Präsident Putin feiert die Annexion ukrainischer Gebiete. Das aber "ändert die Gesamtlage überhaupt nicht", erklärt Experte Masala im ZDF. Kiew müsse weiter unterstützt werden.
Aus russischer Sicht sei es jedoch "jetzt keine Spezialoperation in der Ukraine mehr, sondern ein Angriff auf russisches Territorium", so Militärexperte Carlo Masala.
Der russische Staatschef Wladimir Putin hat mit den pro-russischen Anführern in den Regionen Luhansk und Donezk, Cherson und Saporischschja die Abkommen über die Annexion unterzeichnet. Die Regionen werden vollständig oder teilweise von den russischen und separatistischen Truppen kontrolliert.
Die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer verurteilten diese Annexion. Die Nato bezeichnete sie als "illegitim", die USA kündigen neue Sanktionen an. Die G7-Staaten erklärten, sie würden die "vorgeblichen Annexionen" niemals anerkennen.
Außenministerin Baerbock spricht mit Blick auf die Annexionen von hybrider russischer Kriegsführung und einem Angriff auf die UN-Charta.
Im ZDF heute journal ordnet Carlo Masala, Experte für Sicherheitspolitik und Professor an der Universität der Bundeswehr in München, die aktuelle Lage im Krieg in der Ukraine ein.
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Das sagt Masala zu ...
... der militärischen Situation
"Objektiv ändert das die Gesamtlage überhaupt nicht", sagt Masala. "Aber aus der russischen Logik heraus wird das nun in den Teilen, die Russland kontrolliert, aber auch in den Teilen, die die Ukraine kontrolliert, ein Angriff auf das Territorium der Russischen Föderation."
Putin habe darauf hingewiesen, dass er diesen Angriff auf russisches Territorium mit allen Mitteln verteidigen werde, so Masala. "Also es ist aus russischer Perspektive jetzt keine militärische Spezialoperation in der Ukraine mehr, sondern ein Angriff auf russisches Territorium."
Während Putin die offizielle Annexion der vier besetzten ukrainischen Gebiete wie einen Sieg feiert, meldet die Ukraine einen militärischen Vormarsch im Donbass.
... der weiteren Entwicklung
Masala verweist auf die Rede von Kremlsprecher Peskow, in der er eine atomare Eskalation für unverantwortlich gehalten habe, und schließt daraus: Nach der Rede Putins vom 22. September, in der er mit Nuklearwaffen gedroht hatte, klinge "das jetzt ein bisschen verhaltener, ohne, dass man allerdings irgendeine Option vom Tisch genommen hat".
Die Internationale Atombehörde bezeichnet die Lage im ukrainischen AKW als "unhaltbar" und fordert eine Sicherheitszone. Atom-Experte Sebastian Stransky erklärt die Gefahrenlage.
... zu der Wahrscheinlichkeit eines Atom-Angriffs
Sicherheitsexperte Masala geht davon aus, dass die Gefahr eines nuklearen Einsatzes seitens der Russischen Föderation genau die ist, die sie seit dem ersten Tag des Krieges ist. Doch:
"Aber ich glaube nicht, dass die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes von Nuklearwaffen jetzt durch diese Rede und durch diese Handlung der Annexion signifikant gestiegen ist", sagt Masala.
Hier können Sie die gesamte Rede von Wladimir Putin sehen:
Rede von Wladimir Putin vor beiden Kammern im großen Kremlpalast (Georgievsky-Halle) und Unterzeichnungszeremonie des Anschluss-Vertrages mit allen vier Separatisten-Chefs
... der Reaktion des Westens auf die Annexionen Russlands
"Wir haben letzten Endes die gleiche Situation, die wir auch vor zwei oder drei Wochen hatten", ist Masala überzeugt.
Zum anderen müsse die Ukraine weiter unterstützt werden, die besetzten Gebiete zurück zu erobern. "Und da sind wir wieder bei der leidigen Diskussionen über Schützenpanzer und Kampfpanzer, die wir seit Monaten führen."
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