Kämpfe im Osten: Ukraine erringt Erfolge auf dem Feld
Kämpfe im Osten gehen weiter:Ukraine erringt Erfolge auf dem Feld
von Christian Mölling und András Rácz
30.09.2022 | 21:26
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In Moskau feiert Putin die Annexionen von vier ukrainischen Gebieten, doch auf das Gefechtsfeld wirkt sich das nicht aus: Die Ukraine verbucht weitere militärische Erfolge.
Der russische Präsident Putin kündigte am 21. September 2022 eine teilweise Militärmobilisierung in Russland an, die ersten Reservisten sind nun angekommen.
Quelle: Imago
Am Nachmittag des 30. September gab der russische Präsident Wladimir Putin bekannt, dass Russland die vier besetzten Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja annektiert. Moskau erhebt Anspruch auf das gesamte Territorium dieser Regionen, auch wenn Russland keine von ihnen vollständig besetzt hält.
Während die Region Luhansk mit Ausnahme einiger kleiner Siedlungen fast vollständig unter russischer Kontrolle steht, kontrolliert Moskau in der Region Saporischschja nicht einmal die Regionalhauptstadt.
Der russische Präsident betonte, dass Moskau bereit sei, alle verfügbaren Mittel zur Verteidigung dieser Gebiete einzusetzen. Er deutete an, dass dies notfalls auch Massenvernichtungswaffen beinhalte.
Teilmobilisierung spricht gegen Atomwaffen
Die kürzlich angekündigte Teilmobilisierung in Russland scheint jedoch darauf hinzudeuten, dass der Kreml den Krieg mit konventionellen Mitteln gewinnen will, während die Andeutungen über Atomwaffeneinsätze primär der Abschreckung dienen.
Die behauptete Annexion ist ein Hinweis darauf, dass sich Russlands militärische Ziele in der Ukraine nun darauf beschränken, die vier Regionen zu halten und möglicherweise ihre noch unter ukrainischer Kontrolle stehenden Teile zu besetzen.
Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass Russland in der Lage wäre, in absehbarer Zeit neue Fronten gegen die Ukraine zu eröffnen.
Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Kiew wird Rückeroberung fortsetzen
Kiew ist nicht bereit, die von Russland beanspruchte Souveränität über die besetzten ukrainischen Gebiete zu akzeptieren. Stattdessen beabsichtigt die Ukraine, die Befreiung der besetzten Gebiete fortzusetzen.
Dabei kann Kiew auf die tatkräftige Unterstützung sowohl der Vereinigten Staaten als auch der EU zählen. Russlands Plan, den Westen und die Ukraine von der Fortsetzung des Krieges abzuhalten, scheint nicht aufzugehen.
Ukraine-Karte mit dem umkämpften Ort Lyman
Quelle: ZDF
Kämpfe am Boden gehen weiter
Im Donbass rücken die ukrainischen Streitkräfte weiter auf Lyman, einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, vor und versuchen, die Stadt einzukesseln. Wenn die Ukraine die Kontrolle über diese Siedlung wiedererlangt, könnte dies den Weg zu den anderen besetzten Teilen der Region Luhansk und auch zum Rest der Region Donezk öffnen.
Sollte Russland die Kontrolle über Lyman verlieren, würde dies außerdem Russlands Pläne ernsthaft gefährden, das Flussufer des Oskil als Verteidigungsposition zu nutzen.
Mobilisierte russische Soldaten: Training nur an der Front
In der Zwischenzeit sind die ersten Soldaten, die im Rahmen der Teilmobilisierung Russlands einberufen wurden, in der Ukraine eingetroffen. Dies zeigt, dass Moskau nicht beabsichtigt, die erste Welle der mobilisierten Soldaten mit einer ausreichenden Auffrischungsausbildung zu versehen.
Stattdessen ist offenbar geplant, dass die mobilisierten Reservisten ihre Fähigkeiten direkt an der Front erneuern. Diese Methode ist zwar wahrscheinlich schneller als eine längere Ausbildung auf konventionellem Trainingsgelände, führt aber unweigerlich zu Verlusten unter den Reservisten, möglicherweise sogar zu schweren Verlusten, je nachdem, welche Aufgabe ihnen zugeteilt wird.
Um aus der schwachen Moral der mobilisierten Reservisten Kapital zu schlagen, intensivierte die Ukraine ihre PR-Kampagne, die darauf abzielte, die russischen Reservisten zur Kapitulation zu bewegen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.