Kanzlerin Merkel setzt wenig Hoffnung in die Verhandlungen über die Zeit nach dem Brexit. Wenn Großbritannien bestimmen wolle, müsse es mit den wirtschaftlichen Konsequenzen leben.
Kanzlerin Merkel betont, dass sie nur geringe Erwartungen an die Gespräche der EU mit Großbritannien über die Zeit nach dem Brexit habe.
Geregelter Austritt nur gemeinsam möglich
"Natürlich läge es im Interesse Großbritanniens und aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union, einen geregelten Austritt hinzubekommen", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". "Das setzt aber voraus, dass beide Seiten das wollen", sagte sie.
Die Regierung von Premierminister Boris Johnson wolle selbst festlegen, in welcher Stellung das Land zur EU stehen wolle.
Wenn Großbritannien bei Umwelt, Arbeitsmarkt oder Sozialstandards keine vergleichbaren Regeln haben wolle, "dann werden unsere Beziehungen weniger intensiv sein", stellte die Kanzlerin klar.
Nach der Brexitentscheidung hieß es schon bald, dass Tausende Arbeitsplätze nach Frankfurt verlegt werden könnten. Was ist daraus geworden? Kamen die Banker in Scharen?
Die EU-27 definieren nicht mehr
"Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass wir es sind, die definieren, was Großbritannien wollen sollte", sagte die Kanzlerin. "Großbritannien definiert - und wir geben als EU-27 die geeignete Antwort."
Vier Monate nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU stocken die Verhandlungen über ein Handelsabkommen. Ein Scheitern ist nicht ausgeschlossen. Die Verhandlungen über ein Handelsabkommen nach dem Brexit sind eines der zentralen Themen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die am ersten Juli beginnt.