuen Diskussionen" auf
Zugleich rief Macron auch zu "neuen Diskussionen" zwischen der EU und der Ukraine auf. Die Frage, ob er im Anschluss, wie von mehreren Medien berichtet, auch nach Kiew reisen wollte, ließ er am Mittwoch unbeantwortet. "Wir müssen als EU politische Signale an die Ukraine senden (...) und zwar noch vor dem EU-Gipfel, der wichtige Dinge zu beschließen hat", sagte Macron auf dem Nato-Stützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien.
Bei dem Gipfeltreffen in der kommenden Woche werden die EU-Staats- und Regierungschefs voraussichtlich über den Beitrittsantrag der Ukraine beraten. Mit einer Empfehlung der EU-Kommission zur Frage, ob die Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten erhält, wird noch in dieser Woche gerechnet.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg "soll zwischen Schweden, Finnland und der Türkei vermitteln", sagt ZDF-Korrespondent Gunnar Krüger. Eine Lösung sei "auf dem Madrid-Gipfel" erwartbar.15.06.2022 | 3:29 min
Mehrere Medien hatten berichtet, dass Macron gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi demnächst nach Kiew reisen werde. Der Elysée hatte bestätigt, dass es Planungen gebe, aber nichts entschieden sei. Aus Sicherheitsgründen würde ein solcher Besuch wohl auch nicht zuvor angekündigt werden.
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Macron: "Einsatz wird noch ausgeweitet"
Macron besuchte in Rumänien die etwa 500 dort stationierten französischen Soldaten. Frankreich ist derzeit die Führungsnation einer schnellen Eingreiftruppe der Nato, zu der auch 300 belgische Soldaten zählen, die demnächst durch niederländische Soldaten abgelöst werden. "Dieser Einsatz wird noch ausgeweitet werden", sagte Macron. Das solle auf dem Nato-Gipfel in Madrid besprochen werden.
Mit dem rumänischen Ministerpräsidenten Klaus Johannis habe er außerdem über den französischen Vorschlag einer "Europäischen politischen Gemeinschaft" gesprochen. Macron wirbt dafür, Kandidatenländern und möglicherweise auch Großbritannien gewisse Vorrechte einzuräumen, wichtige Entscheidungen aber vorerst weiter im Kreis der 27 zu fällen.
Macron reist nach Moldau
Macron reiste am Mittwoch weiter nach Moldau, wo dieser Vorschlag wohl auch zur Sprache kommen wird. Moldau und Georgien hatten Anfang März ihren Antrag auf die EU-Mitgliedschaft eingereicht, wenige Tage nach der Ukraine. Die 27 Mitgliedsländer sind gespalten, ob und wie schnell die Erweiterung geschehen soll.
Partei ergreifen, aber nicht Kriegspartei werden: Die US-Botschafterin bei der Nato über den Ukraine-Kurs der Allianz, den Dialog mit Putin - und den Konflikt mit Erdogan.