Selenskyj erklärt, die Ukraine wolle sich nicht auf russische Ultimaten einlassen. Russland verbietet Facebook und Instagram als "extremistisch". Das war Tag 26 im Ukraine-Krieg.
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Hier haben wir für Sie die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine an Tag 26 zusammengefasst. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine. Die aktuellen Entwicklungen an Tag 27 können Sie hier nachlesen:
- Guterres fordert Ende des "absurden Kriegs"
In vielen Städten der Ukraine wird die Lage für die Bevölkerung an Tag 27 des Kriegs immer dramatischer. UN-Chef Guterres hat Moskau aufgerufen, den "absurden Krieg" zu beenden.
Krieg gegen die Ukraine: Die Entwicklungen am Montag
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Ultimaten aus Russland eine grundsätzliche Absage erteilt. "Die Ukraine kann keine Ultimaten der Russischen Föderation erfüllen", sagte Selenskyj am Abend im Fernsehen. Ziel Russlands sei es, die Ukraine zu "zerstören". Moskau wolle unter anderem die Übergabe der Städte Mariupol, Charkiw und Kiew erreichen, sagte Selenskyj. Dem könnten aber "weder die Menschen in Charkiw noch die in Mariupol oder Kiew noch ich, der Präsident", nachkommen.
- Ein Gericht in Russland hat die zum US-Konzern Meta gehörenden Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram als "extremistisch" verboten. Meta hatte die Hassrede-Regeln gelockert, um Menschen wegen des Ukraine-Kriegs mehr Möglichkeiten zu geben, ihre Kritik zu äußern. Das sorgte in Moskau für große Empörung. Als Beispiel für eine Ausnahme bei Aussagen, die normalerweise gegen Richtlinien verstoßen hätten, nannte ein Facebook-Sprecher den Satz "Tod den russischen Eindringlingen".
- Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben in der von ihr besetzten Stadt Cherson auf Demonstranten geschossen. "In Cherson haben russische Kriegsverbrecher das Feuer auf unbewaffnete Menschen eröffnet, die friedlich gegen die Invasoren protestierten", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. "Dies ist das hässliche Gesicht Russlands, eine Schande für die Menschheit."
- In der Ukraine sind mehr als 6,5 Millionen Menschen im eigenen Land durch die russischen Angriffe auf der Flucht. Sie mussten ihre Häuser, Wohnungen, Dörfer und Städte wegen der Raketenangriffe und Bombardierungen verlassen, berichtete die UN-Organisation für Migration (IOM) am Montag in Genf.
- Die Gespräche mit der Ukraine über einen Waffenstillstand sind am Montagmorgen nach russischen Angaben bislang ohne größeren Durchbruch geblieben.
- Die ukrainische Führung hat ein vom russischen Militär gestelltes Ultimatum an die Verteidiger von Mariupol zur Kapitulation kategorisch abgelehnt. "Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben", sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk der Online-Zeitung "Ukrajinska Prawda" am frühen Montagmorgen.
Fast ein Viertel der Bevölkerung ist inzwischen auf der Flucht. Trotzdem leistet auch die Zivilbevölkerung weiterhin großen Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg.
- Für mehrere belagerte Städte sind nach Angaben der ukrainischen Regierung für diesen Montag acht Fluchtkorridore für Zivilisten vereinbart worden. Das eingekesselte Mariupol sei aber nicht darunter, sagte Wereschtschuk.
Die eingeschlossene Hafenstadt Mariupol wird weiter von Russland beschossen. 80 Prozent der Wohngebäude sollen beschädigt sein.
- In der Atomruine von Tschernobyl hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine einen Schichtwechsel gegeben - zumindest für die Hälfte des Personals. Sie waren von russischem Militär fast vier Wochen lang dort festgehalten worden.
- Der Holocaust-Überlebende Boris Romantschenko ist nach Angaben der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora bei einem Bombenangriff auf die ukrainische Stadt Charkiw ums Leben gekommen.
Das war die Situation in den ukrainischen Städten
- In Kiew soll es ab Montagabend eine weitere Ausgangssperre geben, kündigte Bürgermeister Vitali Klitschko an. Von Montag 20 Uhr Ortszeit bis Mittwochmorgen 7 Uhr sollten die Menschen zu Hause bleiben oder in Schutzräume, wenn Alarm losgehe.
- Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein Einkaufszentrum am Rande Kiews angegriffen. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, warf den ukrainischen Streitkräften am Montag vor, das Einkaufszentrum zum Nachladen von Mehrfachraketenwerfern und zur Lagerung von Raketen für den Beschuss russischer Truppen zu nutzen.
- Mehrere Dörfer am nordwestlichen Stadtrand von Kiew stehen am Rande einer humanitären Katastrophe, teilten Beamte aus der Region mit. Butscha und andere abgelegene Dörfer seien von den russischen Streitkräften fast völlig abgeschnitten worden.
- Nördlich von Kiew halten heftige Gefechte an, wie das britische Verteidigungsministerium auf Twitter schrieb. Die meisten russischen Kräfte seien mehr als 25 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
- Auch in Mariupol werden die Kämpfe mit großer Härte geführt. Das Washingtoner Institut für Kriegsstudien beschrieb die Lage in der strategisch wichtigen Stadt am Asowschen Meer so: "Der Haus-zu-Haus-Kampf in Mariupol selbst kostet das russische Militär Zeit, Initiative und Kampfkraft."
- In Odessa sind nach Behördenangaben mehrere zivile Gebäude durch russischen Beschuss beschädigt worden. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde bei dem Angriff niemand getötet, ein Brand sei schnell gelöscht worden. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf ist in Odessa vor Ort.
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf berichtet von der Lage vor Ort.
- Nach dem Austritt von hochgiftigem Ammoniak aus einem Chemiewerk in der ukrainischen Stadt Sumy besteht nach Darstellung der Behörden keine Gefahr für die Bevölkerung. Das teilte der staatliche Zivilschutz am Montagmorgen bei Telegram mit und sprach von einem "leichten Ammoniak-Austritt". Durch Beschuss sei ein Tank beschädigt worden. Die betroffene Stelle sei abgedichtet worden. Den Angaben zufolge wurde ein Mitarbeiter des Unternehmens verletzt.
Internationale Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg
- US-Präsident Joe Biden hat mit Bundeskanzler Olaf Scholz und anderen europäischen Verbündeten über den Ukraine-Krieg beraten. An der Schaltkonferenz nahmen auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Ministerpräsident Mario Draghi und der britische Premierminister Boris Johnson teil. Das Gespräch dauerte eine knappe Stunde, wie das Weiße Haus mitteilte. Die Staats- und Regierungschefs hätten ihre "ernste Besorgnis über das brutale Vorgehen Russlands in der Ukraine" erörtert. Dazu gehörten auch die Angriffe auf die Zivilbevölkerung.
- Deutschland hat angeboten, die neue EU-Eingreiftruppe im ersten Jahr 2025 zu stellen. Das sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Montag ihren EU-Kollegen in Brüssel. Damit sende die Bundesregierung ein "klares Signal": "Wir stehen füreinander ein", betonte Lambrecht. Die Truppe ist Teil der neuen Sicherheitsstrategie, welche die EU-Minister nach Angaben des lettischen Außenministers Edgars Rinkevics billigten.
- Das Bundesinnenministerium weist auf Twitter auf die Plattform unterkunft-ukraine.de hin. Dort können Privatpersonen nach Registrierung und Verifizierung Schlafplätze für Flüchtende anbieten. Die Seite steht in vier Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Ukrainisch, Russisch und Englisch.
- Die Bundesregierung will der Ukraine weitere Waffen liefern. Dies könne auch über Bestellungen bei Rüstungskonzernen geschehen, sagt ein Regierungssprecher. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts verweist darauf, dass die EU-Staaten parallel dazu die Mittel zur Beschaffung von Waffen für die Ukraine von 500 Millionen auf eine Milliarde Euro verdoppeln wollen.
- Mit Blick auf die Angriffe auf Mariupol sprach ein Sicherheitsberater von Präsident Selenskyj im ZDF von "Völkermord, der dort stattfindet". Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Zerstörung der Hafenstadt scharf verurteilt. "In Mariupol spielen sich massive Kriegsverbrechen ab."
Interview- Selenskyj-Berater: Völkermord in Mariupol
Eingekesselt und Luftangriffe: In der Hafenstadt Mariupol finde ein Völkermord statt, sagte Ihor Showkwa, Selenskyjs Sicherheitsberater, im ZDF. Er forderte weitere Sanktionen.
- Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat bekräftigt, die Kontakte zur Ukraine und zu Russland als Vermittler zu nutzen. Er sagte auf einer Konferenz am Montag, Israel werde "weiterhin - zusammen mit anderen Freunden in der Welt - versuchen, die Kluft zu überbrücken und ein Ende des Krieges herbeizuführen". Bennett hat ein Gipfeltreffen in Jerusalem vorgeschlagen.
- Deutschland will mit dem "Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine" ukrainische Kulturschätze schützen. "Unsere Sorge gilt jetzt auch den ukrainischen Kulturschätzen, die akut von Zerstörung bedroht sind, und mit ihnen das kulturelle Erbe Europas", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Insgesamt lägen mehr als 400 Museen und 3.000 Kulturstätten in der Ukraine, darunter sieben Welterbestätten, hieß es.
- Stamp: Eine Million Betten für Flüchtlinge
Bislang haben mehr als 200.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland Zuflucht gefunden. NRW-Flüchtlingsminister Stamp fordert nun einen Masterplan von Bund, Ländern und Kommunen.
- Der französische Staat hat nach Angaben von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire seit dem Kriegsbeginn Vermögenswerte russischer Oligarchen in Höhe von fast 850 Millionen Euro eingefroren. Dazu gehörten Konten von Privatpersonen, rund 30 Immobilien und zwei Yachten, so Le Maire.
- In Deutschland sind bislang von der Bundespolizei 225.357 Kriegsflüchtlinge erfasst worden. In dieser Zahl enthalten sind nur Geflüchtete, die von der Bundespolizei angetroffen wurden. Im Regelfall gibt es keine festen Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen, Ukrainer dürfen zudem ohne Visum einreisen - die Zahl der tatsächlich Angekommenen ist daher wahrscheinlich deutlich höher.
- Der NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) hat im ZDF eine Million Betten für Flüchtlinge und einen "Masterplan" gefordert.
- Der Präsident des Schriftstellerverbands PEN Ukraine, Andrej Kurkow, hat den Aufruf zum Boykott russischer Schriftsteller und Verlage von Anfang März relativiert. Er wisse, dass nicht alle russischen Autoren Wladimir Putin und seine aggressive Politik unterstützen, sagte Kurkow dem Evangelischen Pressedienst. Deswegen schlage er eine "Weiße Liste" mit Namen derjenigen russischen Kulturschaffenden vor, die sich nicht scheuten, ihre Stimme gegen Putin und den Krieg in der Ukraine zu erheben.
Das ist im Krieg in der Ukraine an Tag 25 passiert:
Moskau fordert die ukrainischen Truppen auf, Mariupol unbewaffnet zu verlassen. Der ukrainische Präsident Selenskyj setzt Russland mit Nazi-Deutschland gleich.
- Russland fordert Mariupol zu Kapitulation auf
Moskau fordert die ukrainischen Truppen auf, Mariupol unbewaffnet zu verlassen. Der ukrainische Präsident Selenskyj setzt Russland mit Nazi-Deutschland gleich. Die Lage an Tag 25.