Russland will das Stahlwerk in Mariupol nicht stürmen. Es soll stattdessen blockiert werden, so dass "keine Fliege mehr heraus kann". In dem Werk verschanzen sich Ukrainer.
Russlands Präsident Wladimir Putin sieht keinen Grund mehr, das Industriegebiet in Mariupol zu stürmen. Die entsprechenden Pläne würden nicht mehr umgesetzt, sagte der russische Präsident im russischen Fernsehen. Die Erstürmung des Komplexes sei nicht sinnvoll, sagte Putin weiterhin. "Wir müssen an das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten und Offiziere denken".
Stahlwerk soll abgeriegelt werden
Die Anlage solle dagegen derartig blockiert werden, so dass noch nicht mal mehr "eine Fliege" durchkäme, ohne entdeckt zu werden. Zuletzt hatten sich russischen Angaben zufolge rund 2.000 ukrainische Kämpfer und 400 ausländische Söldner in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt.
Die ukrainische Regierung fordert von Russland dringend freies Geleit für Zivilisten und verletzte Soldaten aus dem von russischen Truppen belagerten Asowstal-Stahlwerk. Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk erklärt in einem Online-Beitrag:
- Polizeichef: Viele Zivilisten in Stahlwerk
In dem umkämpften Stahlwerk in Mariupol halten sich nach Angaben des dortigen Polizeichefs auch viele Zivilisten auf. Weite Teile der Stadt sind inzwischen in russischer Hand.
Den noch auf dem Werksgelände befindlichen ukrainischen Soldaten sagte Putin zu, dass sie mit dem Leben davon kämen, sollten sie sich ergeben. 1.478 Kämpfer hätten dies bereits getan.
Russland verkündet die Einnahme der Hafenstadt
Russland hatte zuvor die Einnahme der hart umkämpften Hafenstadt Mariupol verkündet. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, Russland habe die ukrainische Hafenstadt Mariupol eingenommen. Putin nennt die Kontrolle über Mariupol einen Erfolg.
Kiew schlägt Verhandlungen mit Moskau in Mariupol vor
Zwei Vertreter der ukrainischen Delegation sind bereit, zu Verhandlungen in die schwer umkämpfte ukrainische Hafenstadt Mariupol zu fahren. Der ukrainische Präsidentenberater "Mychajlo Podoljak und ich sind bereit, nach Mariupol zu kommen, um mit der russischen Seite über die Evakuierung unserer Militärgarnison und Zivilisten zu verhandeln", schrieb Chefunterhändler David Arachamija am Mittwochabend auf Twitter. Vertreter der ukrainischen Delegation hielten ständigen Kontakt mit den Streitkräften des Landes in Mariupol, schrieb Arachamija weiter.
Stadt zu großen Teilen zerstört
Am Mittwoch habe es in einem Gespräch mit den Verteidigern der Stadt den Vorschlag gegeben, direkt in Mariupol Verhandlungen über die Räumung der ukrainischen Militärgarnison zu führen. "Wir sind jederzeit bereit, zu solchen Verhandlungen zu kommen, sobald wir eine Bestätigung von russischer Seite erhalten."
Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol wurde am 1. März kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs komplett von russischen Truppen eingeschlossen. Die Stadt und auch der Hafen gelten zu großen Teilen als zerstört.
Ukraine: Geplante Evakuierung gescheitert
Am Mittwochmorgen hatte der Kommandeur der verbliebenen ukrainischen Marineinfanteristen um eine Evakuierung seiner Kämpfer in einen Drittstaat gebeten. Eine Rettung von Zivilisten ist am Mittwoch laut Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk gescheitert. Grund sei Russlands Unwille, sich an eine Feuerpause zu halten, sagte Weretschtschuk am Mittwoch.
"Wegen der Schludrigkeit" des russischen Militärs sei es diesem auch nicht gelungen, Evakuierungswillige rechtzeitig in ein Gebiet zu bringen, wo ukrainische Busse auf sie gewartet hätten. Letztlich habe der "humanitäre Korridor nicht wie geplant funktioniert". Lediglich vier Busse mit Zivilisten haben die kriegszerstörte Hafenstadt Mariupol am Mittwoch nach ukrainischen Angaben verlassen können.
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