Der Außenpolitiker Michael Roth glaubt nicht, dass die Gespräche zwischen Moskau und Kiew an diesem Donnerstag kurzfristige Lösungen bringen. Aussagen aus Moskau misstraue er.
Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, über die Aussage Moskaus, die Regierung der Ukraine nicht stürzen zu wollen
An diesem Donnerstag treffen sich der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba in der Türkei, um auszuloten, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden könnte. Das Treffen in Antalya ist das erste Gespräch zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine auf Regierungsebene seit Ausbruch der Kämpfe.
Roth: Ukraine braucht keine Ratschläge des Westens
"Der schmutzige Krieg Putins muss beendet werden, und es ist gut, dass sich die russische Seite endlich bereit erklärt, sich auf politischer Ebene mit der Ukraine zu treffen", sagt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, im ZDF.
Wie weit sich Kiew auf die russische Seite zubewegen könnte, sei allein Sache der Ukraine, betonte der SPD-Politiker. Dazu brauche sie keine Ratschläge aus Berlin oder von anderen europäischen Staaten.
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"Jahrelang haben wir die Ukraine behandelt wie eine zweitklassige Macht, über die am Ende Herr Putin zu entscheiden hat", sagte der Außenpolitiker. Jetzt Ratschläge zu erteilen, sei mit einem Verständnis von Souveränität nicht vereinbar. "Am Ende muss das Ergebnis in vertraulichen Gesprächen auf den Tisch gelegt und ausverhandelt werden."
Roth: Putin scheint Wasser bis zum Hals zu stehen
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bisher immer gesagt, eine Waffenruhe könne es nur geben, wenn alle russischen Forderungen erfüllt seien.
Es liege an Putin, jetzt Fluchtkorridore zu schaffen und "verlässlich zu dem zu stehen, was jetzt geboten ist".
Auch sei es wichtig, in den Gesprächen mit Putin immer wieder deutlich zu machen, dass der Westen entschlossen und geschlossen an der Seite der Ukraine stehe.
Jetzt liege es an ihm, "diesen furchtbaren Krieg zu beenden".
Roth: Am Ende zählen nur Taten
Auf die Frage, wie ernst die Aussage aus dem russischen Außenministerium zu nehmen sei, man wolle die Regierung in der Ukraine gar nicht stürzen, sagte Roth:
Deshalb zählten am Ende nur Taten.
Er sei zunächst einmal froh, dass ein hochrangiger Politiker aus Russland mit der Regierung in der Ukraine spreche. Das sei offenkundig durch den geschlossenen Druck des Westens möglich geworden. "Ich kann mir aber derzeit keine kurzfristigen Lösungen vorstellen." Dazu müssten die Waffen schweigen.
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