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Niederlage in Kiew : Die russische Armee ist nicht unbesiegbar

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Russland hat seine politisch-militärischen Ziele in der Ukraine fast nirgendwo erreichen können. Im Donbass steht eine kriegsbestimmende Schlacht bevor.

Zerstörter russischer Panzer am 12.04.2022 in Kiew
Ein zerstörter russischer Panzer im Großraum Kiew.
Quelle: epa

Ende März kündigte Russland an, dass die erste Phase seiner "besonderen Militäroperation" in der Ukraine beendet sei und dass es in der nächsten Phase seine Kräfte auf die Ostukraine konzentrieren werde.

Das russische Verteidigungsministerium stellte den Rückzug aus der Region Kiew und der Nordostukraine so dar, als sei dies schon immer der Plan gewesen und als sei der Donbass von Anfang an das eigentliche Ziel gewesen.

Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Zu Beginn des Krieges war der russische Angriff auf die Ukraine hauptsächlich gegen Kiew gerichtet. Deshalb verlegte Russland seine Streitkräfte unter dem Deckmantel der Militärübung "Union Resolve" Anfang Februar zunächst nach Belarus und stellte außerdem große Kontingente in der Region Brjansk auf, um den Vorstoß auf Kiew zu unterstützen.

Der Plan war, Kiew in den ersten Tagen der Invasion einzunehmen und damit Fakten zu schaffen. Aus diesem Grund hat Russland bereits im Vorfeld mehrere Sondereinsatzkommandos, darunter auch Söldner, nach Kiew entsandt, um die politische und militärische Führung der Ukraine, darunter auch Präsident Selenskyj, festzusetzen oder zu töten und so jeglichen weiteren Widerstand auszuschalten.

Der übermäßig riskante Einsatz von Elite-Fallschirmjägereinheiten auf dem Flughafen Hostomel nordwestlich von Kiew gleich am ersten Tag der Invasion diente demselben Zweck: den Flughafen zu sichern und so den Weg für den Lufttransport weiterer Truppen zu ebnen, die dann direkt in die Hauptstadt einmarschieren sollten.

Die Ukraine leistete jedoch Widerstand und schaffte es, die eingesetzten Luftlandekräfte zu vernichten, bevor die russische Verstärkung eintreffen konnte. Die geplante Luftbrücke kam nie zustande. Ein weiterer Vorstoß aus der Luft, der zwei Tage später gegen den südwestlich von Kiew gelegenen Flughafen Vasilkyv geführt wurde, blieb ebenfalls erfolglos.

Russische Niederlagen auch bei anderen Angriffen

Ebenso griff Russland Tschernihiw an der trilateralen Grenze zwischen Russland, Belarus und der Ukraine an, um einerseits den Durchmarsch seiner Truppen in Richtung Kiew zu sichern und andererseits die Kontrolle über die Eisenbahnlinie in die Hauptstadt zu erlangen. Dies hätte es den Angreifern ermöglicht, per Zug zusätzliche Kräfte und Nachschub gegen Kiew zu organisieren. Tschernihiw leistete jedoch Widerstand, bis sich die russischen Truppen zurückziehen mussten.

Der Angriff auf Sumy im Nordosten der Ukraine diente demselben Ziel: Als die russische Führung erkannte, dass die Einnahme von Sumy nicht einfach sein würde, kesselten ihre Truppen die Stadt ein und marschierten nach Westen, um Kiew von Osten her anzugreifen. Es gelang ihnen, bei Brovary den Rand der Hauptstadt zu erreichen, wo sie aufgehalten wurden.

Mit anderen Worten: Die Ukraine besiegte Russland bei Kiew und im Nordosten. Obwohl die Ukraine - insbesondere die Zivilbevölkerung - einen hohen Preis zahlte, gelang es ihr, Russland an der Verwirklichung seiner Pläne zu hindern, welche vorsahen, die ukrainische Führung auszulöschen und die Hauptstadt einzunehmen.

Charkiw und Odessa: Widerstand in großen Städten

Ein weiterer russischer Fehlschlag ereignete sich im Nordosten des Landes. Nach den russischen Plänen sollte Charkiw in den ersten Tagen der Invasion fallen. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine leistet jedoch auch nach 49 Kriegstagen weiterhin Widerstand.

Auch im Südwesten konnten die russischen Streitkräfte ihre ursprünglichen Pläne nicht verwirklichen. Zwar gelang es ihnen, Cherson einzunehmen, doch wurden sie schließlich bei Mykolaiv gestoppt. Heftiger Widerstand und ein gut abgepasster ukrainischer Gegenangriff warfen die russischen Truppen zurück.

Damit sind Russlands Pläne, Odessa einzunehmen und damit die Ukraine vom Schwarzen Meer abzuschneiden, eklatant gescheitert und scheinen für längere Zeit, wenn nicht sogar für immer, vom Tisch zu sein.

Russlands Schwenk bei den Kriegszielen soll ablenken

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie fadenscheinig Russlands Behauptung ist, die Donbass-Region sei schon immer das Hauptziel gewesen. Der Donbass war nie das primäre Ziel des russischen Angriffs. Vielmehr war er ursprünglich eine Nebenfront, die erst dann zur Hauptstoßrichtung "befördert" wurde, als Russland aufgrund des starken Widerstands der Ukraine sein ursprüngliches Ziel nicht verwirklichen konnte.

Das heißt aber keineswegs, dass Moskau die ukrainischen Kräfte im Donbass nicht besiegen könnte. Die größte Schlacht des Krieges steht noch bevor.

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