Andrij Melnyk: Berlin soll europäische Panzerallianz bilden

    Ukrainischer Vize-Außenminister:Melnyk fordert "europäische Panzerallianz"

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    Der Vize-Außenminister der Ukraine, Andrij Melnyk, fordert erneut die Lieferung von Panzern. Er wünsche sich ein Umdenken von Kanzler Scholz.

    Andrij Melnyk, der ehemalige Botschafter der Ukraine, während eines Iinterviews in Berlin.
    Andrij Melnyk fordert eine "europäische Panzerallianz" unter der Führung Berlins.
    Quelle: dpa

    Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk hat von der Bundesregierung erneut die Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern für den Abwehrkampf gegen Russland gefordert.
    Er wünsche sich von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), "dass er endlich die Zurückhaltung zum Beispiel beim Kampfpanzer Leopard und beim Schützenpanzer Marder überdenkt", sagte der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND).

    Melnyk fordert "Panzerallianz"

    "Wenn die Bundesregierung keinen Alleingang bei der Lieferung will, dann könnte Deutschland dabei eine Führungsrolle auf dem Kontinent verfolgen, eine europäische Panzerallianz schmieden." Eine solche Allianz hatte Melnyk bereits im Oktober anlässlich seines Abgangs als Botschafter aus Berlin gefordert.
    Damals schlug er in der "Welt am Sonntag" vor, dass sich die europäischen Staaten mit vorhandenen Beständen an Leopard-2-Panzern zusammenschließen und zehn Prozent der insgesamt 2.000 Exemplare in die Ukraine liefern.

    Scholz gegen Alleingang bei Panzern

    Die Ukraine bittet ihre Verbündeten seit langem um Kampf- und Schützenpanzer westlicher Bauart. Nach ukrainischen Angaben laufen Gespräche mit der Bundesregierung über die Lieferung der deutschen Fabrikate Leopard 2 und Marder.
    Kanzler Scholz will solche Panzer nicht liefern, solange sie auch von anderen Bündnispartnern nicht bereitgestellt werden. Es werde keinen deutschen Alleingang in dieser Frage geben, hatte der SPD-Politiker immer wieder betont.

    Melnyk: "Brauchen auch dringend Munition"

    Melnyk sagte dem RND nun, neben Leopard und Marder brauche die Ukraine deutsche Panzerfahrzeuge vom Typ Fuchs und Wiesel. Der Fuchs ist ein Transportpanzer, der Wiesel ein leichtes und wendiges Kettenfahrzeug. "Was wir auch dringend benötigen, ist Munition", betonte der Vizeminister.
    Mit Blick auf den USA-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die amerikanische Zusage zur Lieferung eines Flugabwehrsystems Patriot sagte Melnyk:

    Die Ukrainer hoffen, dass auch Kanzler Scholz und die Ampel-Koalition diesem Beispiel der Amerikaner folgen werden, um die militärische Unterstützung meiner Heimat ohne Wenn und Aber massiv zu erhöhen. Das schließt auch deutsche Patriot-Systeme ein.

    Andrij Melnyk, ukrainischer Vize-Außenminister

    Die Bundeswehr verfügt auch über diese Abwehrwaffen und hat Polen erst kürzlich die Verlegung dreier Systeme zugesichert. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hat aber bereits klargemacht, dass nun keine mehr für die Ukraine zur Verfügung stünden.

    Scharfe Kritik an Bundesregierung

    Melnyk war fast acht Jahre Botschafter in Deutschland und kehrte Mitte Oktober nach Kiew zurück. Er hatte sich mit - für einen Diplomaten ungewöhnlich scharfer - Kritik an der Bundesregierung einen Namen gemacht.
    In den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde er zu einem der häufigsten Gäste in deutschen Talkshows. Unablässig forderte Melnyk Kampfpanzer und Luftabwehrgeschütze und warf der Bundesregierung Zögerlichkeit vor.
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    Quelle: dpa
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