Bereits am Vortag des 1. Mai kam es in mehreren Städten zu Demonstrationen - oft friedlich, aber nicht immer. Für Sonntag rufen Gewerkschaften bundesweit zu Kundgebungen auf.
Die Gewerkschaften haben zum diesjährigen "Tag der Arbeit" am Sonntag zu ihren traditionellen Mai-Kundgebungen aufgerufen. Auf zahlreichen Veranstaltungen in Deutschland soll für ein "solidarisches Miteinander auch in unruhigen Zeiten" geworben werden, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ankündigte. Es gehe darum, am 1. Mai "ein sichtbares Zeichen für eine gerechte Zukunft" zu setzen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird zu einer DGB-Kundgebung in Düsseldorf erwartet, wo er eine Rede hält (12.25 Uhr). Der DGB-Bundesvorsitzende Reiner Hoffmann spricht bei der Mai-Kundgebung in Berlin. Die Gewerkschaften hatten im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie in den diesjährigen Tarifverhandlungen nach zwei Jahren Zurückhaltung kräftige Lohnzuwächse durchsetzen wollen.
- Gewerkschaften in der Forderungs-Zwickmühle
Schwierige Gratwanderung für die Gewerkschaften: Wegen Corona und Ukraine-Krieg rufen Arbeitgeber zum Verzicht auf Lohnerhöhungen auf - die Arbeitnehmer aber drängen darauf.
Proteste und Festnahmen bereits am Vortag des 1. Mai
Bereits am Vortag des 1. Mai haben in Berlin Tausende Menschen demonstriert und gefeiert. Größtenteils verliefen die Proteste nach Angaben der Polizei ruhig.
Bei einer Demonstration von Feministinnen und Feministen in Prenzlauer Berg war die Stimmung am Samstagabend jedoch aufgeheizt. Farbbeutel flogen, Scheiben wurden eingeschmissen, Pyrotechnik gezündet. Mehrfach stoppte die Polizei den Protestzug. Nach Angaben einer Polizeisprecherin kam es zu Angriffen auf Einsatzkräfte. Es habe vereinzelt Festnahmen gegeben, so die Sprecherin.
Berlin rechnet mit Gewaltausbrüchen bei "Revolutionärer Erster Mai"-Demo
Rund 1.600 Polizisten waren nach Angaben der Sprecherin am Samstag in der Stadt im Einsatz. Am gesamten Wochenende sind es nach Angaben von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bis zu 6.000 - auch von der Bundespolizei und aus anderen Bundesländern. Es wird erwartet, dass es am 1. Mai wie in den vergangenen Jahrzehnten zu Gewaltausbrüchen von Linksautonomen kommen kann.
Der 1. Mai gilt als Tag der Arbeit - aber warum?
Am Sonntag gibt es in Berlin eine ganze Reihe von Demonstrationen: Von der Hauptkundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit am Mittag über Motorrad- oder Fahrrad-Korsos bis zu Protesten gegen Corona-Maßnahmen.
Die besondere Aufmerksamkeit der Polizei gilt der Demonstration linker und linksradikaler Gruppen mit dem Titel "Revolutionärer Erster Mai" am Sonntagabend in Neukölln. Es wird mit 5.000 bis 20.000 Teilnehmern und möglichen Gewaltausbrüchen gerechnet. Insgesamt werden am Wochenende bis zu 50.000 Teilnehmer bei Demos und Volksfesten erwartet.
Brennende Barrikade in Leipzig
In Leipzig kam es bereits in der Nacht zum 1. Mai im Stadtteil Connewitz zu Ausschreitungen. Gewalttätigte Demonstranten errichteten eine Barrikade und steckten sie in Brand. Wie die Polizei mitteilte, rückten Einsatzkräfte und Feuerwehr aus und löschten den Brand. Drei Polizeifahrzeuge seien beschädigt worden, auch mindestens ein Gebäude sei verschmutzt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Danach habe sich die Lage beruhigt.
Ein Augenzeuge berichtete, Beteiligte hätten Pflastersteine und mit Teer gefüllte Flaschen auf Neubauten geworfen. Auch seien Glascontainer umgeworfen worden.