Mariupol im Südosten der Ukraine ist eine der von russischen Angriffen am schwersten betroffenen Städte. Jetzt ist auch ein Kinderkrankenhaus getroffen worden.
Die Ukraine hat einen russischen Angriff auf eine Geburtsklinik in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol gemeldet. Das Krankenhaus habe "kolossale" Schäden erlitten, teilte der Stadtrat der belagerten Stadt am Mittwoch in den sozialen Medien mit.
Selenskyj: Kinder unter Trümmern
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb bei Twitter, unter den Trümmern befänden sich auch Kinder. Der Angriff sei eine Gräueltat.
Von Selenskyj veröffentlichte Videoaufnahmen zeigten mit verdrehtem Metall und Trümmerteilen verwüstete Flure und Zimmer mit zerstörten Fenstern. Im Außenbereich brannte ein kleines Feuer, Trümmerteile bedeckten den Boden. Der stellvertretende Chef seines Büros, Kyrylo Timoschenko, gab an, es werde versucht, die Zahl der Toten und Verletzten zu ermitteln.
Großbritanniens Premier Johnson verurteilt Angriff
Mehrere Explosionen in der Klinikanlage waren noch mehr als einen Kilometer entfernt zu spüren. Fenster wurden zerstört, ein großer Teil der vorderen Fassade eines Gebäudes wurde weggerissen. Polizisten und Soldaten brachten Opfer vor Ort in Sicherheit. Eine hochschwangere und blutende Frau wurde auf einer Trage weggebracht.
Der britische Premierminister Boris Johnson schrieb bei Twitter, "es gibt wenig Dinge, die widerwärtiger sind als die Verletzlichen und Wehrlosen anzugreifen". Großbritannien werde den russischen Präsidenten Wladimir Putin "für seine schrecklichen Verbrechen zur Verantwortung ziehen".
Unterdessen waren Zivilisten im Kiewer Vorort Irpin gezwungen, bei Fluchtversuchen über die rutschigen Holzplanken einer provisorischen Brücke zu laufen. Eine Betonbrücke nach Kiew war von den Ukrainern bereits vor Tagen gesprengt worden, um den russischen Vormarsch auf die Hauptstadt zu verlangsamen. Feuerwehrleute und Soldaten halfen flüchtenden Zivilisten bei der Überquerung.
Waffenruhe entlang einiger Routen
Der ukrainische Soldat Jewhen Nyschtschuk erklärte: "Wir haben momentan nur ein kleines Zeitfenster". Auch wenn es gerade eine Feuerpause gebe, sei das Risiko fallender Granaten hoch. Die ukrainische Regierung hatte am Mittwochmorgen eine Waffenruhe entlang mehrerer Evakuierungsrouten für Zivilisten in belagerten oder besetzten Städten angekündigt.
Das Leben in Mariupol spielt sich seit Tagen in Kellern und Bunkern ab. Nahrung, Medizin, Hygiene sind längst Überlebensfragen. Letzte Hoffnung vieler Menschen: Die Fluchtrouten.
Tausende Zivilisten sollten dadurch aus dem Raum Kiew sowie aus den Städten Mariupol, Enerhodar, Wolnowacha, Isjum und Sumy fliehen können. Vorherige Versuche, sichere Korridore zur Evakuierung einzurichten, waren gescheitert, vorrangig wegen russischer Angriffe.
Für viele Städte war zunächst unklar, ob die Evakuierungen dieses Mal funktionierten. Aus den Kiewer Vororten strömten jedoch zahlreiche Menschen in Richtung des Stadtzentrums, um von dort Züge in westliche Regionen des Landes zu nehmen, die derzeit nicht attackiert werden. Die UN schätzen die Zahl der Menschen, die ins Ausland geflüchtet sind, auf mehr als zwei Millionen.
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