Russland attackiert Kiew von mehreren Seiten, zerstört einen Flughafen, die Lage im eingekesselten Mariupol wird immer dramatischer. Ärzte ohne Grenzen warnen vor einer Tragödie.
Mit Angriffen von mehreren Seiten erhöht die russische Armee den Druck auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Bei Luftangriffen im 40 Kilometer südlich gelegenen Wasylkiw wurde nach Angaben des Bürgermeisters am Samstag der Flughafen zerstört, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen. Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser und eine Moschee gab es auch in anderen Landesteilen der Ukraine, darunter im belagerten Mariupol.
Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor. AFP-Reporter berichteten am Samstag von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews. Nach Angaben des Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im "Belagerungszustand".
Verfolgen Sie hier die aktuelle Lage - fortlaufend aktualisiert:
- Separatisten erobern Stadtteile von Mariupol
Weiter Kämpfe in den Randbezirken Kiews, Evakuierung in Mariupol ist wieder gescheitert, Putin informiert Scholz und Macron über die "wahre Sachlage" - Tag 17 des Ukraine-Krieges.
Sirenenalarm in Odessa, Dnipro, Charkiw
Sirenen warnten am Samstagmorgen auch in den Großstädten Odessa, Dnipro und Charkiw vor Luftangriffen. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Mykolajiw beschoss die russische Armee mehrere Krankenhäuser, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.
Die Russen rücken in der Ukraine vor - die Schwarzmeerküste werde "komplett kontrolliert", sagte Ex-General Vad im ZDF. Der Kampf um Kiew werde indes "systematisch vorbereitet".
Besonders dramatisch ist die Lage weiterhin in der eingekesselten Hafenstadt Mariupol, wo nach Behördenangaben in den ersten zwölf Tagen russischer Belagerung mehr als 1.500 Zivilisten starben. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von der "schlimmsten humanitären Katastrophe auf dem Planeten". Prorussische Separatisten haben ukrainischen Angaben zufolge inzwischen östlich gelegene Randbezirke von Mariupol erorbert.
Ukraine wirft Russland Angriff auf Moschee vor
Am Samstag erklärte Kulebas Ministerium, die russische Armee habe in Mariupol eine Moschee angegriffen, in der mehr als 80 Zivilisten Zuflucht gesucht hätten, darunter auch türkische Staatsbürger.
Für Samstag war erneut ein Versuch geplant, Zivilisten aus Mariupol über einen Fluchtkorridor ins 200 Kilometer entfernte Saporischschja zu bringen. Kiew hatte der russischen Armee in den vergangenen Tagen immer wieder die Verhinderung ähnlicher Evakuierungsversuche vorgeworfen.
- "Mariupol ist die Hölle"
Die ukrainische Küstenstadt Mariupol steht unter Dauerbeschuss. Es gibt keinen Strom, kein Wasser, Leichen liegen in den Straßen. Augenzeugen liefern dramatische Berichte.
Ärzte ohne Grenzen warnen vor "unvorstellbarer Tragödie"
Am Freitag hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland zudem beschuldigt, die Lieferung von Essen, Wasser und Medizin nach Mariupol zu blockieren. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnte angesichts der humanitären Krise in der Ukraine vor einer "unvorstellbaren Tragödie".
Selenskyj richtete einen Video-Appell an die Mütter russischer Soldaten. "Schicken Sie Ihre Kinder nicht in den Krieg in einem fremden Land", sagte er. "Die Ukraine hat diesen schrecklichen Krieg nie gewollt." Sein Land werde sich aber verteidigen.
Putin bewilligt Einsatz von 16.000 Söldnern
Selenskyj zufolge wurden seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 12.000 russische Soldaten getötet. Moskau hatte in der vergangenen Woche von knapp 500 getöteten Soldaten gesprochen. Die USA gehen von 2.000 bis 4.000 Toten auf russischer Seite aus.
Inzwischen kämpfen auf beiden Seiten auch ausländische Kämpfer. Selenskyj warf Russland am Freitag vor, "syrische Mörder" anzuheuern, um die Ukraine zu "zerstören". Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zuvor den Einsatz von 16.000 hauptsächlich aus dem Nahen Osten stammenden Söldnern bewilligt.
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