Markus Söder hat den Rücktritt seines CSU-Generalsekretärs als "persönliche Tragödie" bezeichnet. Doch auch für den Ministerpräsidenten selbst wiegt die Causa Mayer schwer.
Enthüllungen zu einem unehelichen Kind, öffentlich-gewordene Bedrohungen gegen einen Journalisten - der Rücktritt von CSU-Generalsekretär Mayer hallt in der Partei nach, die sich schnellstens neu aufstellen muss, vor der Landtagswahl im kommenden Jahr.
Markus Söder gab sich große Mühe, den Rücktritt seines Generalsekretärs und die Gründe, die dazu führten, als "persönliche Tragödie" des Stephan Mayer einzuordnen. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Der andere Teil ist der politische Gau des Markus Söder.
Keine drei Monate war Stephan Mayer im Amt. Als der CSU-Chef ihn im Februar berief, war Mayer wichtigster Baustein der personellen Neuaufstellung von Partei und Kabinett. Söder wollte damit den Grundstein legen für sein wichtigstes Projekt der nächsten zwei Jahre: den Machterhalt in Bayern bei der Landtagswahl 2023.
Mayer sollte Söders Erfolgsgarant werden
Mayer, ein profilierter Konservativer, sollte die Stammklientel wieder stärker an die CSU binden und Markus Söder nach vielen Rollenwechseln und Misserfolgen der letzten Jahre das Image des treusorgenden Landesvaters verpassen. Mayer sollte Söders Wahlkampfmanager und Erfolgsgarant werden. Aus CSU-Sicht geht es 2023 um alles oder nichts.
Dass Söder sich nach kaum drei Monaten einen neuen Generalsekretär suchen muss, ist mehr als eine Personalfrage. Nicht nur, weil das Angebot an profilierten Köpfen überschaubar ist, sondern auch, weil die offene Frage in eine Zeit großer Unruhe in der CSU fällt.
Auch die Ermittlungen gegen Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer belasten Söder:
- Pkw-Maut: Hat Scheuer gelogen?
Die Pkw-Maut war das Prestigeprojekt von Minister Scheuer (CSU) - bis sie der EuGH kippte. Nun geht es im juristischen Nachspiel um die Frage, ob Scheuer die Unwahrheit gesagt hat.
Das schlechte Bundestagswahlergebnis, der Unmut über Söders erratischen Corona-Kurs, der Bedeutungsverlust als Oppositionspartei im Bund, die Angst vor dem Verlust der Regierungsmehrheit in Bayern, eine wachsende Zahl von Feinden, die Söder sich in der Partei gemacht hat - die Liste der Spannungen und Sorgen ist lang.
Mayer soll Journalisten wüst beschimpft haben
Mit der Personalie Mayer fügt Söder ihr nun einen Fehlgriff hinzu, der an ihm haften bleibt. Mayer soll einem "Bunte"-Journalisten nach Erscheinen einer Geschichte über einen angeblichen Sohn, den Mayer verleugne, mit "Vernichtung" gedroht, ihn wüst beschimpft und 200.000 Euro gefordert haben. Es klingt nach Mafia-Rhetorik, was der Reporter wiedergibt.
Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Mayer mit verbalen Ausfällen auffällt, sagen Parteifreunde. Söder entschuldigt sich dafür:
"Offiziell führt Stephan Mayer gesundheitliche Gründe an", so ZDF-Korrespondent Stefan Leifert. Der indirekte Auslöser sei eine Geschichte um einen angeblich unehelichen Sohn.
Söder: "Bitterer Tag" für die CSU
Von einem "bitteren Tag" für die CSU spricht der Ministerpräsident mit gedämpfter Stimme.
Die Affäre Mayer, die Ermittlungen gegen Ex-Minister Andi Scheuer, die nicht enden wollende Maskenaffäre - die Probleme der CSU addieren sich zu einem großen Problemberg für Söder, etwas über ein Jahr vor der Landtagswahl.
"Für die CSU ist wichtig, dass wir programmatisch Antworten geben, vor allem auf die Landtagswahl, die für uns die wichtigste ist in anderthalb Jahren", sagt CSU-Vize Manfred Weber im ZDF-Morgenmagazin.
Weber ist geschickt darin, herbe Kritik in weiche Rhetorik zu verpacken. Er gehört zu denen, die Söders Politikstil für unseriös und inhaltsarm halten.
Söder verliert an Rückhalt
Lange profitierte Söder von seinem Image als harter Corona-Manager. Das ist vorbei, in Umfragen steht Söder nur mittelmäßig da. Der Wechsel vom Team Vorsicht ins Team Volksfest ging vielen zu schnell.
Der CSU-Chef hatte zu Jahresbeginn einen neuen Söder versprochen: nah an der Basis, präsent in Bayern, ein bayerisches Gegenmodell zur Ampel in Berlin. Söders Suche nach einer neuen Rolle muss nun kurz pausieren. Denn erstmal braucht er einen neuen Generalsekretär.
Stefan Leifert ist Leiter des ZDF-Landesstudios Bayern.