Noch steht nicht fest, wer hinter den Nord-Stream-Lecks steckt, sagt Schwedens Ministerpräsidentin Andersson. Die Anschläge zeigten aber, wie verwundbar Europas Infrastruktur sei.
Sehen Sie hier das Interview mit der schwedischen Ministerpräsidentin zum Thema Infrastruktur und Lecks bei Nord Stream 1.
Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson hat vor neuen Anschlägen auf die kritische Infrastruktur in Europa gewarnt. Gasleitungen wie die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 könnten nicht zu 100 Prozent geschützt werden. Auch Stromkabel auf dem Festland seien gefährdet, sagt Andersson im ZDF:
Auch die Sabotage in Deutschland hätten das gezeigt - Andersson meint die jüngsten Zugausfälle bei der Deutschen Bahn. In Schweden sei deswegen seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Wachsamkeit erhöht worden. "Wir brauchen weitergehenden Schutz unserer physischen und digitalen Infrastruktur", sagt sie.
- Faeser: Kritische Versorgung besser schützen
Angesichts der jüngsten Sabotage-Vorfälle bei den Nord-Stream-Pipelines und der Deutschen Bahn hat Inneministerin Faeser einen besseren Schutz kritischer Infrastruktur angekündigt.
Andersson warnt vor Stromausfällen
Andersson hält für denkbar, dass infolge von Sabotage der Strom ausfallen könnte. Für diesen Fall ruft sie die Bevölkerung auf, Vorkehrungen zu treffen. Es sei wichtig, "dass man Wasser hat, dass man ein Radio hat, dass man eine Taschenlampe hat und Essen für einige Tage". Und weiter:
Sabotage sende immer auch das Signal, "dass wir verwundbar und anfällig sind". Vor einigen Tagen hatte es einen Stromausfall auf der dänischen Insel Bornholm gegeben, der allerdings auf einen lokalen Defekt zurückging.
Wie anfällig sind Pipelines, Stromkabel und Internetleitungen?
Nord Stream: Untersuchungen weiter mit Deutschland
Wer hinter den Nord Stream-Lecks in der Ostsee stecke, sei derweil noch nicht bekannt, so Andersson. Man habe in Schweden schnell mit einer Voruntersuchung begonnen, habe den Meeresboden untersucht und sichte nun Material in einem Labor in Schweden. "Dann werden wir sehen, ob wir die Möglichkeit haben, das Geschehene einem Akteur zuzuordnen."
Andersson wies Medienberichte zurück, Schweden wolle diese Untersuchung wegen hoher Geheimhaltung alleine fortsetzen, also auch ohne Deutschland. "Das stimmt nicht. Wir arbeiten mit Deutschland und Dänemark zusammen. Wir drei Länder sind ja auch am meisten betroffen", sagt sie.
Anfang kommende Woche wird Andersson aller Voraussicht nach im Amt der schwedischen Ministerpräsidentin abgelöst. Der Vorsitzende der Konservativen, Ulf Kristersson, will sich dann zum neuen Regierungschef wählen lassen - unterstützt unter anderem von den rechtsradikalen Schwedendemokraten.
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