Sie war die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums und eine der wichtigsten außenpolitischen Stimmen Amerikas. Madeleine Albright ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
"Es bricht uns das Herz, mitteilen zu müssen, dass Dr. Madeleine K. Albright, die 64. US-Außenministerin und erste Frau in dieser Position, heute verstorben ist. Die Ursache war ein Krebsleiden. Sie war umgeben von ihrer Familie und ihren Freunden. Wir haben eine liebende Mutter, Großmutter, Schwester, Tante und Freundin verloren."
Mit diesen Worten verabschiedet sich Madeleine Albrights Familie von einer Frau, die Amerika und die Welt geprägt hat – und dies, obwohl sich ihr turbulentes Leben zunächst in eine ganz andere Richtung zu entwickeln schien. In ihren 2003 veröffentlichten Memoiren schrieb sie über ihren Karriereverlauf:
Kindheit und Karriere
Albright wurde am 15. Mai 1937 als Marie Jana Korbelova in Prag als ältestes von drei Kindern einer jüdischen Diplomatenfamilie geboren. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie zunächst nach England aus, wo Albright in Unwissenheit ihrer jüdischen Herkunft katholisch erzogen wurde. Später siedelte die Familie in die USA über.
Viele Details ihrer Kindheit erfuhr Albright erst später in ihrem Leben, als sie sich der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte widmete. 1959 heiratete die Politikwissenschaftlerin ihren Studienfreund Joseph Albright, den Erben eines Medienunternehmens. Gemeinsam zogen sie drei Töchter groß, bis sie sich nach 23 Ehejahren scheiden ließen.
Erst 1975 begann Albright ihre politische Karriere. Zunächst arbeitete sie für einen Senatoren, dann als Mitarbeiterin des Nationalen Sicherheitsrats, ab 1982 lehrte sie an der Universität Georgetown in Washington.
Schneller Aufstieg Albrights
Unter dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton wurde Albright 1993 Botschafterin der US-Regierung bei den Vereinten Nationen. Später übernahm sie als erste Frau die Leitung des Außenministeriums. Dabei stand sie stets für ein Amerika, auf das sich die Nato-Verbündeten in Europa verlassen konnten, indem sie sich beispielsweise vehement für die Nato-Osterweiterung einsetzte.
Als "Madam Secretary" hat Albright die Außenpolitik Amerikas nach dem Zerfall des Ostblocks maßgeblich geprägt. So warb sie, nachdem die Bemühungen um eine Einigung im Kosovo-Konflikt mit dem damaligen Serben-Präsidenten Slobodan Milosevic gescheitert waren, erfolgreich für Nato-Luftangriffe im ehemaligen Jugoslawien.
Albright versuchte sich außerdem an einer Verbesserung der Beziehungen zu Russland oder an einer friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts, konnte dabei allerdings keine großen Erfolge vorweisen.
Nachhaltige Stimme
Auch nach ihrer aktiven Zeit in der Politik meldete sich Albright immer wieder öffentlich mit zum Teil scharfer Kritik zu Wort. So warf sie dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump vor, das Land zu spalten und der Demokratie zu schaden und sagte 2018 – Zitat: "Er ist der undemokratischste Präsident in der modernen Geschichte der USA".
Der aktuelle Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, sagte am Mittwoch, ihr Einfluss sei in der Behörde noch heute jeden Tag in jedem Korridor spürbar. Zuletzt äußerte sich die frühere "Madam Secretary" in der New York Times am Tag vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine mit einem Gastbeitrag. Darin hieß es unter anderem:
"Ein Einmarsch in die Ukraine würde nicht Russlands Weg zur Größe ebnen, sondern Herrn Putins Ehrlosigkeit besiegeln, indem er sein Land diplomatisch isoliert, wirtschaftlich angeschlagen und strategisch verwundbar gegenüber einem stärkeren, geeinten westlichen Bündnis macht."
Albright für Wandel der transatlantischen Beziehungen
Bereits eineinhalb Jahre zuvor, im September 2020, sprach sich Albright im ZDF-Interview für einen Wandel der transatlantischen Beziehungen aus:
"Und wir von den Vereinigten Staaten müssen das mit etwas Demut angehen und anerkennen, wo es Fehler gab und wo es Bereiche gibt, wo wir zusammenarbeiten müssen. Das glaube ich aus vollem Herzen."
Im Lichte der heutigen Ereignisse erscheint dieses Zitat umso bedeutender – wie so vieles, was Madeleine Albright dieser Welt hinterlässt.
- "Als Familie über Differenzen sprechen"
Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright spricht im ZDF-Interview über Trump, die Nato und die transatlantischen Beziehungen.